Piotr Fergusson Tepper

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Piotr Fergusson Tepper der jüngere (*1713 in Warschau; † 26. April 1794 ebenda) war ein polnischer Bankier.

en:Piotr Fergusson Tepper war der reichste Bankier in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Polen. Er war der Sohn von Wilhelm Fergusson und Katarzyna Konkordia Tepperowa. 1790 war er Alleinerbe seines Onkels Piotr Tepper dem Älteren (*11. Oktober 1702, Posen † 8. Mai 1790, Warschau)[A 1]. Tepper war Besitzer eines Handelshauses und von Ländereien in de:Masowien und de:Wolhynien. Tepper, der Hauptkreditgeber von König de:Stanislaus II. August Poniatowski und dem Finanzministerium des de:Rzeczpospolita de:Polen-Litauen. Er verhandelte und fungierte als Vermittler bei der Aufnahme von Krediten durch König de:Stanislaus II. August Poniatowski. 1793 schuldete ihm der König etwa 11,5 Millionen de:Złoty. [1] Tepper gewährte auch de:Katharina II. Kredite. Ab 1787 gehörte die de:Kaiserlich Russische Armee zu seinen Kunden. Ab 1775 pachtete er mit pl:Piotr Blank die nationale Lotterie für jährlich 300.000 Polnische Zloty. 1793 ging er zusammen mit mehreren anderen polnischen Banken bankrott. Piotr Fergusson Tepper wurde bei Unruhen zur Zeit des en:Warsaw Uprising (1794) de:Kościuszko-Aufstand tödlich verwundet, als sein Handels- und Bankhaus in der Miodowa-Straße am 20. April 1794 geplündert wurde.

Piotr Fergusson, seine Frau, Söhne und Töchter wurden auf dem de:Evangelisch-Augsburgischer Friedhof (Warschau) beigesetzt.[2]

Piotr Tepper's palace (de:Palast zu den vier Winden) in Warschau.
Grab von Piotr Tepper auf dem de:Evangelisch-Augsburgischer Friedhof (Warschau) in Warschau (Allee 9, Grab 38)

Inhaltsverzeichnis

Bankhaus Tepper[Bearbeiten]

Das Bankhaus Tepper finanzierte den Aufbau von Manufakturen z. B. eine Leinwandmanufaktur in de:Łowicz. Der Name Tepper wird auch in der Direktion der Kompanie für Wollmanufaktur 102 und in der Kompanie für Salzgewinnung erwähnt. Als nach der 1. Teilung der Rzeczpospolita die polnischen Salzvorkommen bei de:Bochnia und de:Wieliczka zu Österreich gehörten und die Rzeczpospolita Salz einführen mußte , übernahm Tepper , der damals gleichzeitig Bankier des Königs war, den Import des Salzes. Er schloß mit dem galizischen Gubernium einen Salzkontrakt über die Einfuhr von Salz für 400 000 Gulden ab.

Um 1775 ging die Leitung der Firma allmählich über in die Hände von Piotr Tepper aus der Familie der Fergusson, einem Neffen von Piotr Tepper dem Älteren, den er 1768 adoptiert hatte. Unter der Führung von Piotr Fergusson - Tepper gelangte das Warschauer Bankhaus auf den Höhepunkt seiner Entwicklung.

Nach der Öffnung der Schwarzmeerhäfen für den Handel der Rzeczpospolita legte Tepper ein Kontor in de:Cherson an und bemühte sich um die Intensivierung des polnisch - litauischen Handels in südöstlicher Richtung. Einblick in den Umfang der Handelsgeschäfte des Bankhauses Tepper ermöglicht ein Inventarverzeichnis aus den 1780er Jahren. Danach betrug der Wert der Warenvorräte, die hauptsächlich in Seidenwaren bestanden , über 1,2 Millionen de:Reichstaler.

Leipziger Messe[Bearbeiten]

Obwohl nicht nachweisbar ist, dass Teppersche Unternehmen Waren über die Leipziger Messen bezogen haben, lassen Einzelbelege vermuten, dass ein großer Teil der von ihnen gehandelte Artikel in Leipzig eingekauft wurde. Im Zusammenhang mit der Intervention der russischen Truppen de:Russisch-Polnischer Krieg (1792) verschlechterte sich 1792 die Lage Teppers. Sein Auslandskredit schwand mehr und mehr. Als schließlich der Berliner Bankier Martin Salomon Levy (1757-1813) eine zugesagte Anleihe nicht gewährte, verlor das Bankhaus Tepper Ende 1792 sämtliche ausländische Kredit, und es kam zu den ersten Wechselprotesten. Der Konkurs war nicht mehr aufzuhalten. Er erfolgte offiziell im Februar 1793. Teppers Bankrott löste den wirtschaftlichen Zusammenbruch seiner Schwiegersöhne Karol Szulz und August Wilhelm Arndt aus. Von den Gläubigern wurden Szulz und Arndt als Gesellschafter des Schwiegervaters angesehen. Sie bezeichneten deshalb das Unternehmen Teppers als Tepper und Kompanie. Außer Tepper , Szulz und Arndt gingen 1793 , dem Jahr der Bankenkrise in Polen/Litauen, auch Prot Potocki , Fryderyk Kabryt pl:Fryderyk Cabrit, Maciej Łyszkiewicz aus Warschau , David Heyzler in Lublin und Jan Klug in Posen Konkurs . Der Konkurs von Tepper und Komp . wurde auf der de:Leipziger Messe Ostermesse 1793 bekannt . Fast zur gleichen Zeit wie in Polen/Litauen kam es auch in anderen europäischen Städten wie London , Amsterdam und Hamburg Bankrotte zu Konkursen, die den kaufmännischen Kredit und den Wechselverkehr schwer erschütterten. Für die Handelsgeschäfte auf den Leipziger Messen hatte jedoch der Bankrott von Piotr Fergusson - Tepper die ärgsten Folgen, denn Teppers Sturz blieb nicht auf ihn und seine Schwiegersöhne Szulz und Arndt beschränkt, sondern führte auch zum Bankrott einer großen Anzahl weiterer Handelshäuser in Warschau und anderen Städten Polen/Litauens, die mit Tepper in Verbindung standen, daneben aber auch auf den Leipziger Messen beträchtliche Einkäufe auf Kredit getätigt hatten. So mussten sich z. B. im Zusammenhang mit Teppers Bankrott die Warschauer Kaufleute Gebrüder Heryng und Valentin Heryng , die in Leipzig als angesehen galten, für zahlungsunfähig erklären [3]de:Karl Joseph Stegmanns Vater hatte durch den Tepperschen Bankrott in Warschau sein gesamtes Vermögen verloren.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Piotr Tepper dem Älteren (*11. Oktober 1702, Posen † 8. Mai 1790, Warschau) Herr Petrus Tepper war Ältestenrat der de:Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen und erwirkte von de:Stanislaus II. August Poniatowski die Baugenehmigung für die de:Dreifaltigkeitskirche (Warschau). [1][2]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Peter Paul Bajer Scots in the Polish-Lithuanian Commonwealth, 16th to 18th Century, 2012 S. 318
  2. Tepper, Piotr Fergusson (um 1713–1794). Geschäftsmann in Warschau; der wohlhabenste Bankier Polens seiner Zeit. Sein Sohn Piotr Karol Tepper (1766–1817) war ebenfalls Bankier. vgl.: Liliane Weissberg, Benjamin Veitel Ephraim – Kaufmann, Schriftsteller 2021, [3]
  3. Josef Reinhold, Polen/Litauen auf den Leipziger Messen des 18, Jahrhunderts: 1971, S. 100, S. 101S.