Oikodizee

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Oikodizee (oikos = „Haus“, „Hauswirtschaft“ und díke „Gerechtigkeit“) ist eine Begriffsschöpfung von Joseph Vogl. Der Begriff der Oikodizee bezieht sich auf die ökonomische Sphäre. Vogl beleuchtet in seinem Buch „Das Gespenst des Kapitals“ aus geisteswissenschaftlicher Sicht kritisch das wirtschaftliche und insbesondere das finanzwirtschaftliche System und beschreibt das Phantasma der Oikodizee.[1]

Oikodizee beschreibt die Vorstellung, dass trotz aller Krisen die Märkte ausgleichend, selbstregulierend und gerecht wirken. In Anlehnung an den Begriff der Unsichtbaren Hand, den Adam Smith prägte, drückt Oikodizee aus, dass die Wirtschaftsordnung als eine Art selbstregulierendes Naturgesetz fungiert und die individuellen und egoistischen Interessen zum Gemeinwohl den Markt ausgleichend beeinflussen.[2]

Die Oikodizee beschreibt zudem den immateriellen und imaginären Teil des Wirtschafts- und Finanzkosmos, den Ökonomen konstruieren und der erst seit der Aufhebung der Deckung von Warenwert zu Geldwert existiert. Damit ist im Begriff Oikodizee auch eine Kritik am bestehenden System enthalten. Es funktioniere, obwohl es zum Teil jeder materiellen Grundlage entbehre, weil die Menschen daran glauben. Jedoch nicht nur den Glauben, auch den Handel mit immateriellen Werten in der Finanzwirtschaft selbst setzt Vogl mit der Oikodizee in einen religiösen Kontext. Vogl lehnt sich damit an den im frühen 18. Jahrhundert von Gottfried Wilhelm Leibniz geprägten Begriff der Theodizee an, welcher die Rechtfertigung Gottes beschreibt.[3] Diese Denkschule geht davon aus, dass obwohl Gott allmächtig ist, er Leid und Übel zulässt. Denn letztendlich führen sie zum Wohle aller und sind somit gerechtfertigt. Damit ist Oikodizee eine Symbiose von wirtschaftswissenschaftlichen und religionswissenschaftlichen Begriffen und weist damit Parallelen zu der Ökonomie und religiösen Vorstellungen auf.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vogl, Joseph: Das Gesenst des Kapitals 2010/11
  2. Smith, Adam:Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Wohlstands der Nationen 1937
  3. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Theodizee (Originaltitel: Essais de théodicée), 1710
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