Schwerer Jäger

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Der schwere Jäger ist ein Jagdflugzeug, bei dem das Hauptaugenmerk auf starker Offensivbewaffnung, hoher Geschwindigkeit und großer Reichweite liegt, meist zu Lasten von Wendigkeit und Steigfähigkeit.

Zielaufgaben des schweren Jägers[Bearbeiten]

Der schwere Jäger soll das Zeitfenster der Jägeraufgaben enorm vergrößern. Aufgrund der begrenzten Treibstoffvorräte sind die Überlegenheitsjäger in der Regel auf einen Einsatz von 90 Minuten beschränkt, nach denen sie betankt und gewartet werden müssen.

Die Aufgaben des Jagdflugzeuges[Bearbeiten]

  • Luftraumdeckung: Der Jäger schützt einen Luftraum, in dem er in mittlerer Höhe wacht, vor tief einfliegenden Jagdbombern oder hoch fliegenden Aufklärern/Störbombern.
  • Geleitschutz: Der Jäger fliegt einige hundert Meter über dem Bomberschwarm, wird dieser von feindlichen Jägern angegriffen, so stößt er mit sehr großer Fahrt auf den Feind herab und deckt die Bomber, vor allem im Zielanflug, wo die Bomber kaum Ausweichmanöver fliegen können.
  • Patrouille: Der Jäger fliegt eine Patrouillelinie ab und greift dabei gesichtete Luftziele an bzw. meldet Feindbewegungen
  • Patrouille/wilde Jagd: Der Jäger patrouilliert in einem definierten Luftraum und greift dabei alles an, was er beschädigen oder zerstören kann.
  • Abfangmanöver: Der Jäger wird per Luftraumaufklärung zu einer feindlichen Angriffsformation geleitet und bekämpft diese mit Bordwaffen.
  • Rendezvous: Der Jäger wird zu einer verbündeten Formation geleitet, um sich dieser anzuschließen und sie zu schützen, während die ursprünglichen Geleitschutzjäger in eine Defensivposition (über den Bombern) schwenkt, da sie keinen Treibstoff bzw. keine Munition mehr hat.

Besonderheiten des schweren Jägers in diesen Aufgaben[Bearbeiten]

  • Der schwere Jäger kann durch größere Treibstoffreserven einen Luftraum entscheidend länger decken. Daher kann er den Bomberschwärmen vorausfliegen und die Abfangjäger in einen Luftkampf verwickeln, während die Bomber mit ihrem engen Geleitschutz hindurchfliegen. Nachdem die Feindjäger abdrehen müssen (maximale Kampfdauer: 10 Minuten) warten die schweren Jäger auf dieser Position, bis sie von Rendezvousjägern abgelöst werden, welche die Bomber heimgeleiten.
  • Bei Geleitschutzaufgaben ist der schwere Jäger zwar eine schlechte Wahl, jedoch kann er sehr weit Geleitschutz geben (Reichweite) und lokale Jagdbomberaufgaben übernehmen. Ein "Überfallangriff" wurde nicht selten mit einem Tiefflugangriff der schweren Jäger eingeleitet, welche mit Splitterbomben die Flakstellungen bzw. Scheinwerferbatterien bekämpften, bevor die Bomber im Zielgebiet eintrafen.
  • Durch die höhere Reichweite und die Fähigkeit lange Zeit mit voller Leistung zu fliegen, eignet sich der schwere Jäger sehr gut für Abfangaufgaben
  • Wie sich durch die großen Verluste bei den Modellen Blenheim (RAF) und Me110 (RLW) herausstellte, sind schwere Jäger nur sehr bedingt für Patrouillenaufgaben geeignet, solange sie dabei mit Überlegenheitsjägern rechnen müssen. Nachts oder bei schlechtem Wetter sind sie jedoch eine perfekt angepasste und tödliche Waffe.
  • Rendezvous ist dem schweren Jäger sehr leicht möglich: Er besitzt gute Navigationsfähigkeit und kann aufgrund seiner großen Endgeschwindigkeit, der großen Flughöhe (Übersicht) und der großen Reichweite entscheidend länger nach einem Bomberschwarm suchen.
  • Abfangaufgaben: Sobald der Gegner eine taktisch-operative Komponente in seinen Angriff einbringt, indem er Täuschungsangriffe durchführt und Scheinziele attackiert, sind schwere Jäger für die Lufthoheit unerlässlich: Sie können aufgrund ihrer Reserven noch ein Alternativziel verteidigen, lange Zeit den Bombern hinterher jagen und können so einen größeren Luftraum sichern. Außerdem sind ihre Zellen besser geeignet, mehr und größere Geschütze aufzunehmen, mit größerem Kaliber und größeren Munitionsreserven. Wegen des mehrmotorigen Aufbaus muss nicht vom Flügel (Parallaxe) oder durch den Propeller (mäßige Kadenz) geschossen werden. Ihre Flügelstationen können mehr und vielfältigere Waffen (so auch Luft-Luft-Raketen) aufnehmen.
  • Die freie Jagd ist aufgrund der guten Zuladungsmöglichkeiten eine Stärke des schweren Jägers, allerdings nur, solange er nicht in einen Luftkampf mit Überlegenheitsjägern verwickelt wird.

Spezialaufgaben des schweren Jägers[Bearbeiten]

  • Jagdbomben
  • Pfadfinder (bessere Ausstattung mit Navigationseinrichtungen)
  • Dämmerungsjagd/Nachtjagd
  • Schlechtwetterjagd
  • Fernjagd
  • Kurieraufgaben
  • Aufklärung
  • Störangriffe

Konfiguration[Bearbeiten]

  • zumeist zweimotorig
  • Unterrumpfstationen/Bombenhalterungen unter Flügeln
  • Zusatztanks
  • großkalibrige Maschinengewehre/Kanonen (beim Mosquito sogar vier MG und vier MK)
  • große Munitionsreserven
  • Navigationseinrichtungen (Künstlicher Horizont, Funkpeilgeräte)
  • Verteidigungswaffen (Heckschütze)

Geschichte des schweren Jägers[Bearbeiten]

Die Aufgabe des schweren Jägers wurde von den Planungsbüros der Reichsluftwaffe ersonnen. Zu Anfang des Zweiten Weltkrieges waren sie Bestandteil der Massive-attack-Taktik und ein Grund für die großen Erfolge der Luftwaffe in Polen und Frankreich. Mit ihren Zuladungen konnten sie im Kampfgebiet in der wilden Jagd großen Terror auf ihren Gegner übertragen und den deutschen Truppen den Vormarsch sehr gut erleichtern.

Gerade England entwickelte jedoch schnell Maßnahmen gegen die Vorteile des schweren Jägers und konnte so seine empfindlichen Nachteile aufdecken und konsequent ausnutzen. Gerade eben die Konsequenz im Einsatz des schweren Jägers und seinen Aufgaben erleichterte es der RAF enorm, die Jäger aufzuspüren und mit einer Überzahl von leichten Jägern abzufangen. Da Deutschland zu keiner Zeit des Krieges in der Lage war einen strategischen Luftschlag zu führen, konnte die RAF ohne Weiteres die Bomber durchfliegen lassen und sich der Bekämpfung der schweren Jäger widmen. Ohne sie waren die leichten Jäger und die Bomber im Fernkrieg schutzlos und leichter angreifbar.

Die Gegenmaßnahme waren schwere Abwehrbewaffnungen an Bord der schweren Jäger: mehrläufige Hecklafetten, die jedoch mit der steigenden Fähigkeit der RAF-Jagdpiloten und ihren verbesserten Hurricane und Spitfire-Flugzeugen den Nachteil in puncto Manövrierbarkeit bzw. Geschwindigkeit nie wettmachen konnte.

Der schwere Jäger wurde immer mehr in seine Spezialrolle (siehe oben) gedrängt und erfüllte bis Kriegsende diese Aufgaben mit überzeugendem Erfolg.

Typen[Bearbeiten]

Reichsluftwaffe[Bearbeiten]

Besonders kennzeichnend für diese Epoche war der schwere Jäger Messerschmitt Bf 110, welcher durch den gesamten Krieg im Einsatz als schwerer Jäger war. Er war sehr robust (konnte mit einem ausgefallenen Motor noch gut landen), leistungsstark und mächtig bewaffnet. Obwohl es immer bessere Modelle gegeben hätte (so die Jagdvariante der Junkers Ju 88), hatte die Bf 110 jedoch ökonomische Vorteile auf ihrer Seite:
Motorgondel, Ölkühler, Außenflügel, Leitwerke, Cockpitvorderhälfte, Rumpfspanten (freilich mit größerer Streckung) und sogar das Spornrad waren "Nebenprodukte" aus der ständigen Weiterentwicklung der Messerschmitt Bf 109.
Sogar der Spinner war bei allen Modellen identisch, mit einer Öffnung für die durch das Getriebe feuernde MK der Bf 109, obwohl sich bei keinem Modell der Bf 110 dort ein Geschütz befunden hat.
Diese ökonomischen Vorteile mögen die RLW dazu bewogen haben, an der Bf 110 festzuhalten, obwohl ihre Tage längst gezählt waren. Die Hornisse (Me 210 und Me 410) wurden viel zu spät eingeführt, um noch die Oberhand wieder zu gewinnen. Selbstverständlich existierte auch von der Messerschmitt 266 eine schwere Jagdvariante.

Die in vielfacher Hinsicht revolutionäre Arado Ar 240 war einer dieser Versuche, die offenkundigen Nachteile der schweren Jäger auszugleichen. Durch eine wesentlich höhere Steigleistung und eine entscheidend höhere Marschfluggeschwindigkeit in größter Höhe, sollte sie sich feindlicher Überlegenheit elegant entziehen können (anstatt im Kurvengefecht von den wendigeren Abfangjägern ausmanövriert zu werden). Dazu wurde eine völlige Neuentwicklung beschritten, eine Druckkabine sollte die Leistungsfähigkeit des Piloten steigern. Der Kühler für die geplanten 2 x 1700 PS-Motoren (Modell DB 603) sollte direkt hinter dem Propeller in einer Lochnabe liegen und so aerodynamisch die Tragfläche nicht verkleinern. Im Start, bei niedriger Geschwindigkeit und zugleich hoher Belastung der Motoren wäre so allerdings der Motor überhitzt worden, folglich baute man in die Fahrwerksklappen Zusatzkühler ein, die eingefahren dann auch aerodynamisch keine Bedeutung mehr hatten, wenn das Flugzeug erst einmal abgehoben hatte. Leider standen nur die wesentlich schwächeren DB 601 Motoren zur Verfügung, was dem insgesamt sehr schweren Flugzeug einen Leistungsknick verpasste. Defensiv sollte hinter dem Piloten ein Abwehrschütze zum Einsatz kommen. Zur Konzentration des Gewichtes auf die Zelle wurde nicht dem Vorschlag entsprochen, ein Abwehr-MG in die Heckspitze einzubauen. Stattdessen wurden je zwei schnellfeuernde 7.92 mm MG 81 in servogesteuerten Lafetten, über und unter dem Rumpf, angebracht, die ein großes Schussfeld abdeckten und durch eine Periskopeinrichtung visiert wurden. So war die Ar 240, ähnlich wie die Me 210 und die Me 410, in der Lage, auch von hinten unten angreifende Feindjäger mit einem Heck-MG zu beschießen.

International[Bearbeiten]

Siehe auch: Schlachtflugzeug, Kampfflugzeug, Gunship, Liste von Flugzeugtypen


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