Nachhaltige BücherboXX

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Logo der Nachhaltigen BücherboXX

Die Nachhaltige BücherboXX ist ein frei zugänglicher Ort des Tauschens von Büchern in städtischen Quartieren mit unterschiedlichen sozialen Milieus. Allein in Berlin haben junge Menschen in der Berufsausbildung mehr als zehn ehemalige Telefonhäuschen der deutschen Telekom und auch der französischen Orange zu Straßenbibliotheken umgebaut. Dabei spielt die Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung ebenso eine Rolle wie das informelle Lernen und das freiwillige Engagement innerhalb der Zivilgesellschaft. Die Nachhaltige BücherboXX ist Teil einer neuen Ökonomie des Teilens, verschafft einen niederschwelligen Zugang zum Kulturgut Buch, zu Wissen und Bildung.

Sie wurde vom Institut für Nachhaltigkeit in Bildung, Arbeit und Kultur (INBAK) als ein berufspädagogisches Projekt im Jahre 2010 entwickelt, um auch in der Stadtentwicklung beispielhaft zu zeigen, wie das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung umgesetzt werden kann. Das Grundkonzept hat vielfältige soziale, ökologische, kulturelle und zivilgesellschaftliche Bezugspunkte und Wirkungen. Es unterscheidet sich darin von anderen Bücherschränken, Büchertischen und -regalen im öffentlichen Raum.

Sie ist somit ein erfahrbares Praxisbeispiel der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). In diesem Sinne wurde sie zweimal als Projekt der UN-Dekade BNE ausgezeichnet.

Ausbildungsprojekt[Bearbeiten]

Berufsbildung[Bearbeiten]

In der Berufsausbildung geht es vor allem darum, die Prinzipien der Um-Nutzung, des Recyclings, der Ressourceneffizienz, der erneuerbaren Energien, der sozialen und ökologischen Verträglichkeit und Partizipation mit beruflichen Tätigkeiten im Rahmen des Projekts BücherboXX zu verbinden. Auszubildende und Berufsschüler bauen die alten, gelben Telefonzelle zu Straßenbibliotheken um. Daran sind verschiedene Berufe, Bildungsgänge und Lernorte beteiligt: Metallbauer, Tischler, Zimmerer, Produktdesigner, Maler und Lackierer, Elektroniker, Garten- und Landschaftsgestalter, Buchhändler, Marketingfachleute und andere. Der Erwerb fachlicher und fachübergreifender Kompetenzen wird verbunden mit nachhaltiger, kultureller und politischer Bildung. Die Motivation wächst mit der Aufgabe, eine Straßenbibliothek für den allgemeinen Nutzen – vielleicht sogar in der Näher der Schule - gebaut zu haben.

Nutzeranwendung[Bearbeiten]

In der Nutzanwendung der BücherboXX geht es vorrangig um das freie, kostenlose Geben und Nehmen sowie um das Lesen guter Bücher. In zivilgesellschaftlicher Verantwortung werden Stadtteile und Quartiere kulturell aufgewertet und belebt. Es entsteht ein kommunikativer Treffpunkt, eine Gruppe von Anwohnern kümmert sich um Pflege, Ordnung, Sauberkeit, Wartung und auch um den Nachschub weiterer Bücher. Zwischen dem Aus- und Umbau in Berufsschulen und Ausbildungseinrichtungen auf der einen Seite und der Nutzung vor Ort als Straßenbibliothek entsteht eine partizipatorische Beziehung. Die BücherboXXen haben sich insgesamt zu Bookcrossingzonen entwickelt, die durch die Registrierung im Internet, erlaubt - zum einen den weiteren Weg zu verfolgen und zum andern auch gezielt Bücher zu finden.

Erfahrung und Organisation[Bearbeiten]

Nach diesem Konzept wurden in Berlin acht BücherboXXen als Prototypen entwickelt und aufgestellt. Am Aus- und Umbau haben sich diverse Berufsschulen und andere Berufsbildungseinrichtungen beteiligt, z. T. mit sozial benachteiligten Auszubildenden. Obwohl die fachlichen Anforderungen nicht sehr hoch sind, beinhaltet die Komplexität des Projekts doch eine Reihe von curricularen und lernorganisatorischen Herausforderungen, z. B. durch die Abstimmung zwischen den Gewerken (Schnittstellenkompetenz) und durch die Partizipation mit dem künftigen Nutzer.

In den vier Jahren hat sich die BücherboXX bewährt, ohne dass ein Fall von Vandalismus oder eine sonstige Zweckentfremdung auftraten.

Unter Federführung von INBAK wurden die bisherigen BücherboXXen in einem Netz von Akteuren entwickelt, koordiniert und teilweise evaluiert. Ebenfalls unter der Regie von INBAK erfolgte ansatzweise eine thematische und internationale Weiterentwicklung. Inzwischen ist das Netzwerk auf ca. 100 Akteure angewachsen. Einige Projekte wurden finanziert aus Mittel des ESF, des Landes Berlin und von Bürgerstiftungen.

Weiterentwicklung der BücherboXX[Bearbeiten]

Zu den wichtigsten Weiterentwicklungen innerhalb der ersten drei Jahre zählen die „BücherboXX am Gleis 17“ und die deutsch-französische BücherboXX, genannt BiblioboXX.

BücherboXX am Gleis17[Bearbeiten]

Die "BücherboXX am Gleis 17" am S-Bahnhof Berlin-Grunewald, in der Nähe des Mahnmals für die 50 000 deportierten Juden in den Jahren 1941-45, enthält Bücher zum Themenschwerpunkt: Jüdisches Leben, Nationalsozialismus, Rassismus, Widerstand usw. Der Bedarf an Literatur zu diesem Thema ist so gross, dass der Nachschub nicht allein durch die Anwohnerschaft gedeckt werden kann, sondern zusätzlich eine systematische Bereitstellung durch andere Quellen gesichert wird. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler befassen sich mit der politischen Bedeutung dieses Ortes, u. a. durch Gespräche und Diskussionen mit Zeitzeugen der damaligen Zeit. Die Schüler-AG eines Gymnasiums betreut die BücherboXX im Rahmens eines Sozialpraktikums. Dieses Projekt wurde gefördert von der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin.

BiblioboXX[Bearbeiten]

Zum 50. Jahrestag der deutsch-französischen Freundschaft (Élysée-Vertrag) wurde eine französische Telefonzelle in Berlin und eine deutsche (gelbe) Telefonzelle in Poissy (Paris) zur BücherboXX umgebaut – jeweils gemeinsam mit deutschen und französischen Auszubildenden. Dieses Projekt wurde gefördert u. a. aus Mitteln des deutsch-französischen Jugendwerkes. Beteiligt in Frankreich sind u.a. Orange, die Akademie de Versailles, das Maison de L'Europe in St. Germain en Laye.

Ganz aktuell konnten im Jahr 2014 weitere BücherboXXen mit politischen Themen erstellet werden.

EuropaboXX[Bearbeiten]

Die BücherboXX Europa wurde aus Anlass der Wahl zum Europaparlament im Mai 2014 gestaltet. Das Lernfeld spannte sich von der Vielfalt der europäischen Literatur zur “Bürgerpflicht des Wählens“. Und: Europa soll nachhaltig werden! Aktuell befindet sich die BoXX vor der GEW in der Ahornstraße in Berlin-Schöneberg.

BücherboXX Luftbrücke[Bearbeiten]

Auszubildende der BSR haben das geschichtsträchtige Tempelhofer Feld für die Aufstellung der von ihnen umgebauten BoXX gewählt. Dabei ging es auch um die nachhaltige Nutzung dieser „Freifläche“ und die Frage: „Was war eigentlich die Luftbrücke?

BücherboXX Mauerfall[Bearbeiten]

Mit der gewählten Kunstart „Graphic Novel“ hat die BücherboXX Mauerfall Neuland betreten. Sie wird deshalb zur Abschlusskonferenz der UN-Dekade im September 2014 sowie auch zu den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 9. November gezeigt. Danach geht es weiter auf eine nachhaltige und politische Bildungsreise. Der Zwischenstandort der BücherboXX ist in Berlin-Charlottenburg-Nord.

Öffentliche Aufmerksamkeit[Bearbeiten]

Die BücherboXX hat eine große öffentliche Aufmerksamkeit in Presse, Rundfunk und Fernsehen erhalten. Aber auch durch Einladungen zur Präsentation auf Messen, der Jahrestagung des Nachhaltigkeitsrats, der „ Langen Nacht der Wissenschaften“, dem „Kommunalkongress 2013“ der Bertelsmann Stiftung.

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet:

Übertragung[Bearbeiten]

Die Popularität und mediale Verbreitung des BücherboXX-Projekts führt zu einer Fülle von Anfragen und Begehrlichkeiten. Eine bloße „Kopie“ der BücherboXX erscheint aber nicht erstrebenswert, wenn nicht gleichzeitig das soziale und nachhaltige Gesamtkonzept, insbesondere seine pädagogische Intention berücksichtigt werden. Dies sieht vielleicht einfach aus, ist es aber in der Praxis nicht und obwohl INBAK für die Übertragung einen Leitfaden entwickelt hat, bedarf es im einzelnen doch einer gezielten fachlichen, pädagogischen und prozesshaften Beratung. Noch ist die BücherboXX über eine pilothafte Erprobung nicht hinaus. Eine bundesweite und internationale Übertragung erscheint möglich und wird angestrebt.

Weblinks[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

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