Mobbing im Heim

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Das Sachbuch Mobbing im Heim - Gewaltfreie Lösungswege veröffentlicht Markus Dietl im Jahr 2014. Der Kommunikationstrainer beschreibt, in welcher Form Mitarbeiter und Klienten Gewalt ausgesetzt sind. Der Autor stellt anhand zahlreicher Fallbeispiele humanistische Lösungsansätze vor.[1]

Buchinhalt[Bearbeiten]

Der Autor beschreibt Mobbinghandlungen in Alten-, Behinderten-, Jugend- und Flüchtlingsheime, sowie Psychiatrien und Krankenhäusern. Dietl konzentriert sich in seinem Buch besonders auf ausgrenzende Strukturen, die an Johan Galtungs [2] „strukturelle Gewalt“ anknüpfen und bei den Mobbbingexperten wie Oswald Neuberger oder Argeo Bärmayr als strukturelles Mobbing bezeichnet werden.

Dietls These, die seinem Lösungsweg zugrunde liegt ist die, dass mit wir mit Empathie, Gewaltfreier Kommunikation und Bedürfnispolitik in Heimen eine partnerschaftliche Kultur schaffen können. Partnerschaftliche Kultur bedeutet nach Dietl, dass sich in Heimen Mitarbeiter als Partner und Berater verstehen, zu Betreuende an Versorgungsfragestellungen beteiligt werden und dabei Kompetenzen zur Selbstbestimmung entwickeln.[3]

Der Autor macht deutlich, dass nicht nur Mitarbeiter Mobbinghandlungen ausgesetzt sind, sondern auch die Heimbewohner. Weil in Heimen oft große Machtgefälle und wirtschaftliche Zwänge bestehen,[4] ist dort die Gefahr des Mobbings besonders hoch. Außerdem wird Mobbing zunehmend als systematische Methode gebraucht, um Kritik von Seiten der Bewohner, der Angehörigen und des Heimbeirates zu verhindern.[5] Besonders wenn Heimbewohner oder Angestellte stark bedrängt, beleidigt oder geschlagen werden, stoßen alle Beteiligten schnell an die Grenzen ihrer Handlungsmöglichkeiten. Beobachtern fehlen die Worte und Betroffene haben keinen Möglichkeiten darauf zu reagieren.[6]

Mobbing-Formen[Bearbeiten]

Mobbing geschieht in Heimen nicht nur unmittelbar oder direkt. Es nimmt vor allem verdeckte, indirekte Formen an. Direktes Mobbing ist Gewalt, die sich unmittelbar gegen Seele und Körper richtet. Es resultiert aus außer Kontrolle geratenen Konflikten.[7] Gründe für direktes Mobbing können sein: Schmerzhafte Beziehungen, Überforderungen, Machtkämpfe, mangelndes Einfühlungsvermögen, schwache Führungspersönlichkeiten oder Orientierungslosigkeit. Die Strukturen spielen beim Heim-Mobbing eine wesentliche Rolle. Mobbing geschieht in Heimen oft indirekt und verdeckt, weshalb es auch als strukturelles Mobbing bezeichnet wird.[8]

Ursprünge[Bearbeiten]

Die Ursprünge liegen nach Dietl vor allem in unserer Politik, Ökonomie, Geschichte und/oder Bürokratie begründet. Eine Politik der Ausgrenzung schafft den Rahmen für Mobbinghandlungen. Dies geschieht über die Sprache, die Religion, Ideologie, Kunst oder die Wissenschaft. Soziale Einrichtungen sind außerdem einem ökonomischen Wettbewerb ausgesetzt. Das führt zu Kostendruck, Sparmaßnahmen, Stellenabbau und Überforderungen. Mobbingprävention ist im Qualitätsmanagement kaum anerkannt. Deshalb finden einfühlsame Gesprächsrunden kaum statt und die Mitarbeiter bleiben mit schwierigen Situationen überfordert.[9] Der Psychologe Marshall Rosenberg kritisiert die Amtssprache innerhalb der Psychologie. Sie dient den Mobbern als Legitmation, verschleiert Gewalthandlungen und führt zu fehlender Flexibilität und Starrheit. Bürokraten berufen sich auf die Vorschriften, die es Ihnen ermöglichen, eine verantwortliche Haltung scheinbar rational zu umgehen.[10]

Lösungsansätze[Bearbeiten]

Dietls Lösungsweg besteht darin, die Machtgefälle der Heime abzubauen und mehr Augenhöhe zu schaffen. Eine Partnerkultur soll die Mobbingkultur ablösen. Dabei ist es nicht sinnvoll, Mobbinghandlungen einfach zu ignorieren. Denn Betroffene schaffen es, in der Regel nicht aus eigener Kraft Mobbing zu bewältigen.

Ein Lösungsansatz ist, die empathische Kompetenz aller Beteiligten zu entwickeln. Solange die Verantwortlichen keine einfühlsame Haltung einnehmen, funktioniert die Fürsorge unzureichend.[11] Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg[12] basiert auf den vier Elementen: Beobachtung, Einfühlung, Bedürfnisklärung und Bitte. Mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation lässt sich eine wohlwollende Verbindung zwischen den Menschen aufbauen.

In die Gespräche sind sowohl Mobber als Unterstützer eingebunden. Es bedarf nach Dietl eines wirksamen Hilfesystems, das Angestellten und BewohnerInnen Teilhabe ermöglicht. Betroffene brauchen Beratung. Unterstützen können: Betriebliche Anlaufstellen, Freunde, professionelle Berater, Mediatoren, Coaches, Sozialberater oder Rechtsanwälte. Bei vorgeschrittenen Mobbing helfen auch Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten.

Rezensionen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Dietl, M. (2015): Mobbing im Heim: Gewaltfreie Lösungswege, Wiesbaden
  2. Hochspringen Galtung J. (1975): Strukturelle Gewalt – Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung, Reinbek bei Hamburg
  3. Hochspringen Dietl, M. (2015): Mobbing im Heim: Gewaltfreie Lösungswege, Wiesbaden
  4. Hochspringen Goffman, E. (1973): Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen, Frankfurt am Main
  5. Hochspringen Bundesinteressenvertretung der Nutzerinnen und Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung e.V. (BIVA), (2014): Mobbing im Heim, Buchrezension (abgerufen am 10. Juni 2015)
  6. Hochspringen Dietl, M. (2015): Mobbing im Heim: Gewaltfreie Lösungswege, Wiesbaden
  7. Hochspringen Dietl, M. (2015): Mobbing im Heim: Gewaltfreie Lösungswege, Wiesbaden
  8. Hochspringen Bämayr, A. (2012): Das Mobbingsyndrom. Diagnostik, Therapie und Begutachtung im Kontext zur in Deutschland ubiquitär praktizierten psychischen Gewalt, Berlin und Neuberger, O. (1999): Mobbing: Übel mitspielen in Organisationen, München
  9. Hochspringen Sears, M. (2011): Gewaltfreie Kommunikation im Gesundheitswesen. Eine Kultur des Mitgefühls schaffen, Paderborn
  10. Hochspringen Arendt, H. (1960): Vita activa oder Vom tätigen Leben, Stuttgart
  11. Hochspringen Rogers, C. (1973): Die Entwicklung der Persönlichkeit, Stuttgart
  12. Hochspringen Rosenberg, M. (2012): Gewaltfreie Kommunikation - Eine Sprache des Lebens, Paderborn

Quelle[Bearbeiten]

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