Müllraumlüftung

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Müllcontainer mit Abdeckungen + Einwurfschächten; teilweiser Einhausung; Lüftungskonzept: Fugenlüftung
Müllcontainer mit Klappdeckel; teilweise offene Einhausung mit Dach; Lüftungskonzept: Querlüftung
Mülbehälter mit Deckel in einem Müllraum
Müllraumlüftung - Lüftungskonzept A1: Querlüftung mit freier Nachströmung der Außenluft; Abluftaufbereitung durch Ionisationsmodule im Abluftkanal/-rohr
Einbausegment für Müllraumlüftung zur Geruchsneutralisation durch Ionisation; Lüftungskonzept: Zulufteinbau = Raumluftaufbereitung (und/oder) Ablufteinbau = Fortluftaufbereitung
Müllraumlüftung - Lüftungskonzept A2: Querlüftung mit freier Nachströmung der Außenluft durch eine BSK mit Zuluftkanal und Ionisationsmodul zur Raumluftaufbereitung

Unter dem Begriff Müllraumlüftung versteht man ganz allgemein das Lüftungskonzept zu einem Müllraum oder zu einem Müllplatz, in dem häuslicher oder auch gewerblicher Müll in Müllbehältern gesammelt wird und für den Tag der jeweiligen Abholung bzw. Leerung durch die Müllabfuhr bereitsteht.

Aufgrund biologischer Abbauprozesse im angesammelten Müll, der selbst Biomasse ist oder davon behaftet ist, entstehen Geruchsgase bzw. Ausdünstungen die durch eine Lüftung beseitigt und abgeführt werden sollen. Für die Anlage und den Bau des Müllplatzes bzw. Müllraumes gibt es eine ganze Reihe gesetzlicher und administrativer Vorgaben.[1]

Müllraum im Freien[Bearbeiten]

Ein allseits offener Müllraum, also ein Müllplatz, ist die einfachste Art und Weise, Müll abzulegen und dem Verfallsprozess preiszugeben, durch die Einwirkung von Wind und Wetter.

In europäischen Städten versteht man hierunter jedoch baurechtlich: einen baurechtlich teilweise offenen bzw. einen geschlossenen Müllplatz im Freien, der von einer Einhausung der Müllbehälter, zur sicheren Aufbewahrung des Mülls bis zur Abholung, umgeben ist. Dieser Standplatz der Müllbehälter sollte aus praktischen Gründen in unmittelbarer Nähe zu der Zufahrt der Liegenschaft liegen, um einen ungehinderten Transport der Müllbehälter zum Sammelfahrzeug sicherzustellen.[2]

Lüftungskonzepte[Bearbeiten]

Das Lüftungskonzept für offene oder halboffene Müllplätze in Siedlungen ist die freie Lüftung, also die permanente Abgabe von Geruchsstoffen an den Wind. Insofern eine Überdachung oder gar Einhausung vorliegt, erfolgt die Lüftung als Querlüftung über Fugen, Schlitze, Gitter und stellt ebenso eine unkontrollierte Abgabe der Geruchs- und Schadstoffe an den Wind dar.

Müllbehälter werden grundsätzlich mit wieder schließbarem Deckel hergestellt und ausgegeben. Nur geschlossene Müllbehältnisse verringern die Abgabe der doch zunehmend von Geruch belasteten Behälterluft bis zur Leerung bis zu 90 Prozent. Geschlossene Müllbehälter sind zudem von der weiteren Sauerstoffzufuhr abgeschlossen und die geruchsverursachenden Mikroorganismen können sich nicht übermäßig entwickeln.

Brandschutz[Bearbeiten]

Ein weiteres Argument für permanent geschlossene Müllbehältnisse ist die Brandentwicklung. Durch Selbstentzündung oder Fahrlässigkeit, z. B. durch einen vergessenen Zigarettenstummel, kommt es immer wieder zu Bränden. Ohne Sauerstoffzufuhr kann kein größeres Feuer ausbrechen. Natürlich helfen geschlossene Müllcontainer auch der Feuerwehr beim Löschen eines Brandes, denn der betroffene Müllcontainer kann leicht eliminiert werden, bzw. der Brandüberschlag von einem Müllcontainer zum nächsten dauert länger oder ist gar nicht möglich.

Müllraum in Gebäude[Bearbeiten]

Ein baulich vorgesehener Müllraum in einem Gebäude hingegen unterliegt, je nach Region und Land, unterschiedlichen Anforderungen und Vorschriften. Er muss von außen zugänglich und dennoch sicher sein, da der Müll in einem Müllraum zwar zwischengelagert wird, jedoch noch immer im Privateigentum des Verursachers, bis zur Abholung durch ein Müllentsorgungsunternehmen, ist. Rein rechtlich betrachtet endet die Verantwortung für den Müllverursacher nicht im Müllbehälter, sondern erst dann, wenn die Müllabfuhr den Inhalt der Müllbehälter entleert.

In zentralen Müllräumen werden zumeist verschiedene Arten von Müllbehältnissen aufgestellt. Je nach Art des Mülls unterscheidet man im Dualen System nach Restmüll, Wertstoffmüll (Leichtverpackungen), Altpapier, und bzw. dem Bioabfall. Die Geruchsentwicklung dieser verschiedenen Müllarten ist sehr unterschiedlich und wird zumeist durch den Abholzyklus der Müllentsorgungsbetriebe beeinflusst. Die größte Geruchsbelastung entsteht in den Behältnissen des Restmülls und Bioabfalls. Gewerbliche Müllräume können überdies auch noch ganz andere Müllarten, bis hin zum Sondermüll, aufweisen und unterliegen weiterführen Vorschriften.

Die regelmäßige Reinigung der Müllbehälter sowie die Reinigung des Müllraumes mindert die Geruchsentwicklung im Müllraum.

Lüftungskonzepte[Bearbeiten]

Das Lüftungskonzept für baulich geschlossene Müllräume in Gebäuden, das neben der oben genannten freien Lüftung, vor allem die Lüftung durch eine Lüftungsanlage enthält, sollte vielseitig ausgelegt werden. Grundsätzlich werden alle Müllräume als Unterdrucksystem ausgelegt, um die eventuell belastete Müllraumluft nicht in benachbarte Räume des Gebäudes zu verdrängen und somit eine permanente Geruchsbelästigung im Haus auftritt.

Folgende lüftungstechnische Aspekte gelten für einen innen liegenden, baulich geschlossenen Müllraum:

Die Müllraumlüftung für mittlere und größere Müllräume sollte stets so aufgebaut sein, dass ein zentraler, entriegelbarer Notausschalter den Ventilator der Lüftungsanlage abschalten kann. Zusätzlich kann neben einem frei zugänglichen Stufenschalter für den Ventilator, auch ein Luftqualitätsfühler im Lüftungskanal oder als Aufputzgerät direkt im Müllraum den Volumenstrom automatisch regeln und der Geruchsentwicklung entgegenwirken. Lüftungsanlagen mit Ionisationstechnik (Ionisationsröhren) können die nötigen Volumenströme sowohl in der Zuluft (ZU) als auch der Abluft (AB) minimieren und die Geruchsneutralisation der Müllraumluft (Zulufteinbau) herbeiführen, aber auch die Geruchsneutralisation der Abluft/Fortluft (Einbau in den Abuftkanal) vor Austritt ins Freie. Je nach Müllraumlüftung können somit Geruchsbelästigungen im bzw. um den Müllraum minimiert und persönliche, gar rechtliche Auseinandersetzungen über ein nicht richtig funktionierendes Lüftungskonzept vermieden werden.

Müllraum mit freier Lüftung und Schachtlüftung[Bearbeiten]

Kleinere Müllräume mit geringem Müllaufkommen können über Fenster- und/oder Schachtlüftung be- und entlüftet werden. Je nach Müllart und Müllaufkommen kann der Abluftschacht zusätzlich mit einem Ventilatoraufsatz versehen werden, den man über einen Stufenschalter je nach Bedarf variabel fahren kann. Einige dieser Abluftschächte mit Ventilatoraufsatz verfügen zur Energieeinsparung auch über eine Zeitschaltuhr, die regelmäßig einen erhöhten Abluftstrom im Ventilator schaltet.

Müllraum mit Abluftanlage und freier Nachströmung der Zuluft[Bearbeiten]

Übervoller Müllcontainer in einem Müllraum; kein Geruchsverschluss durch den Deckel möglich; Lüftungskonzept des Müllcontainer: freie Lüftung

Mittlere bis größere Müllräume werden mit kontinuierlicher Zu- und Abluft bereits vor der eigentlichen Errichtung geplant. Die grundsätzliche Bemessung aller Müllräume sollte mit einem 9-fachem Luftwechsel pro Stunde erfolgen. Zumeist kann man aber von einem 4- bis 10-fachen Luftwechsel ausgehen, wenn die zwischengelagerte Müllart und das Müllaufkommen bekannt sind. Neuere Ventilatoren[3] lassen sich im Volumenstrom leicht regulieren und den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten anpassen.

Die Abluftanlage in einem Müllraum besteht zumeist aus einem Abluftkanal (-rohr) mit einstellbaren Abluftgittern, einem regelbaren Abluftventilator (evtl. auch mit Zeitschaltuhr), einem Schalldämpfer und wiederum einer Brandschutzklappe (BSK) mit äußerem Wetterschutz, durch die die Abluft aus dem Raum als Fortluft ins Freie ausgeblasen wird.

Bei großen Ansiedlungen, komplizierter baulicher Situation oder gar unklarem Müllaufkommen wird die Außenluft/Fortluft von den Müllraumlüftungsanlagen auch mit einem Außenluft- und Fortluftkamin über Dach geführt. Zudem wird manchmal die Müllraumlüftung mit einem Wärmetauscher ausgestattet, damit in der kalten Jahreszeit diese Gebäudeteile nicht übermäßig auskühlen, um ein Anfrieren des Abfalls zu verhindern.

Müllraum mit Zuluft-Kühlung/Tiefkühl- oder Kühlzelle[Bearbeiten]

Einige Müllräume mit Müllraumlüftung, in denen vermehrt organische Abfalle (z. B. Fässer mit dem abgelassen Fett aus einem Fettabscheider), also Abfälle aus lebensmittelverarbeitenden Betrieben, wie Großküchen und Restaurants, gelagert werden, sind oftmals mit Kühltechnik ausgestattet, um den Verwesungsprozess der gelagerten Abfälle und die damit verbundene Geruchsbildung zu minimieren. Diese Kühltechnik für einen Müllraum ist aufgrund der Raumgröße sehr kostspielig, bringt aber den gewünschten Effekt. Davon abweichend gibt es auch Müllräume, in denen eine kleinere begehbare Kühlzelle, oder gar Tiefkühlzelle, für den gewerblichen Biomüll aufgestellt wird, um den Biomüll bis zum Entsorgungstermin zu kühlen bzw. einzufrieren, z. B. in Metzgereien und Schlachthöfen.

Brandschutz[Bearbeiten]

Müllräume unterliegen naturgemäß einem höheren Brandschutz als andere Räume in einem Gebäude. Die Haftung, im Falle eines Brandes oder durch Brandstiftung, liegt beim Müllverursacher und nicht beim Entsorgungsunternehmen. Der Brandschutz in diesen Räumen geht den Mieter (Müllverursacher) und den Hauseigentümer als denjenigen, der den Raum nach Vorschrift zur Verfügung stellt, an und spielt bei allen Planungen eine große Rolle. Von Seiten des Hauseigentümers sollte baulich durch entsprechende Maßnahmen Vorsorge getroffen werden, wie z. B. durch Brandschutztüren, Rauchmelder, Brandmeldeanlage, Feuerlöscher oder gar durch eine Sprinkleranlage. Hauptverantwortlicher ist und bleibt der Verursacher des Mülls, der vorerst seinen Müll im Müllraum zwischenlagert.

Müllsammelräume sind mit einem Wasseranschluß zu versehen.[4] Die meisten Müllräume werden bereits bauseitig mit Brandschutzwänden, einem geeigneten Bodenbelag, zentralem Bodenablauf und einem Kaltwasseranschluss ausgestattet.

Grundsätzlich sind Müllräume überwachungspflichtig und sollten regelmäßig kontrolliert werden. Jeder Müllverursacher sollte sich dieser Verantwortung für seinen abgelegten Müll bewusst sein. Installierte Rauch- & Feuermelder in einem Müllraum warnen einerseits Anwohner vor der Gefahr im Fall der Fälle und benachrichtigen die Feuerwehr, das im Müllraum ein Brand ausgebrochen ist. Je nach brandschutztechnischen Auflagen strömt zumeist die Außenluft über ein Wetterschutzgitter in der Außenwand des Müllraumes in diesen als Zuluft hinein. Da Müllräume zumeist eine Brandschutztür aufweisen müssen, wird bei verschiedenen Müllräumen auch eine Brandschutzklappe (BSK) oder eine Wandvorbauklappe (WV-BSK)[5] mit äußerem Wetterschutzgitter in die Außenwand eingesetzt. Im Fall eines Brandes schließt sich die Brandschutzklappe automatisch und Einrichtungen schalten die Lüftungstechnik aus, um die Sauerstoffzufuhr im Müllraum zu unterbrechen, um so den Brand zu ersticken. Ebenso gibt es Sicherheitstüren für Müllräume, welche die Zugangstüre automatisch schließen.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Ernst-Rudolf Schramek, Hermann Recknagel, Eberhard Sprenger: Taschenbuch für Heizung + Klimatechnik 09/10 - Komplettversion, Recknagel Taschenbuch + DVD 09/10. Oldenbourg Industrieverlag, Dezember 2008, ISBN 3835631497

Fachbeiträge[Bearbeiten]

  • Müllräume und Müllbehälter-Standplätze, Vorschriften und Hinweise; Kriterien für die Planung von Müllräumen www.muenchen.de, abgerufen am 20. Oktober 2013
  • 4. Stuttgarter Bauwerksforum Referat von Dr. Ing. Wolfgang J. Friedl, München 2008 Brandschutz(PDF; 5,1 MB) www.stuttgarter-bauwerksforum.de, abgerufen am 20. Oktober 2013
  • STADT WIEN - TECHNISCHE RICHTLINIEN Wohnungs-Einzelraumentlüftung, Müllräume und Waschküchen (PDF; 23 KB) www.wienerwohnen.at, abgerufen am 20. Oktober 2013

Weblinks[Bearbeiten]

 Wiktionary: Müllraumlüftung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Der Müllplatz www.wohnungsanwalt.de, abgerufen am 20. Oktober 2013
  2. Hochspringen Müllräume und Müllbehälterstandplätze für Restmüll- und Altstoffe(PDF; 1,1 MB) www.wien.gv.at, abgerufen am 20. Oktober 2013
  3. Hochspringen Lüftung aus dem Baukasten - Helios(PDF; 4,3 MB) www.heliosventilatoren.de, abgerufen am 23. Oktober 2013
  4. Hochspringen Österreich - Kärnten Kärntner Bauvorschriften § 43 Müllablagerungen www.bauordnung.at, abgerufen am 20. Oktober 2013
  5. Hochspringen Merkblatt: Brandschutzklappen 2006/1(PDF; 776 KB) www.vvbr.com, abgerufen am 23. Oktober 2013
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