Likedeeler

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Likedeeler nannten sich die Freibeuter und Seeräuber, die ab Mitte der 1390er Jahre die Ostsee und die Nordsee unsicher machten und dem Seehandel der Hanse über mehr als 30 Jahre große Verluste zufügten. Die bekanntesten Kapitäne waren Klaus Störtebeker, Michael Goedeke, Hennig Wichmann und Magister Wigbold.

Zeit als Vitalienbrüder von 1389 bis 1398[Bearbeiten]

Die Likedeeler, die die Beute zu gleichen Teilen untereinander aufteilten, wurden ab 1389 ursprünglich als seefahrende Vitalienbrüder angeheuert um die Lebensmittelversorgung Stockholms im Krieg Schwedens gegen Dänemark aufrecht zu erhalten. Außerdem sollten sie im Seekrieg dänische Kriegsschiffe versenken und den Seehandel Dänemarks mit Kaperfahrten unterbinden. [1] Ihre Operationsbasis war ab 1392 die Insel Gotland,[2] wo sie sich nach und nach verselbstständigten und unter der Losung - "Gottes Freunde, aller Welt Feinde!" - zu allseits gefürchteten Seeräubern entwickelten.

Likedeeler bis 1401 unter Kapitän Störtebeker[Bearbeiten]

Nachdem die Vitalienbrüder 1398 in einer Schlacht gegen ein Heer des Deutschen Ordens auf der Insel Gotland vernichtend geschlagen worden waren, konnten viele mit Schiffen auf die Ostsee entkommen. Die, die nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten oder auch nicht konnten, formierten sich als Seeräuberbündnis neu und nannten sich Likedeeler. Da sie an den Küsten der Ostsee keinen sicheren Hafen mehr hatten, gingen sie Bündnisse mit ostfriesischen Häuptlingen ein. Sie zogen sich in die Nordsee nach Ostfriesland[3] in die Weser- und Emsmündung zurück, wo sie an Land neue Verbündete hatten. Von hier aus unternahmen sie ausgedehnte Kaperfahrten in die Nord- und Ostsee. Der Seehandel Hamburgs wurde um 1400 fast zum Erliegen gebracht. Der enorme Druck der Likedeeler auf den Seehandel führte dazu, dass die Hanse sie mit allen Mitteln zu Wasser und zu Lande jagte. 1401 wurde ihr bekanntester Anführer Klaus Störtebeker verraten, mit seiner ganzen Mannschaft auf See vor Helgoland gefangen genommen und in Hamburg öffentlich enthauptet.[4]

Endphase bis Mitte des 15. Jahrhunderts[Bearbeiten]

Damit waren die Likedeeler aber noch lange nicht vernichtet. Vor der zunehmenden Verfolgung durch die Hanse, die Engländer und die Holländer wichen sie aus der Nordsee in die Ostsee aus, waren aber weiterhin auch in der Nordsee aktiv. 1429 griffen sie sogar die Hanse-Niederlassung in Bergen an und plünderten die Stadt. Zwischen 1410 und 1435 operierten die Likedeeler von der Schleimündung aus, wo ihnen die Grafen von Holstein gegen Kriegsdienste Unterschlupf gewährten..

Quellen[Bearbeiten]

  • Hansischer Geschichtsverein (Hrsg.): Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage 1256–1430. Abt. I, Bde. 2–4, Leipzig 1872–1877.
  • Karl Kunze (Hrsg.): Hansisches Urkundenbuch. Bd. IV, Halle a. d. Saale 1896.
  • Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg, I. Bd. 1350–1400. Hamburg 1896.
  • Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Abt. I, Bd. 4, Lübeck 1873.

Literatur[Bearbeiten]

  • Petra Bauersfeld: Die gesellschaftliche Bedeutung der Vitalienbrüder: Eine sozial- und kulturhistorische Betrachtung der Seeräuber um Klaus Störtebeker. In: Uwe Danker (Hrsg.): Demokratische Geschichte. Schleswig-Holsteinischer Geschichtsverlag, o. O. 1998, S. 19–40.
  • Matthias Blazek: Seeräuberei, Mord und Sühne – Eine 700-jährige Geschichte der Todesstrafe in Hamburg 1292–1949. ibidem, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8382-0457-4.
  • Jörgen Bracker: Klaus Störtebeker – Nur einer von ihnen. Die Geschichte der Vitalienbrüder. In: Ralf Wiechmann (Hrsg.): Klaus Störtebeker: ein Mythos wird entschlüsselt. Fink, Paderborn/ München 2003, ISBN 3-7705-3837-4, S. 9–59.
  • Gabriele Dummschat: Klaus Störtebeker und die Hanse – Seefahrt und Piratenleben. Hinstorff Verlag, Rostock 2016, ISBN 978-3-356-02044-1.
  • Detlev Ellmers: Die Schiffe der Hanse und der Seeräuber um 1400. In: Wilfried Ehbrecht (Hrsg.): Störtebeker – 600 Jahre nach seinem Tod. Porta-Alba-Verlag, Trier 2005, ISBN 3-933701-14-7, S. 153–168.
  • Klaus J. Henning: Störtebeker lebt! Aspekte einer Legende. In: Jörgen Bracker (Hrsg.): Gottes Freund – aller Welt Feind: von Seeraub und Konvoifahrt; Störtebeker und die Folgen. Museum für Hamburgische Geschichte, [Hamburg] 2001, ISBN 3-9805772-5-2, S. 80–97.
  • Rudolf Holbach: Hanse und Seeraub. Wirtschaftliche Aspekte. In: Wilfried Ehbrecht (Hrsg.): Störtebeker – 600 Jahre nach seinem Tod. Porta-Alba-Verlag, Trier 2005, ISBN 3-933701-14-7, S. 131–152.
  • Antje Sander: Schlupfwinkel, Lagerplätze und Märkte. Anmerkungen zur Topographie des Jadebusens um 1400. In: Wilfried Ehbrecht (Hrsg.): Störtebeker – 600 Jahre nach seinem Tod. Porta-Alba-Verlag, Trier 2005, ISBN 3-933701-14-7, S. 169–180.
  • Josef Wanke: Die Vitalienbrüder in Oldenburg (1395–1433). Phil. Dissertation. Oldenburg 1910.
  • Dieter Zimmerling: Störtebeker & Co.: die Blütezeit der Seeräuber in Nord- und Ostsee. Verlag Die Hanse, Hamburg 2000, ISBN 3-434-52573-4.
  • Marvin Chlada (Hrsg.): Störtebeker. Seeräuber, Volksheld, Legende – eine Anthologie, Verlag Trikont-Duisburg und Verlag Dialog-Edition: Duisburg-Istanbul 2017, ISBN 978-3-945634-20-2

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Jörgen Bracker: Von Seeraub und Kaperfahrt im 14. Jahrhundert. In: ders. (Hrsg.): Gottes Freund – aller Welt Feind: von Seeraub und Konvoifahrt; Störtebeker und die Folgen. Museum für Hamburgische Geschichte, [Hamburg] 2001, ISBN 3-9805772-5-2, S. 6–35.
  2. Hochspringen Theodor Schiemann: Die Vitalienbrüder und ihre Bedeutung für Lievland. In: Historische Darstellungen und Archivalische Studien: Beiträge zur Baltischen Geschichte. Hamburg/ Mitau 1886, S. 1–18 (Digitalisat)
  3. Hochspringen Heinrich Schmidt: Das östliche Friesland um 1400. Territorialpolitische Strukturen und Bewegungen. In: Wilfried Ehbrecht: Störtebeker – 600 Jahre nach seinem Tod. Porta-Alba-Verlag, Trier 2005, ISBN 3-933701-14-7, S. 85–110.
  4. Hochspringen Ulrich Aldermann: Spätmittelalterlicher Seeraub als Kriminaldelikt und seine Bestrafung. In: Wilfried Ehbrecht (Hrsg.): Störtebeker – 600 Jahre nach seinem Tod. Porta-Alba-Verlag, Trier 2005, ISBN 3-933701-14-7, S. 23–36.
Info Sign.svg Dieser Artikel ist im Marjorie-Wiki entstanden.