Pflicht zur Milchablieferung im NS-Regime 1941
Die Pflicht zur Milchablieferung im NS-Regime 1941 wurde verschärft, um die Fettversorgung im Rahmen der Kriegswirtschaft zu verbessern. Um die Erzeugung von Butter zu erhöhen, wurden nicht nur die Milchablieferungen der Bauern weiter erhöht, sondern auch der Milchverbrauch in den ländlichen Haushalten und bei der Tierfütterung erheblich eingeschränkt.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]NS-Regime fordert: Kampf gegen die Fettblockade[Bearbeiten]
Obwohl sich das NS-Regime durch die Besetzung der Niederlande und Dänemarks den Zugang zu den landwirtschaftlichen Ressourcen dieser Länder zwangsweise ermöglichte, gab es im Jahr 1941 offensichtlich immer noch ein Defizit in der Fettversorgung der Bevölkerung. Mit dieser „Fettlücke“[1] hatte das NS-Regime seit der Machtübernahme im Jahr 1933 zu kämpfen, denn die Knappheit an Devisen brachte die notwendigen Importe fast zum Erliegen. Seit Kriegsbeginn vom 1. September 1939 wurden die Schiffe für Frachtimporte durch die Seeblockade der Kriegsgegner am Einlaufen in die deutschen Häfen gehindert.
Kritik der Bauern an der Milchablieferung schon 1935[Bearbeiten]
Die Staatspolizeistelle Stettin führte in ihrem Bericht vom 4, Dezember 1935 über den Monat November 1935 an:
„In bäuerlichen Kreisen herrscht Unzufriedenheit über die von der Regierung in der Milch- und Futterwirtschaft getroffenen Maßnahmen. Der Milchablieferungspflicht kommt man nur auf starken Druck hin nach. So sollen im Kreis Pyritz verschiedene Besitzer einen Teil ihrer Milchkühe abgeschafft und geäußert haben, sie wollten lieber Bullen fett machen. In der Milchwirtschaft gibt ferner die Preisspanne, die zwischen dem Erzeuger- und Verbraucherpreis liegt, zu Beanstandungen Anlass. Die im Vergleich zum Vorjahr geringere Kartoffelernte wird sich für die Schweineaufzucht hinderlich auswirken. Man befürchtet ferner, dass bei einem Fortdauer der Futtermittelknappheit ein weiterer Rückgang der Milcherzeugung eintreten wird. Die Bauern klagen weiterhin über die Unregelmäßigkeit der Futtermittelzufuhr, die ein Disponieren auf längere Sicht unmöglich macht.“[2]
Weitere Einschränkungen bei der Milchwirtschaft[Bearbeiten]
Seit 1933 wurde die Landbuttererzeugung eingeschränkt, um die Milchablieferungen an die Molkereien zu erhöhen. Die Folge war eine Reduzierung in der Futterversorgung in der Tierwirtschaft. Im Jahr 1941 wurden die Bestimmungen zur Milchablieferungspflicht bei den landwirtschaftlichen Betrieben nochmals verschärft. Eine Anordnung der Hauptvereinigung der deutschen Milch- und Fettwirtschaft bestimmte, dass alle Betriebe, die keine endgültige Genehmigung zur Landbutterherstellung oder zur Ablieferung von Rahm erhalten hatten, ihre in ihrem Besitz befindlichen Zentrifugen und Butterfässer dem jeweils zuständigen Milch- und Fettwirtschaftsverband zur Verfügung stellen mussten.
Bei den Zentrifugen mussten die Entrahmungstrommeln, bei den Butterfässern das gesamte Butterfass[3] bis zum 1. Mai 1941 ausgehändigt werden. Zum Ablauf dieser Regelung wurden örtliche Beauftragte eingesetzt. Die Anordnung galt nicht für die Milch- und Fettwirtschaftsverbände von Danzig-Westpreußen und dem Reichsgau Wartheland[4].
Letzte „Auskämmung“ der Reserven[Bearbeiten]
Mit diesen Maßnahmen sollten auch die „letzten Erzeuger“ gezwungen werden, sich der Disziplin der Milchablieferungspflicht zu unterwerfen. Es handele sich, so die Verlautbarung, „um eine letzte Auskämmung der bei der Millionenzahl von landwirtschaftlichen Betrieben immerhin noch vorhandenen Reserven, d. h. um die Heranführung auch der weniger Disziplinierten an die gestellte Aufgabe“.
Erfolgsmeldung mit statistischem Trick[Bearbeiten]
Die NS-Propanda feierte denn auch die großen Erfolge, die die angeordneten Maßnahmen erbracht hätten. Im Jahre 1940 hätten die Milchablieferungen der Molkereien schon 2,5 Milliarden Kilogramm höher als im Jahre 1938 gelegen, dem letzten Jahr der friedensmäßigen Erzeugung. Auch in den ersten Wochen des ersten Vierteljahres von 1941 seien die wöchentlichen Milchablieferungen um 4 bis 7 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum von 1940 gestiegen.[5] Bei diesen Meldungen fällt auf, dass keine absoluten Zahlen der Milchmengen genannt werden. Weiterhin wird das Jahr 1938 als Bezugsgröße genannt, wo schon eine erhebliche Einschränkung der Erzeugungsleistungen infolge der reduzierten Importe vorlagen.
Siehe auch[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Fettlücke in der deutschsprachigen Wikipedia
- Hochspringen ↑ Robert Thévoz et al. (Hrsg.): Pommern 1934/35 im Spiegel von Gestapo-Lageberichten und Sachakten. (Quellen). Grote, Köln 1974, ISBN 3-7745-0295-1, S. 142 (441 S.).
- Hochspringen ↑ Butterfass in der deutschsprachigen Wikipedia
- Hochspringen ↑ Wartheland in der deutschsprachigen Wikipedia
- Hochspringen ↑ Erfolgreicher Kampf gegen die Fettblockade. In: Der Deutsche Volkswirt. Nr. 30, 25. April 1941, S. 1088.