Projekt Nationaler Qualifikationsrahmen – Sektoraler Qualifikationsrahmen

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Das Projekt Nationaler Qualifikationsrahmen – Sektoraler Qualifikationsrahmen (NQR-SQR) (englisch: National Qualifications Frameworks – Sectoral Qualifications Frameworks, NQF-SQF) wurde von einem Konsortium von elf Partnern und zwei stillen Partnern aus insgesamt neun europäischen Staaten initiiert. Sie repräsentieren verschiedene Institutionen und Unternehmen aus dem Bildungssystem und öffentlichen Einrichtungen. Das Projekt wird vom Institut Technik und Bildung, Universität Bremen, geleitet und von der DEKRA Akademie GmbH koordiniert. Finanziell wird es vom EU-Bildungsprogramm für Lebenslanges Lernen unterstützt. Die Umsetzung des NQR-SQR Projekts startete am 1. März 2010.

Ausgangslage[Bearbeiten]

Um die Äquivalenz von Qualifikationen jenseits nationaler Grenzen bestimmen zu können, wurden unabhängige Instrumente wie der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) entwickelt. Mit der Umsetzung des EQRs und der daraus folgenden Realisierung von nationalen Qualifikationsrahmen wurde in vielen europäischen Ländern eine politische Strategie zur Förderung des Lebenslangen Lernens etabliert. Grundsätzlich sollten Lernergebnisse über die EQR-Deskriptoren Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen für alle Qualifikationen unabhängig von Ursprungsland oder Organisation beschreibbar sein. Allerdings ist die ausschließliche Beschreibung von Qualifikationen im Sinne des EQRs nicht ausreichend, alle Zweifel im Hinblick auf ihren Wert auszuräumen: Der EQR als solcher stellt nicht genügend Kriterien für die Überprüfung und den Vergleich von Qualifikationen zur Verfügung. Es gibt einen großen Spielraum für kontroverse Sichtweisen auf die Qualifikationen, was ihre Zuordnung zu EQR-Niveaus und ihren relativen Wert im Verhältnis zu anderen Qualifikationen betrifft.

Intention[Bearbeiten]

Das Projekt NQR-SQR hat zum Ziel, die Voraussetzungen für Vergleichbarkeit von Qualifikationen auf der Basis von Lernergebnissen zu schaffen, die sich an den für den Arbeitsprozess notwendigen Fähigkeiten orientieren. Mittel- und langfristig sollen nationale und sektorale Qualifizierungsrahmen mit dem EQR verknüpft werden. Bei einigen ist das schon geschehen wie z.B. beim Irischen Qualifikationsrahmen. Die Qualifikationen sollen dabei als Lernergebnisse beschrieben werden, die dann einem Level innerhalb eines nationalen Qualifikationsrahmens zugeordnet werden, dessen Level wiederum denen des EQRs zugeordnet sind, wodurch eine Vergleichbarkeit ermöglicht werden soll. Letztlich sollen die Ergebnisse von Bildungsprozessen nicht nur im nationalen, sondern auch im europäischen Rahmen verwendet werden können: Jeder Bürger sollte ohne Schwierigkeiten jenseits nationaler Grenzen (weiter) lernen und einer qualifizierten Arbeit nachgehen können.

„Employability Grid“ – Raster zur Beurteilung der Referenzierbarkeit von Qualifikationsrahmen[Bearbeiten]

Das wichtigste Instrument zur Realisierung des Projekts ist ein Schattenraster, das im Rahmen des Projekts entwickelt wird, das so genannte „Employability Grid“. Dieses Raster soll sowohl zur Bewertung von Qualifikationen als auch zur Evaluation von Qualifikationsrahmen dienen. Es soll überprüfen, inwiefern Beschreibungen von Qualifikationsrahmen und Qualifikationen sichtbar machen, wie Lernergebnisse die Anforderungen des Arbeitsprozesses widerspiegeln. Auf diese Weise soll die Beschäftigungsfähigkeit von Berufstätigen am Europäischen Arbeitsmarkt unterstützt werden. Die untersuchten Sektoren sind Informations- und Kommunikationstechnik, Handel, Logistik und Bau.

Ziele[Bearbeiten]

Basierend auf dem „Employability Grid“ sieht das Projekt folgende Ziele vor:

  • Das Erstellen einer Typologie nationaler Qualifikationssysteme/-rahmen als Schnittstelle zwischen nationalen Bildungssystemen und dem EQR, strukturell angelehnt an das „Employability Grid“
  • Das Erstellen einer Typologie sektoraler Kompetenzen/ Qualifikationsrahmen, strukturell angelehnt an das „Employability Grid“
  • Das Erstellen einer Typologie sektoraler Kompetenzen/ Qualifikationsrahmen, strukturell angelehnt an Schnittstellen zu nationalen Qualifikationsrahmen
  • Die Entwicklung von Fallbeispielen anhand konkreter Arbeitsprozesse, bei denen die im Projekt entwickelten methodologischen Instrumente angewandt werden
  • Der Entwurf eines Modells zur Zusammenarbeit zwischen relevanten privaten und öffentlichen Stakeholdern, die das „Employability Grid“ als Referenzwerkzeug nutzen
  • Richtlinien für eine korrekte Anwendung des „Employability Grid“

Konferenzen[Bearbeiten]

Für eine bessere Implementierung des Projekts wurden zwei Konferenzen zwischen externen Experten und den Projektpartnern durchgeführt.

NQR-SQR Experten-Workshop in Sliema (Malta)[Bearbeiten]

Am 18. Februar 2011 diskutierten Experten aus ganz Europa in Sliema über „Methodologische Betrachtungsweisen in Bezug auf den EQR (Europäischer Qualifikationsrahmen)”.Einigkeit herrschte darüber, dass einheitliche Kriterien für die Zuordnung von Qualifikationen zu Qualifikationsrahmen und von Qualifikationsrahmenniveaus untereinander über die zugrundeliegenden Arbeitsprozesse festzulegen seien. Um die sich ändernden Anforderungen in den Arbeitsprozessen meistern zu können, sei es unabdingbar, diese Kriterien möglichst flexibel zu gestalten. Gleichzeitig bräuchte es stabile und transparente Regeln, die mit dem EQR kompatibel sind. Nur eine kontinuierliche Debatte könne die nötigen Bedingungen schaffen. Die entscheidende Frage sei, wie sich die relevanten Stakeholder in diese Debatte einbinden lassen. Zudem müssten die technischen, finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen hierfür erfüllt werden.

Konferenz zum Thema „Qualifikationsrahmen – ein Beitrag zur Entwicklung eines europäischen Arbeitsmarktes?”[Bearbeiten]

Die Konferenz wurde in Kooperation zwischen den beiden Europäischen Projekten „Matching Frames“ und „NQF-SQF“ geplant und in einer Medienpartnerschaft mit dem Bayerischen Rundfunk am 25. und 26. Juni 2012 in München umgesetzt. Unter dem Titel „Qualifikationsrahmen – ein Beitrag zur Entwicklung eines europäischen Arbeitsmarktes?” wurde auf der zweitägigen Veranstaltung erörtert, wie weit dieser Entwicklungsprozess bereits fortgeschritten ist und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind. Der erste Konferenztag beschäftigte sich überwiegend mit der Situation in Deutschland und dem deutschen Qualifikationsrahmen. Dabei wurden unter anderem die verschiedenen Europäischen Instrumente zur Nutzung und Absicherung von Qualifikationsrahmen diskutiert, und wie sie sich für die Gestaltung von Lehrplänen nutzen lassen. So lässt sich in der beruflichen Bildung ein Paradigmenwechsel von der Input- hin zur Outcome-Orientierung beobachten. Dieser Weg zur Lernergebnisorientierung liegt auch im Kompetenzverständnis, das durch den Deutschen Qualifikationsrahmen vorgegeben wird. Die abschließende Podiumsdiskussion bestärkte die These, dass sich Kompetenz nicht allein über Abschlüsse definieren dürfe, sondern auch Erfahrungen, die im Privat- und Berufsleben gemacht werden, mit einbezogen werden müssen.

Der zweite Konferenztag beleuchtete die Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens in anderen europäischen Ländern. Hierfür traten Referenten und Diskutanten aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Malta, Litauen, Norwegen, Irland und Spanien auf. Ein breiter Konsens herrschte bei den Teilnehmern darüber, dass hierfür länderübergreifendes Vertrauen vonnöten sei und ein Beharren auf nationale Interessen das Projekt zum Scheitern verurteilen würde. Die gesamte Europäische Union bedeute mehr als nur eine wirtschaftliche Vereinigung.

Nachhaltige Zusammenarbeit[Bearbeiten]

Die weitere Zusammenarbeit sollte sich zunächst auf die EQR-Beratungsgruppe (EQF Advisory Board) aus Vertretern nationaler Behörden und sonstigen Beteiligten konzentrieren. Dabei geht es vor allem darum, die Informationskluft zwischen EQR Experten und möglichen Nutzern zu beseitigen. Langfristig müssen sich alle Beteiligten darauf verlassen können, dass Qualifikationen länderübergreifend nach gleichen Kriterien eingestuft werden. Das funktioniert nur, wenn die Mitglieder der geplanten Community eine „Zone gegenseitigen Vertrauens“ schaffen.

Partner[Bearbeiten]

Partner des NQR-SQR Projekts sind:

  • Universität Bremen, Institut für Technik und Bildung, DE (Promoter)
  • DEKRA Akademie GmbH, DE (Co-ordinator)
  • 3s researchlaboratory, AT
  • Associaton pour le développement de la formation (AFT-IFTIM), FR
  • FundaciónLaboral de Metal, ES
  • Autoritatea Nationala pentru Calificari (ANC), RO
  • Lux Personal & Kommunikation, DE
  • Centre Regional pour le développement, la formation et l’insertion des jeunes (CREDIJ), FR
  • Politecnico di Torino, IT
  • ΓΕΝΙΚΗ ΓΡΑΜΜΑΤΕΙΑ ΔΙΑ ΒΙΟΥ ΜΑΘΗΣΗΣ , EL
  • Kunsill Malti ghall-Kwalifiki , MT
  • Kenniscentrum Handel, NL
  • IG Metall, DE

Weblinks[Bearbeiten]

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