Kurt Melcher

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Kurt Melcher (* 8. Juli 1881 in Dortmund; † 14. Oktober 1970 in Berlin) war als promovierter Jurist ein deutscher Verwaltungsbeamter, der in der Weimarer Republik und nach der Machtergreifung des NS-Regimes hohe Staatsämter bekleidete.

Werdegang[Bearbeiten]

Als Sohn eines Bergwerksdirektors besuchte er das Städtische Gymnasium in Dortmund bis 1889. Danach studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten in Berlin, Tübingen und Kiel. Die Prüfung zum Referendar bestand er 1902. Im selben Jahr erlangte er die Promotion zum Dr. jur. an der juristischen Fakultät der Universität Leipzig. Danach nahm er eine Tätigkeit im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm an und wurde 1907 zum Gerichtsassessor ernannt.

Im Jahre 1908 fand er eine Beschäftigung bei der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser“ in Hamborn. Es folgte eine Tätigkeit bei der Ilseder Hütte und dem Peiner Walzwerk in Ilsede und Peine. Im selben Jahr erlangte er die Position eines Hilfsrichters beim Amtsgericht Hamm. Es folgte 1910 die Anstellung als Amtsrichter in Herne. Als Regierungsassessor nahm er dann eine Tätigkeit bei der Regierung in Düsseldorf auf, wo er 1915 zum Regierungsrat ernannt wurde. Im Ersten Weltkrieg war er Kommandeur der Feldgendarmerie des VII. Armeekorps.[1]

Im Jahre 1919 wurde er zum Polizeipräsidenten in Essen berufen. Während seiner Zeit in Essen war er als Dozent an der Verwaltungsakademie, aber auch in Bochum ebenso tätig. Während des Ruhraufstandes[2] wurde er des Landes verwiesen.

Polizeispräsident von Berlin[Bearbeiten]

Am 20. Juli 1932 holte ihn der ehemalige Oberbürgermeister von Essen und nun Reichskommissar für das preußische Innenministerium Franz Bracht[3] als Polizeipräsident nach Berlin, wo er vom Kommandeur des Wehrkreises Gerd von Rundstedt[4] anstelle des abgesetzten Polizeipräsidenten Albert Grzesinski[5] eingesetzt wurde.

Im Prozess vor dem Staatsgerichtshof gegen Grzesinski, wo er beschuldigt wurde, Angehörige der SPD und des Reichsbanners[6] bevorzugt zu haben, trat Melcher als Belastungszeuge auf[7]. Weiterhin gibt Graf an, dass Melcher indirekt die „Säuberung“ der Berliner Polizei durch Absetzung republikanischer Beamter begünstigt habe.

Erhard Hübener[8] beschreibt Melcher als einen Charakter, der zu den Nationalsozialisten eine entgegenkommende Haltung gezeigt hat.[9] Als der Präsident der Landwirtschaftskammer von Halle Heinrich von Helldorff (1870-1936)[10] unehrenhaften und scharfen Angriffen von Nationalsozialisten während einer Sitzung ausgesetzt wurde, nahm Melcher das hin, ohne einzugreifen. Damit habe Melcher für ihn an Achtung verloren[11].

Oberpräsident von Sachsen[Bearbeiten]

Im Zuge der Serie der Absetzung von preußischen Oberpräsidenten durch Hermann Göring[12] wurde er am 15. Februar 1933 zum Oberspräsidenten von Sachsen ernannt. Schon im folgenden Monat wurde er von Gauleiter Wilhelm Loeper[13] als zu weich und nicht geeigneter Vertreter des Zentrums abgesetzt.[7]

Ruhestand und Reaktivierung[Bearbeiten]

Aus Gründen des Verwaltungsrechts wurde er 1934 in den Ruhestand versetzt.[14] Beim Reichsausschuss für volkswirtschaftliche Aufklärung war er als Geschäftsführer bis Ende 1935 tätig. 1938 wurde er reaktiviert und zum Reichstreuhänder für den öffentlichen Dienst ernannt. Diese Funktion führte er bis 1945 aus.

Schriften[Bearbeiten]

  • Gegensatz des Rechtscharakters der Leistung an Erfüllungsstatt und der Leistung erfüllungshalber nach gemeinem Rechte und bürgerlichem Gesetzbuche. Buchdruckerei R. Noske, Borna-Leipzig 1903, OCLC 457615592 (62 S., Dissertation).
  • Die Geschichte der Polizei. Gersbach & Sohn, Berlin 1926, DNB 361213514 (119 S.).

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Band 2. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294, S. 1224.
  2. Ruhraufstand in der deutschsprachigen Wikipedia
  3. Franz Bracht in der deutschsprachigen Wikipedia
  4. Gerd von Rundstedt in der deutschsprachigen Wikipedia
  5. Albert Grzesinski in der deutschsprachigen Wikipedia
  6. Reichsbanner in der deutschsprachigen Wikipedia
  7. 7,0 7,1 Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur: die Entwicklung der preußischen Politischen Polizei vom Staatsschutzorgan der Weimarer Republik zum Geheimen Staatspolizeiamt des Dritten Reiches. Colloquium-Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-7678-0585-5, S. 367 (457 S.).
  8. Erhard Hübener in der deutschsprachigen Wikipedia
  9. Erhard Hübener: Lebenskreise: Lehr- und Wanderjahre eines Ministerpräsidenten. Hrsg.: Thomas Klein (= Mitteldeutsche Forschungen. Band 90). Böhlau, Köln 1984, ISBN 3-412-05483-6, S. 216 (427 S.).
  10. Heinrich von Helldorff in der deutschsprachigen Wikipedia
  11. Hübener beschreibt diesen Eindruck so, dass Melcher für ihn damit "abgeschrieben" wäre
  12. Karl Teppe: Die preussischen Oberpräsidenten: 1815–1945. Hrsg.: Klaus Schwabe (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit. Band 15). Boldt, Boppard am Rhein 1985, ISBN 3-7646-1857-4, S. 219 ff., hier: S. 221 (348 S.).
  13. Wilhelm Loeper in der deutschsprachigen Wikipedia
  14. Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. Band 6. Saur, München 2006, ISBN 978-3-598-25036-1, S. 877 (892 S.).
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