Mellmausland
Mellmausland ist ein Name der Landschaft zwischen Witten und Dortmund.
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Geschichte der Entstehung und Verbreitung des Namens[Bearbeiten]
Der mittelalterliche Handelsweg „Westfälischer Hellweg“ führte zwischen Bochum und Dortmund nördlich an einem weiten ländlichen Gebiet vorbei, welches von einer armen bäuerlichen Bevölkerung besiedelt war. Die bescheidenen Lebensumstände und Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung boten den meist wohlhabenden durchreisenden Kaufleuten Anlass, diesem Gebiet einen entsprechenden Spitznamen zu geben und ihn auf ihren Reisen zu verbreiten:
die hier ansässigen Bauern nutzten die im Mittelalter verbreitete Melde nicht nur als Viehfutter, sondern kochten daraus auch für sich selbst eine spinatähnliche Mahlzeit, die in schlechten Zeiten den Hauptteil der Ernährung darstellte. Dabei hieß die Melde im westfälischen Platt „Melle“, und das daraus gekochte Mus (eigentlich Meldemus) wurde westfälisch als „Mellmaus“ bezeichnet. Obwohl für die bäuerliche Bevölkerung sicherlich nicht ungewohnt, erschien es den wohlhabenden Kaufleuten als ein Zeichen äußerster Armut, sich von Viehfutter zu ernähren. Die Kaufleute bezeichneten dieses Gebiet deshalb mehr verächtlich oder geringschätzig als „Mellmausland“, und dieser Begriff verbreitete sich über den Handelsweg als abfällige und sicher nur inoffizielle Bezeichnung des Landstrichs südlich des Hellwegs zwischen Bochum und Dortmund. Wohl aus diesem Grund fand er nach heutigem Wissen auch nie urkundliche Erwähnung, sondern wurde ausschließlich mündlich überliefert, genau wie die Geschichte seiner Entstehung. Mit zunehmender Besiedlung und im Zuge der Industrialisierung wurde der Name ungebräuchlich und geriet in Vergessenheit.
Erst seit etwa 1980 wurde der Name insbesondere im Wittener Stadtteil Rüdinghausen wieder erwähnt, zunächst im Zusammenhang mit Rückblicken auf die Ortsgeschichte. Zunehmend verlor er seine Bedeutung als ehemaliges Sinnbild für Armut, und im Laufe weniger Jahre erlebte er eine Renaissance als liebevoll-nostalgischer Begriff für das historische Rüdinghausen. Seit den 90er Jahren wurde er bei Dorffesten, in der Lokalpresse und selbst bei offiziellen Anlässen zunehmend als Spitzname für den Stadtteil Rüdinghausen genannt. Im Laufe der folgenden Jahre benannten sich in Witten-Rüdinghausen mehrere Einrichtungen nach diesem Begriff, so z.B. „Imbiss Mellmausland“, „Haarstudio Mellmausland“, „Kleingartenverein Mellmausland“ oder das Tonstudio „Mellmausland Records“.
Geografische Lage[Bearbeiten]
Das ursprüngliche, im Mittelalter so bezeichnete Gebiet hatte keine eindeutig umrissenen Grenzen, erstreckte sich jedoch nach Süden zu den nördlichen Ausläufern des Ardeys bei Witten-Rüdinghausen,, nach Westen bis zur Ortsgrenze Bochum-Langendreer, im Norden bis nördlich des Bereiches Stockum-Düren, wahrscheinlich bis Dortmund-Somborn und Lütgendortmund in die Nähe des ehemaligen Hellwegs, im Osten bis Dortmund-Eichlinghofen, und bei Dortmund-Persebeck schließt sich der Kreis nach Süden in Richtung Witten-Rüdinghausen. Auf Landkarten oder Google Maps ist das Gebiet noch heute sehr leicht als eine große, zusammenhängende Landwirtschaftsfläche erkennbar, welche von einem Viereck aus A45, A44, A40 und B235 eingerahmt wird, und die heute als „die Frischluftschneise“ zwischen Witten, Bochum und Dortmund bezeichnet wird.
Orte im Mellmausland[Bearbeiten]
Die zentralen Orte, um die sich die weitläufigen bäuerlichen Liegenschaften gruppierten, waren die schon im 9. und 10. Jahrhundert beurkundeten benachbarten Orte Salingen, Düren und Stockum. In den Randbereichen entstanden im 11. bis 14. Jahrhundert einige weitere Bauerndörfer wie Kley, Persebeck und Rüdinghausen.
Literatur[Bearbeiten]
- Michael Löbel: „Unser Dorf“, eine Chronik zur Geschichte von Witten-Rüdinghausen
- Wilhelm Barth: „Geschichte der Gemeinde Stockum-Düren“, 1928
Weblinks[Bearbeiten]
- Rulof Albert: Spitzname Mellmausland. In: WAZ.de. 10. August 2009, abgerufen am 26. Mai 2014.
