Moto-ha Yōshin-ryū
Motoha Yōshin Ryū (jap. 本派楊心流), ist eine Zweigschule der Hontai Yoshin Ryū Takagi-ryu und wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Samurai Takagi Oriemon Shigetoshi gegründet. Seither wird diese traditionelle Kampfkunst von Generation zu Generation bis heute weitergegeben. Moto (本) bedeutet Ursprung/Original, damit ist gemeint, dass die Lehre von Soke Minaki Saburō und Soke Tsutsui Tomotaro unverändert weitergegeben wird, Ha (派) bedeutet das es ein Ableger, eine Zweigschule ist, Yoshin (楊心) bedeutet Weidenbaum-Herzen, die Weide ist flexibel und gibt nach und Ryu (流) kann mit Tradition, Stil oder auch Schule übersetzt werden.
Der aktuelle Soke ist Yasumoto Akiyoshi. Motoha Yōshin Ryū kann als Zweigschule nicht vom japanischen Vereins der traditionellen Kampfkünste Nihon Kobudō Kyokai anerkannt werden, doch die beiden Schulen Hontai Yoshin Ryū und Takagi Ryu sind nachweislich authentische Schulen. Soke Yasumoto hat den höchsten Titel Menkyo Kaiden in beiden Schulen und somit ist die Tradition der Kampfkunst von der Gründung im 17ten Jahrhundert bis heute beweisbar.

Motoha Yōshin Ryū ist als eine so genannte Sogo Bujutsu (umfassende Kampfkunst) klassifiziert, schließt also den unbewaffneten- sowie den bewaffneten Kampf mit ein. Der Schwerpunkt des Trainingssystems liegt auf dem Jujutsu, der waffenlose Kampf gegen bewaffnete oder unbewaffnete Gegner und beinhaltet Schlag-, Hebel-, Wurftechniken.
Das Ausbildungsprogramm der Motoha Yōshin Ryū beinhaltet:
- Jujutsu (flexible Technik), waffenlos; waffenlos gegen Messer, waffenlos gegen Schwert.
- Bojutsu (Stocktechnik), beinhaltet Rokushakubo (180 cm Stock) und Hanbo (90 cm Stock ).
- Kenjutsu (Schwerttechnik), beinhaltet Kodachi (Kurzschwert) und Katana (Langschwert)
Jûjutsu, der Kern der Motoha Yōshin Ryū besteht aus 6 Teilbereichen auch Jujutsu Roppo genannt. Diese sind im Einzelnen:
- Gyaku (Gelenkmanipulation/ Hebel);
- Nage (Würfe);
- Ate (Schläge);
- Shime (Würger);
- Toritsuke (Fesseltechniken);
- Katsu (Wiederbelebung/Erste Hilfe).
Wie alle alte Koryu Schulen ist Motoha Yōshin Ryū eine eigenständige historische Kampfkunst und wurde nicht durch modernen Kampfstilen wie Judo, Aikido oder Karate beeinflusst. Die Prinzipien und Techniken der Motoha Yōshin Ryū sind viel älter als alle modernen Formen des Jiu-Jutsu und ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der Japanischen Kultur.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Abgrenzung zu modernem Jujutsu[Bearbeiten]
Ju wird mit sanft, weich, geschmeidig , flexibel, biegsam oder nachgiebig übersetzt. Jutsu bedeutet Kunst oder Fertigkeit. Mit dieser Bezeichnung werden in Japan Techniken bezeichnet, welche darauf abzielen die Kraft des Angreifers zu seinem Vorteil zu Nutzen. Es gibt und gab in Japan nie eine Kampfkunst mit der Bezeichnung Jujutsu, sondern es ist eine Prinzip, welches viele japanische Kampfkünste wie Aikido, Judo oder eben auch klassische Kampfstile wie Motoha Yōshin Ryū anwenden. Der Unterschied im modernen Jujutsu liegt in der Ausführung. Im Modernen Jujutsu werden Würfe wie im Judo, Schläge und Kicks wie im Karate und Hebeltechniken wie Aikido, im Ringen oder auf die alte Art des Judo, des Kodokan Judo ausgeführt. Koryu Systemen basieren nicht moderne Systeme wie Judo, Karte, Aikido. In der Kampfkunst der Motoha Yōshin Ryū werden die Schläge, Würfe und Hebel auf eine eigene Art und Weise ausgeführt und auch die Laufschule ist einmalig. Würfe werden zum Beispiel ohne das Gewicht anzuheben ausgeführt und Schläge unterscheiden sind komplett von denjenigen Im Karate.
Geschichte[Bearbeiten]
Diese Frühgeschichte der Hontai Yoshin Ryu - Takagi Ryu wurde mündlich überliefert und sollte deshalb als Volkstum oder Legende betrachtet werden. Durch verschiedenen Traditionen sind widersprüchlich.
Die Schule wurde in der Edo-Zeit in Oshu (heute Präfektur Miyagi) gegründet und verbreitete sich dann weiter in den Bezirk Shiroishi (Okayama), den Bezirk Owari (Nagoya), den Bezirk Tosa (Koichi) und schliesslich die Bezirke Ako und Himeji (Hyogo). Besonders bedeutend war die Schule in den Regionen Himeji-han und Ako-han.
In der Linie der Grossmeister gehörten der 2. Soke und der 14. Soke zu den Berühmtesten. Umanosuke Shigesada, der 2. Soke erscheint in japanischen Legenden als gütiger und warmherziger Mann, der auch ein hervorragender Kampfkünstler war. Er ist dafür berühmt, eine der frühesten Jujutsu-Stile entwickelt zu haben.
Der 14. Soke mit dem Namen Ishiya Takeo Masatsugu, geboren im Jahre 1845, war bekannt als Meister aller Meister in der Edo Zeit. Seine berühmtesten Lehrworte sind: „an erster Stelle Augen, an zweiter Stelle Schnelligkeit, an dritter Stelle Mut, an vierter Stelle Stärke“ und „Aussen weich und innen hart“. Diese zwei Weisheiten sind die obersten Lehren des Motoha Yōshin Ryū, indem sie uns ermutigen, bei fortwährendem Training ein ruhiges Herz zu bewahren.
Der 16. Soke Kakuno Hachiheita Masayoshi eröffnete ein Dojo in Nagata-ku, Kobe. Soke Kakuno wird als einer der wichtigsten Meister, die zur Entwicklung und technischen Weiterentwicklung des Ryu beigetragen haben, angesehen. Soke Kakuno trennte Hontai Yōshin Ryū und Takagi Ryu in zwei separate Schulen welche bis heute weiter bestehen. Minaki Saburoji wurde Soke der Hontai Yoshin Ryu und Tsutsui Yutaro wurde Soke der Takagi Ryu.
Der 17. Soke Minaki Saburoji Masanori wurde 1906 geboren. Er begann sein Training mit dem 16. Soke Kakuno Hachiheita Masayoshi im Alter von 16 Jahren, im Jahre 1922. Im Jahr 1933 wurde ihm die Menkyo Kaiden (Lizenz über die vollständige Meisterschaft) gewährt. Obwohl der Soke Minaki nur ca. 1,50 m gross und nicht von kräftiger Statur war, gilt er als einer der angesehensten Schüler der Schule. Es gibt viele Geschichten, die über Minakis hartes Training, z.B. dem Zertrümmern von Naturstein mit blossen Händen, berichten.
Minaki benannte seine Schule später in Hontai Yoshin Ryū um und gliederte die Katas um in Gyaku no Kata, Nage no Kata, Oku no Kata und Tanto Dori no Kata. 1982 teilte Soke Minaki die Schulen des Hontai Yoshin Ryū und Kukuishin Ryū Bojutsu. Er übergab die Kukishin Ryū an Matsuda Kyodo, der einen Tag lang Soke war, bevor er den Titel des Soke an Tanaka Fumon übergab, der seither der 19. Soke des Kukishin Ryū Bojutsu ist.
Soke Minaki übergab den Hontai Yoshin Ryū Soke Titel an Inoue Tsuyoshi Munetoshi und Yasumoto Sensei erhielt die Menkyo Kaiden (Lizenz über die vollständige Meisterschaft). Yasumoto Sensei blieb der Hontai Yoshin Ryū treu und unterstützte den Soke Inoue Tsuyoshi Munetoshi im Training. Yasumoto Sensei assistierte Soke Inoue weiter für viele Jahre als internationaler Ausbildungsleiter des Hontai Yoshin Ryū und Wunsch von Inoue Tsuyoshi Munetoshi, akzeptierte Soke Yasumoto Inoues Sohn Kyoichi Inoue der heutige Soke der Hontai Yoshin Ryū als seinen Schüler und unterrichtete ihn 12 Jahre lang die höhere Kunst des Jujutsu.
Stammbaum der Moto-ha Yoshin Ryu[Bearbeiten]
Die Reihenfolge der Sokes der Hontai Yoshin Ryu - Takagi Ryu Linie
- Takagi Setsuemon / Oriemon Shigetoshi (高木折右衛門重俊);
- Takagi Umanosuke Shigesada (高木馬之輔重貞)
- Takagi Gennoshin Hideshige (高木源之進英重)
- Ōkuni Kihei Shigenobu (大国鬼平重信)
- Ōkuni Hachikurō Nobutoshi (大国八九郎信俊)
- Ōkuni Tarōdaibu Tadanobu (大国太郎太夫忠信)
- Ōkuni Kihyōe Yoshisada (大国鬼兵衛良定)
- Ōkuni Yozaemon Yoshisada (大国与左衛門良貞)
- Nakayama Jinnai Sadahide (中山甚内定秀)
- Ōkuni Buuemon Hidenobu (大国武右衛門英信)
- Nakayama Kizaemon Sadataka (中山嘉左衛門定賢)
- Ōkuni Kenji Hideshige (大国鎌治英俊)
- Yagi Ikugorō Hisayoshi (八木幾五郎久喜)
- Ishiya Takeo Masatsugu (石谷武甥正次)
- Ishiya Matsutarō Masaharu (石谷松太郎)
- Kakuno Happeita Masayoshi (角野八平太);
- Minaki Saburō Masanori (皆木三郎虚舟);
Moto-ha Yoshin Ryū
- Yasumoto Akiyoshi geboren 1933
Motoha Yōshin Ryū[Bearbeiten]
Soke Yasumoto geboren 1933 begann sein Training mit Minaki Saburoji dem 17ten Soke der Hontai Yoshin Ryū im Alter von 26 Jahren, als er Soke Minaki darum bat ihn zu unterrichten. Sie eröffneten ein Dojo im Haus von Yasumotos Familie. Yasumoto assistierte Soke Minaki auch beim Unterrichten von Medizinstudenten auf dem Themengebiet Knochenbruchheilung.
Soke Yasumoto trainierte neben Minaki auch bei andren Schülern des 16. Soke wie Tsutsui Tomotaro dem Soke der Takagi Ryu und vor allem bei Kanazawa Ichizu, welcher Menkyo Kaiden der Takagi Ryu und der Vater seines Freundes Kanazawa Akira war.
Er war auch direkter Schüler Nakagawa Sensei, Soke des Mugai Ryu Iai, wo Soke Yasumoto den 6. Dan erhielt. Soke Yasumoto erhielt die Menkyo Kaiden (Lizenz über die vollständige Meisterschaft) im Takagi Ryū und wurde 1982 auch Menkyo Kaiden im Hontai Yoshin Ryū. Soke Yasumoto bleibt den Lehren von Kanazawa Ichizu und Minaki Saburoji treu und benannte 1999 seinen Zweig von Hontai Yoshin Ryū-Takagi Ryū in Motoha Yōshin Ryū um. Der Begriff Moto bezieht sich auf die „original“ Takagi Ryū Lehren seiner Lehrer Kanazawa Sensei und Soke Minaki.
Weltweite Verbreitung[Bearbeiten]
Die Motoha Yōshin Ryū verbreitete sich über Dänemark, Schweden und die Ukraine und ist heute auch ausserhalb Japan gut vertreten. Es gibt Dojos in folgenden Ländern: Dänemark, Ukraine, Weißrussland, Großbritannien, Litauen, Estland, Italien, Transnistrien, Russland, Kasachstan, Schweiz, Israel, Australien, Zypern, Deutschland, USA, Rumänien, Sri Lanka und Polen. Es finden regelmäßige Seminare mit den Lehrern aus Japan statt, das offizielles Honbu Dojo befindet sich in Yonago Japan.
Literatur[Bearbeiten]
- Ryu Guide Books 2011
- Diane Skoss: Koryu Bujutsu: Classical Warrior Traditions of Japan. ISBN 1890536040
- Evgeny Radishevsky (Co-Author ist Soke Yasumoto) “Moto-ha Yoshin Ryu Ju Jutsu”, Erschien 2005 in Englisch und Russisch
Quellen[Bearbeiten]
- Offizielles Motoha Yoshin Ryu Taikai Magazin 2013 Japanisch und Englisch (Geschichte Motoha Yoshin Ryu und Soke Yasumoto) Keine ISBN
- Koryu Guide Nihon Kobudō Kyokai und offizielle Webseite (Bestätigung des Stammbaumes der Hontai Yoshin Ryu - Takagi Ryu Linie)
- Stelvio Sciutto: Hontai Yoshin Ryu. 2005 Italienisch (Geschichten und Legenden der Hontai Yoshin Ryu - Takagi Ryu Linie Seite 15-19) ISBN 8820038471