Peter Zickenrott

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Peter Zickenrott (* 8. Juni 1961 in Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg) ist ein deutscher Pazifist und Wehrdienst-Gegner. Seit 1989 berät er als selbständiger Unternehmer vor allem Menschen, die keinen Wehrdienst leisten möchten. Zickenrott ist ledig und lebt in Waldshut.

Leben[Bearbeiten]

Zickenrott wuchs in Waldshut auf. Nach der Schule machte er zuerst eine Ausbildung zum Zentralheizungs- und Lüftungsmonteur. Danach absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung. In beiden Berufen arbeitete Zickenrott nur kurze Zeit.

1980 bekam er die Einladung zur Musterung und musste sich am 23. Dezember 1980 mustern lassen. Da sein Vater ihm oft grausame Kriegsgeschichten erzählte, hatte er von klein auf eine Abneigung gegenüber Krieg und Gewalt entwickelt. Außerdem war er geschockt vom Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan, der in diese Zeit fiel. Er erreichte seine eigene Ausmusterung, in dem er dem Musterungsarzt von seinen Ängsten erzählte. Die nächsten zehn Jahre seines Lebens beriet Zickenrott Freunde und Bekannte zum Thema Ausmusterung. Laut Zickenrott musste keiner dieser Freunde den Wehrdienst antreten.

1989 machte er seine Leidenschaft zum Beruf: Er beriet fortan junge Menschen, die weder Wehr- noch Ersatzdienst leisten wollen. Als Mittel dazu schrieb Zickenrott die erste Fassung des „Anti-Wehrdienst-Reports“. Darin stehen Methoden, die mit hundertprozentiger Sicherheit zur Ausmusterung führen, darunter allgemein bekannte Krankheiten wie Depressionen und Ängste sowie auch exotische und seltene seelische Erkrankungen. Das Buch vermittelt auch, wie der Gemusterte den Arzt verwirren kann, indem er seltene Krankheiten wie Parasomnien (Aufwachstörungen) oder körper-dismorphe Störungen (z.B. die Ablehnung des Kranken gegenüber bestimmten Körperteilen) bei sich feststellt. Glaubhaft vorgetragen, führen die im Buch genannten Symptome zur Ausmusterung. Das Buch wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Zusammen mit telefonischer Beratung bietet Zickenrott den Report gegen Bezahlung an.

Bei dem Pazifisten Zickenrott fanden bereits fünf Hausdurchsuchungen statt. Zudem wurden Prozesse gegen ihn geführt wegen Beihilfe zur Wehrdienstentziehung durch Täuschung und Verstoß gegen das Rechtsberatungsgesetz. Er wurde in allen Prozessen freigesprochen. Auch Morddrohungen wurden anonym gegen Zickenrott ausgesprochen. Er selbst sagt, das Thema Krieg sei ihm zu wichtig, um sich von solchen Widrigkeiten von seiner Mission abbringen zu lassen. Tausende Wehrpflichtige und auch Zeit- und Berufssoldaten, die sich vertrauensvoll an ihn wandten, hat Zickenrott nach eigenen Angaben beraten.

Medienpräsenz[Bearbeiten]

Zickenrott ist als einer der bekanntesten Experten zu Fragen der Wehrgerechtigkeit, Musterung und Ausmusterung oft in den Medien, sowohl in Radio- und Fernsehbeiträgen wie etwa in der ARD, Sat 1 oder RTL, als auch in der gedruckten Presse. Sein Buch wird nicht nur von seiner Kundschaft gelesen, sondern steht auch in vielen Kreiswehrersatzämtern bei den Musterungsärzten im Buchregal. Z.B. in der Zeitschrift Neon[1] steht über Zickenrott in der Juli-Ausgabe 2009: „Peter Zickenrott ist ein Überzeugungstäter, der eine nicht mehr zeitgemäße Bürgerpflicht sabotiert, die jedes Jahr viele junge Menschen daran hindert, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollen.“ Der Focus[2] nannte ihn den „Soldatenklau aus dem Schwarzwald“. Die Taz[3] schrieb am 29. August 2000: „Peter Zickenrott hat seine Lebensgeschichte zum Beruf gemacht.“

Kritik[Bearbeiten]

Vor allem die Totalverweigerung unterstützende pazifistische Organisationen werfen Zickenrott vor, mit seiner Arbeit sogenannte opportunistische Verweigerer zu fördern, denen es nur um die Erlangung persönlicher Vorteile geht. Dies sei Drückebergerei ohne politische Wirkung. Dabei wird jedoch verkannt, das nicht jeder Mensch, der sowohl den Wehr- als auch den Zivildienst vermeiden möchte bereit ist, für dieses Ziel weitreichende Konsequenzen wie z.B. eine Vorstrafe in Kauf zu nehmen. Ein weiterer Kritikpunkt wird in der Tatsache gesehen, das Zickenrott kommerziell arbeitet. Nach Meinung einiger Organisationen schließen sich echter Pazifismus und eine auf Gewinnstreben basierende Beratung gegenseitig aus.

Bücher[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Neon, Ausgabe Juli 2009 (Seiten 28 bis 32)
  2. Focus, Ausgabe 39/93
  3. Taz, Ausgabe vom 29. August 2000

Weblinks[Bearbeiten]

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