Raumanthropodysmorphie

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Der Verfremdungsprozess in der räumlichen Wahrnehmung von Menschen, der zum einen eine plötzliche Umgestaltung der eigenen Umgebung bewirkt und zum anderen auf eine subjektiv erlebte Körperveränderung zurück zu führen ist, wird als Raumanthropodysmorphie bezeichnet. In der evidenz-basierten Studie und dem gleichnamigen Buch Die Erkrankung des Raumes taucht der Begriff erstmals auf. Die Studie untersucht das Phänomen an Menschen, die lebensbedrohlich an Krebs erkrankt sind. Der Begriff bildet sich jedoch nicht nur aus dem Verformungsgedanken, die den Studienbeobachtungen zu Grunde liegt sondern auch in Anlehung an eine Phänomenologie innerer Präsenz und Inkorporierung eines Merleau-Ponty. Die Begriffsverwandtschaft zur Anthropomorphie wirft unweigerlich und ganz bewusst die weiterführende Frage nach der Möglichkeit, neue Raumgestaltungsprinzipien für die Architektur abzuleiten, auf. Ein Büro, das sich bereits mit dieser Frage und der Gestaltung anthropodysmorph gestimmter Räume beschäftigt, ist kopvol architecture and psychology in den Niederlanden. Grundlegende Beobachtungen, die zur vertieften wissenschaftlichen Beschreibung einer Raumanthropodysmorphie dienen, werden zukünftig aus dem Bereich der Neurowissenschaften kommen und sind dann angelehnt an Theorien, die der Neurologe Adolf Grünbaum bereits 1930 in seinem Artikel Aphasie und Motorik beschreibt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Tanja C. Vollmer, Gemma Koppen: Die Erkrankung des Raumes. Utz, München 2010, ISBN 978-3-8316-0922-2 (Rezension).
  • Adolf Grünbaum: Aphasie und Motorik. Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 29, 385-412, 1930.
  • Maurice Merleau-Ponty: Phénoméologie de la perception. Gallimard Paris, 1945.
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