Miniklistier mit Natriumcitrat/Natriumlaurylsulfoacetat/Sorbitol

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Das Miniklistier besteht aus der Wirkstoffkombination Natriumcitrat, Natriumlaurylsulfoacetat und Sorbit und wird gegen Verstopfung (Obstipation) und bei bestimmten Erkrankungen zur Erleichterung der Stuhlentleerung (Defäkation) eingesetzt sowie bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen im Enddarmbereich. Die Wirkstoffkombination wird unter dem Markennamen Microlax von der Firma Johnson & Johnson hergestellt.[1]

Geschichte[Bearbeiten]

Im Jahr 1960 wurde die Rektallösung Microlax in Schweden durch Paul Guinnar Embring, Uppsala, und Per Ove Mattson, Stockholm, für pharmazeutische Zwecke entwickelt.[2] Die ursprüngliche Idee der beiden Wissenschaftler war es, eine Lösung anzubieten, mit der Kolon und Rektum zur Vorbereitung auf Röntgenuntersuchungen ohne das Risiko einer Störung des Flüssigkeitshaushalts des Körpers entleert werden können.[2] Der Handelsname „Microlax“ wurde erstmals im Juni 1960 registriert. Im Mai 1963 erschien die erste medizinische Publikation über Microlax in einer wöchentlich erscheinenden dänischen Medizinerzeitschrift.[3] 1964 wurde das Präparat zur Vorbereitung des Darms auf eine Darmspiegelung (Sigmoidoskopie) getestet und die Ergebnisse wurden im American Journal of Proctology veröffentlicht.[4] Drei Jahre später überprüfte eine australische Untersuchung diese Ergebnisse und bestätigte die Effizienz von Microlax als Bestandteil der Vorbereitung für Sigmoidoskopien.[5] 1965 erfolgte eine vergleichende Untersuchung mit anderen Rektallösungen.[6] Aus einer Studie, die 1996 im Journal of the Royal Society of Medicine veröffentlicht wurde, geht die Empfehlung hervor, alle Patienten, bei denen eine Sigmoidoskopie ansteht, mit Microlax-Miniklistieren zu versorgen.[7]

Bestandteile[Bearbeiten]

Ein Miniklistier mit 5 ml Rektallösung (Lösung zur Anwendung im Enddarm) enthält als wirksame Bestandteile: 450 mg Natriumcitrat, 64,5 mg Natriumlaurylsulfoacetat (Dodecyl[sulfoacetat], Natriumsalz) und 4.465 mg Sorbitol-Lösung 70 % (kristallisierend) (Ph. Eur.).[8] Die sonstigen Bestandteile sind: Glycerol, Sorbinsäure (Ph. Eur.), gereinigtes Wasser.[8] Die Substanzen werden praktisch nicht resorbiert (d. h., nicht über den Darm aufgenommen).[9]

Wirkmechanismus[Bearbeiten]

Microlax wurde in kontrollierten klinischen Studien bei Obstipation untersucht und es wurde eine schnelle Wirksamkeit festgestellt. Die Wirkstoffe führen über ein physikalisch-chemisches Wirkprinzip zu einer Erweichung der harten Stuhlmassen.[9] Natriumcitrat setzt Wasser frei, das in den Fäzes adsorptiv gebunden (d. h. oberflächlich gebunden) ist.[10] Sorbitol verstärkt diese Wirkung.[10] Natriumlaurylsulfoacetat erleichtert das Eindringen des Klistierinhaltes in die Fäzes.[10] Die Substanzen werden praktisch nicht resorbiert, wirken lokal im Enddarm auf den Stuhl. Eine Störung des Wasser- und Elektrolythaushalts wird so vermieden. Der Wirkeintritt ist wesentlich schneller zu erwarten (meistens schon innerhalb von fünf bis 20 Minuten) als bei oralen darmstimulierenden Laxantien oder bei osmotisch im Darm statt im Stuhl wirkenden Laxantien. Das Miniklistier führt zu einer gezielten, planbaren Defäkation und zeichnet sich durch eine sehr gute Verträglichkeit aus.[8]

Anwendungsbereiche[Bearbeiten]

Microlax dient der kurzfristigen Anwendung bei Verstopfung (Obstipation) sowie bei Erkrankungen, die eine erleichterte Stuhlentleerung (Defäkation) erfordern. Das Miniklistier wird zur Darmentleerung bei diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen im Enddarmbereich genutzt: z.B. in der Chirurgie zur Vorbereitung von Operationen, um den Darm zu entleeren. Und es dient zur Vorbereitung von Röntgenuntersuchungen bzw. anderen klinischen Untersuchungen des Enddarms.[8]

Das Präparat unterliegt keiner Altersbeschränkung, es kann auch bei Säuglingen und Kindern sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.[8][11] Wie bei jedem anderen Arzneimittel auch, sollte in Schwangerschaft und Stillzeit ein Arzt oder Apotheker um Rat gefragt werden.

Anwendung bei Säuglingen und Kindern[Bearbeiten]

Therapieziel in der Behandlung der Obstipation bei Kindern ist die vollständige und regelmäßige Stuhlentleerung.[11] Ein großer Vorteil der Miniklistiere ist die rasche und einfache Applikation.[11] In einer großen Beobachtungsstudie dokumentierten 87 niedergelassene Kinderärzte die Anwendung des Miniklistiers bei 411 Säuglingen und Kindern mit Obstipation.[11] Sie konnten die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Miniklistiers im Kindesalter bestätigen, ebenso wie die Eltern der Kinder.[11] Zur kurzfristigen Anwendung bei Obstipation sind Miniklistiere aufgrund der sehr geringen Nebenwirkungen zu empfehlen.[11] Das geringe Volumen des Miniklistiers (die 5 ml Mini-Tube hat einen kleineren Durchmesser als ein Zäpfchen) ermöglicht eine rasche und einfache Applikation. Wenn es bei Kindern unter drei Jahren angewendet wird, wird der Tubenhals nur bis zur Hälfte (Markierung am Tubenhals) eingeführt.[8]

Kontraindikationen[Bearbeiten]

Wie auch andere Abführmittel darf Microlax bei Allergie gegen einen der Wirk- oder sonstigen Bestandteile, bei Darmverschluss (Ileus) und bei diagnostizierter hereditärer Fruktoseintoleranz nicht verabreicht werden. Wegen seines Sorbitolgehaltes sollte das Miniklistier nicht gleichzeitig mit bestimmten Medikamenten (sogenannten Ionenaustauschern) zur Behandlung von erhöhten Kaliumspiegeln im Blut angewendet werden.[8]

Nebenwirkungen[Bearbeiten]

Als mögliche Nebenwirkungen können auftreten: Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Nesselsucht), Bauchschmerzen, leichtes Brennen im Analbereich, lockerer Stuhl. Aufgrund des sehr seltenen Auftretens dieser Nebenwirkungen können hierzu keine Häufigkeitsangaben gemacht werden.[8]

Handelsnamen[Bearbeiten]

Microlax ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Microlax® wurde früher unter dem Handelsnamen Microklist® vertrieben.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. DPMAregister Markenregister Wortmarke „MICROLAX“.
  2. 2,0 2,1 US-Patent „Enema-type laxative composition. US 3211614 A“. Stand: 04/2016.
  3. Ingomar CJ: [Microlax, a new drug for evacuation of the rectum]. In: Ugeskr Laeger. 1963; 125: 736-8. (PMID 13956524).
  4. Liebermann W: Rapid patient preparation for sigmoidoscopy by microenema. In: Am J Proctol. 1964; 15: 138-41. (PMID 14139893).
  5. Hughes LE: The use of a micro-enema as preparation for sigmoidoscopy. In: Med J Aust. 1967; 2(5): 215-7. (PMID 6057897).
  6. Reimers J, Knoth M: [Preparation for recto-sigmoidoscopy. A comparative study of Microlax and enemata]. In: Ugeskr Laeger. 1965; 127(35): 1082-4. (PMID 5829676).
  7. Marsh SK, Huddy SP: Self-administered disposable micro-enemas before outpatient sigmoidoscopy. In: J R Soc Med. 1996; 89(11): 616-7. (PMID 9135589).
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 8,4 8,5 8,6 8,7 Microlax® Gebrauchsinformationen für Anwender. Stand: 12/2014. Zugriff: 19. Januar 2016
  9. 9,0 9,1 Fachinformation Microlax® Rektallösung. Stand: 12/2014. Zugriff: 11. April 2016.
  10. 10,0 10,1 10,2 Fachinformation Microlax® Österreich. Stand: 11/2013. Zugriff: 11. April 2016.
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 11,4 11,5 Obstipation bei Kindern und Säuglingen. In: DAZ. 2008; 42: 106-7.
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