Nike-Hercules Feuerstellung Lich/Albach

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Lage der Feuerstellung in der Nähe von Lich

Die Nike-Feuerstellung Lich/Albach (Launching Area - LA) der Luftwaffe (Bundeswehr) befand sich bei Albach, gehörte zur 1. Batterie des Flugabwehrraketenbataillons 23 (FlaRakBtl 23) und lag nördlich der Stadt Lich in hessischen Landkreis Gießen.

Beschreibung[Bearbeiten]

Nike Ajax / Hercules monorail launcher scheme

Während des Kalten Kriegs war diese Feuerstellung von 1975 bis 1987 Teil der Luftverteidigung der NATO. In der Stellung Albach waren neun jederzeit feuerbereite Flugabwehrraketen vom Typ Nike Hercules stationiert. Die dazugehörigen Feuerleitstellen (IFC) und Radaranlagen (HIPAR, LOPAR, Target-Tracking, Target Ranging und Missile Tracking) befanden sich südwestlich von Fernwald-Steinbach auf dem Hohen Rod und dem Lutherberg[1]. Obwohl der Leitstand vollständig unter deutscher Kontrolle geführt wurde, gab es doch mit dem Interconnection Building einen für US-Militärangehörige vorbereiteten Arbeitsplatz. Die Bestimmung dieses Arbeitsplatzes war geheim und selbst leitenden Offizieren der Bundeswehr nicht bekannt. Ob dieser im Zusammenhang mit den erweiterten Fähigkeiten der Nike Hercules (Improved, REV III[2]) stand, wie beispielsweise der Möglichkeit, mit dem Waffensystem auch Bodenziele oder anfliegende, ballistische Raketen zu bekämpfen (ATBM System)[3] und auf die deutsche Soldaten nicht geschult waren, ist heute nicht mehr eindeutig belegbar[4]. Am 31.03.1987 wurde die NIKE-Stellung Albach deaktiviert[5]. Einige Raketen und Gefechtsköpfe wurden von der Bundeswehr zum einzigen europäischen NIKE-Übungsgelände NAMFI nach Kreta verbracht und dort im Rahmen von Schießübungen entsorgt[6].

Die umgangssprachlich als "Launching" bezeichnete Anlage war umzäunt und bestand aus der Ready Hut, dem Assembly Building, dem Warhead Building und den eigentlichen Launch Sections (Die amerikanischen Bezeichnungen aus der SAC-Terminologie wurden auch bei der Bundeswehr verwendet), sowie Wachtürmen, welche eine Überwachung des gesamten Areals ermöglichten. Im Warhead Building (WB) befand sich auch der Tresor mit den Codes für das US-PAL-Team (Permissive Action Links), welches im Falle einer Bestückung der Raketen mit Nuklearwaffen, diese "scharf" gemacht hätte. Eine Launch Section bestand aus einem Schienenkörper (Ready Round Rail) mit jeweils drei bis vier Startplätzen auf Hercules Monorail Launchern[7]. Auf dem Gelände der Feuerstellung wurden zu jedem Zeitpunkt die Gefechtsköpfe mit konventioneller Bestückung (High-Explosive Fragmentation Warhead aus Composite-B mit doppeltem Mantel aus gehärteten Stahlwürfeln) bereitgehalten und waren im Normalfall auch bereits auf die Raketenträger montiert, um die erforderlichen Einsatzzeiten von bis zu 15 Minuten erfüllen zu können.

Zweimal im Jahr wurde Sicherheit und Einsatzbereitschaft des gesamten Waffensystems geprüft. Einmal durch ein internes Audit des US Airforce Special Ammunition Support Command (SASCOM), TPI (Technical Proficiency Inspection) genannt und einmal bei der Tactical Evaluation (TACEVAL) genannten konsolidierten Übung. Regelmäßige Inspektionen der übergeordneten NATO-Kommandostruktturen (Bundeswehr, USAAD) wurden zusätzlich durchgeführt. Bei der TPI musste auch die Vorbereitung der Sprengung (Demolition) ungezündeter Nukleargefechtsköpfe simuliert werden.

Zur Lagerung der designierten atomaren Gefechtsköpfe vom Typ W31 für den Verteidigungsfall wurde von der USAAD (Team A des 501st US Artillery Detachment)[8] und dem FlaRakRgt 2 der Luftwaffe ein doppelt umzäuntes Depot (Special Ammunition Storage - SAS) im Wald nahe der Kreuzung der L457 und der Alten Gießener Straße unterhalten. Im Inneren wurde das Depot von einer Mannschaft der US Army bewacht. Zwischen den Zäunen war eine Kamerabewachung installiert. Die Außensicherung (außerhalb des äußeren Zaunes) wurde durch die Bundeswehr übernommen. Da die Bundeswehr nur im Rahmen der Nuklearen Teilhabe Zugriff auf diese Gefechtsköpfe bekommen durfte und auch keinen Zutritt zum eigentlichen Lager haben durfte, wurde selbst die Außensicherung des Kernwaffenlagers durch zivile Angestellte der Luftwaffe übernommen. Diese galten - obwohl im Auftrag der Streitkräfte handelnd und bewaffnet - nicht als Militärangehörige. Die Nuklearen Gefechtsköpfe wurden im Laufe des Jahres 1988 von der US Air Force abtransportiert.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. http://www.atomwaffena-z.info/glossar/a/a-texte/artikel/11c86f6514/albach.html
  2. TM-9-1400-250-10/2 Chapter 63 (U) "Designation of Mission - Warhead Combination" Sec (b) beschreibt folgende Missionen: 1. Surface to Air (Antiaircraft), 2. Surface to Missile (Antimissile) und 3. Surface to Surface.
  3. http://missilethreat.com/defense-systems/nike-hercules/
  4. TM-9-1400-250-10/2 Chapter 70 (U) "Surface-to-Surface Mission" Sec (6) beschreibt: "...Values derived from firing tables pertaining the displaced aiming point altitude, and the time of initiationg the final dive are set into the computer system." Diese ballistischen "firing-tables" wurden zum Stand der damaligen Zeit bereits regelmäßig von eigenen Computersystemen berechnet. Ein Ballistikrechner war jedoch nicht Bestandteil der offiziellen Bundeswehr Ausrüstungsliste für den IFC
  5. http://www.1flarakbtl23.de/index.html
  6. http://www.bundeswehr-journal.de/wp-content/uploads/2012/08/50-Jahre-FlaRak.pdf
  7. http://nikemissile.org/Missilelaunchingset.shtml
  8. http://ed-thelen.org/NATO-Batteries.html

50.5608333333338.8119444444444Koordinaten: 50° 33′ 39″ N, 8° 48′ 43″ O

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