Raa Haq

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Raa Haq oder Reya Heq (kurdisch für „Weg der Wahrheit“ bzw. „Weg Gottes“) ist eine Glaubensgemeinschaft. Sie hat einen starken Bezug zu den Jesiden (Êzîden) im Irak und in Syrien und den Ahl-e Haqq (Yarîsan) im Iran und wurde genau wie diese beiden Religionen vom Sufismus beeinflusst.[1][2] Ethnisch gesehen ist Raa Haq relativ homogen. Die Anhänger sind Kurmancî und Kirmanckî sprechende Kurden.

Ihre Anhänger sind größtenteils in Ostanatolien (Nordkurdistan) beheimatet. Sie werden auch als Elewî bezeichnet und sind nicht zu verwechseln mit den türkischen Aleviten, welche zu dem Sufi-Orden der Bektaschi gehören und den arabischen Alawiten (Nusairier). Raa Haq ist eine humanistische, naturverbundene und esoterische Glaubensgemeinschaft. Sie folgen der Anschauung Enel Haq („Ich bin die absolute Wahrheit/der Gott“) des Sufi-Mystikers al-Hallādsch und betrachten alle Völker als gleichwertig.

Raa Haq bezeichnen ihren Gott als Haq bzw. Heq (aus dem kurdischen für „Das Recht“ oder „Die Wahrheit“) oder auch Xwedê. Raa Haq beten nicht wie Muslime in Moscheen, sondern verrichten ihre Gebete Richtung Sonne in einem „Civat“ (kurdisch für Versammlung). Dabei beten Männer und Frauen in einem gemeinsamen Civat. Die Gebete können überall verrichtet werden, auch im Freien. Anders als im Islam wird während des Gebets das Musikinstrument Tembûr gespielt; es gilt als heilig.

Raa Haq ist keine missionierende Religion. Man wird in die Religion als Zugehöriger hineingeboren. Dabei müssen beide Eltern Angehörige dieser Religion sein. Heiraten ist nur innerhalb derselben Kaste erlaubt. Die Raa-Haq-Gemeinschaft ist in drei Kasten unterteilt: In die der Mirid (Laienkaste), die der Pîr (Versammlungsleiter) und die der Rayver (Wegweiser). Der Mirid ist Anwärter und gilt als Laie. Ein Pîr hat die Aufgabe, das Civat zu leiten. Er ist im Rang eines Priesters. Rayver begleiten den Pîr und haben die Aufgabe, Angehörige der Miridenkaste in den Glauben einzuweisen und sie auf ihrem Weg zu einem „vollkommenen Menschen“ zu unterstützen, dem Ziel eines jeden Raa Haqi. Die Pîr und die Rayver sind die Priesterkasten.

Literatur[Bearbeiten]

  • Erdal Gezik, Çakmak Hüseyin: Raa Haqi – Riya Haqi: Dersim Aleviliği inanç terimleri sözlüğü. Kalan, Ankara, 2010. (ohne ISBN)
  • Izady Mehrdad: The Kurds: A Concise History and Fact Book. Taylor & Francis, 1992. ISBN 978-0844817279 (Englisch)
  • Faik Bulut: Ali'siz Alevilik. (Reihe „İslam'da Özgürlük Arayışı“ Nr. 1: „Suche nach Freiheit im Islam“). Istanbul, 2007. ISBN 9789757354772

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Nuri Dersimi: Kürdistan Tarihinde Dersim (Dersim in der Geschichte Kurdistans). Konkar, Köln 1988 (Nachdr. d. Ausg. im Verlag Ani Matbaasi, Aleppo 1952). S. 26, 38
  2. Susanne Güsten, APA: Ramadan-Krach bringt Hass auf Aleviten ans Tageslicht. Der Standard, 3. August 2012
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