Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis
Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis ist ein Bachelor-Studiengang der Universität Hildesheim. Ziel des Studiums ist die Befähigung, künstlerische und kulturelle Prozesse zu analysieren, zu reflektieren, zu gestalten und zu vermitteln. Dabei stehen die zeitgenössischen Künste und kulturellen Entwicklungen der Gegenwart im Mittelpunkt.[1] Hildesheim bietet die einzige Möglichkeit, Kulturwissenschaften mit integrierter künstlerischer Praxis zu studieren.[2] Der Studiengang und seine Tochterstudiengänge haben bis heute über 2000 Absolventen hervorgebracht.[3]
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Geschichte[Bearbeiten]
Der Studiengang wird 1979 als künstlerisch-wissenschaftlicher Diplomstudiengang Kulturpädagogik an der damaligen Wissenschaftlichen Hochschule Hildesheim gegründet. Damit ist er der deutschlandweit erste grundständige Studiengang, der künstlerische und wissenschaftliche Praxis verbindet. Hauptinitiatoren des Studiengangs waren Hans-Otto Hügel und Hajo Kurzenberger. Seit 1984 macht die Höhe der Bewerberzahlen eine künstlerische Eignungsprüfung notwendig. 1989 werden das Institut für bildende Kunst und Kunstwissenschaft, das Institut für Medien- und Theaterwissenschaft, das Institut für Deutsche Sprache und Literatur sowie das Institut für Musik und Musikwissenschaft gegründet, um ein breites kunst- kulturwissenschaftliches Spektrum des Studiengangs abzudecken. Als besondere Lehr- und Forschungsform wird 1992 das Projektsemester etabliert, in der fachbereichsweit unter gemeinsamen Problemstellungen wissenschaftlich angeleitete und anschließend evaluierte künstlerische Produktionen entstehen. 1994 findet im Rahmen des Projektsemesters zum ersten Mal das alle drei Jahre stattfindende Theaterfestival transeuropa statt. Die deutschlandweit erste und bis heute einzige Professur für Kulturpolitik wird 1998 am neu gegründeten Institut für Kulturpolitik eingerichtet. Mit dem Jahr 2001 wird der Titel des Studiengangs in Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis umbenannt, der der weiter entwickelten Ausrichtung- und Studienrealität Rechnung trägt. Zwei neue, spezialisierte Tochterstudiengänge mit den Titeln Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus und Szenische Künste werden gegründet und der kulturwissenschaftliche Fachbereich bezieht die Domäne Marienburg. Ab 2004 ergänzt der Bachelor-Studiengang Philosophie-Künste-Medien die Hildesheimer Kulturwissenschaften. Bedingt durch den Bologna-Prozess wird der Diplom-Studiengang Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis 2008 in einen gleichnamigen Bachelor-Studiengang umgewandelt und wird seit 2010 durch die Master-Studiengänge Kulturvermittlung, Inszenierung der Künste und Medien, Literarisches Schreiben sowie den Master-Studiengang Philosophie-Künste-Medien ergänzt.
Bekannte Absolventen und Studierende (Auswahl)[Bearbeiten]
- Timo Fuchs, ARD-Hörfunkkorrespondent in Washington D.C.
- Søren Grammel, Direktor des Kölnischen Kunstvereins
- Jörg Gollasch, Theaterkomponist und Gitarrist
- Christoph Grasse, Countertenor bei Vocaldente
- Albrecht Hirche, Regisseur
- Jannis Kaffka, Musiker der Band Phrasenmäher
- Brigitte Kölle, Kunsthistorikerin und Ausstellungskuratorin
- Martin Köttering, Präsident der Hochschule für Bildende Künste Hamburg
- Sönke Lentz, Leiter des Bundesjugendorchesters
- Sven Nagel, Comedian und Autor
- Sebastian Nübling, Regisseur
- Klaus Schumacher, Theaterregisseur und Leiter des Jungen Schauspielhauses in Hamburg
- Stefan Kalmár, Direktor des Kunstraums „artists space“, New York
- Jan Verwoert, Autor und Kunstkritiker
Bekannte Lehrende (Auswahl)[Bearbeiten]
- Jürgen Attig, Bassist
- Tilman Borsche, Philosoph
- Rolf Elberfeld, Philosoph und Übersetzer
- Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen (Honorarprofessor)
- Hans-Otto Hügel
- Susanne Keuchel, Geschäftsführerin des Zentrums für Kulturforschung (Honorarprofessorin)
- Thomas Klupp, Schriftsteller
- Birgit Mandel
- Annemarie Matzke, Performance-Künstlerin und Theaterwissenschaftlerin
- Mathias Mertens, Autor und Dozent für Medienwissenschaft
- Hanns-Josef Ortheil, Schriftsteller und Germanist
- Stephan Porombka
- Matthias Rebstock, Regisseur
- Jens Roselt, Theaterwissenschaftler, Dramatiker
- Jörg Sasse, Fotograf und bildender Künstler
- Wolfgang Schneider, Kulturwissenschaftler, Direktor des Instituts für Kulturpolitik
- Uwe Schrader, Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor
- Bettina Uhlig, Kunstpädagogin
- Stefan Wurz, Komponist
Projekte[Bearbeiten]
Ausgehend vom Kerngedanken der Interdisziplinarität zwischen den in Hildesheim unterrichteten kulturwissenschaftlichen Bereichen Literaturwissenschaften, Theaterwissenschaften, Medienwissenschaften, Populäre Kultur, Kunst und Musik setzten die Studiengänge auf einen hohen Praxisbezug und viele, teils universitäre, teils aus dem studentischen Umfeld entstandene Projekte. Dazu gehören:
- Europäisches Theater und Performancefestival transeuropa
- Festival für junge Literatur Prosanova
- State of the Art, Diskursfestival der Hildesheimer Theaterstudierenden
- Steinerei, Filmfestival für Brickfilme
- Hildesheimer Nerd Nite
- International Performance Association Hildesheim, IPAH e.V.
- Nerd work, eine Arbeitsagentur für Nerds
- Machina ex, eine reale Computerspiel, Theater-Performancegruppe
- Four vs. Hellfire, ein Luftgitarrenensemble
Literatur[Bearbeiten]
- Mertens, Matthias (Hrsg.) Jahrbuch für Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis 2009. Vergegenwaertigung. Marburg, 2010
- Porombka, Stephan; Schneider Wolfgang; Wortmann, Volker (Hrsg.) Jahrbuch Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis 2008. Theorie und Praxis der Künste. Marburg, 2008.
- Porombka, Stephan; Schneider Wolfgang; Wortmann, Volker (Hrsg.) Jahrbuch Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis 2007. Politische Künste. Marburg, 2007.
- Porombka, Stephan; Schneider Wolfgang; Wortmann, Volker (Hrsg.) Jahrbuch Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis: Jahrbuch Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis 2006. Kollektive Kreativität. Marburg, 2006
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ In der Studiengangsbroschüre (PDF, 803 KB) heißt es dazu: "Das Studium soll Sie dazu befähigen, künstlerische und kulturelle Prozesse zu analysieren, zu reflektieren, zu gestalten und zu vermitteln."
- Hochspringen ↑ „Das Hildesheimer Konzept, Kunst und Kultur zugleich wissenschaftlich zu fundieren und zu reflektieren wie künstlerisch-praktisch zu erfahren, ist nach wie vor deutschlandweiteinzigartig.“ Mandel, Birgit: Kulturvermittlung als Beruf. Ergebnisse einer Befragung von Absolventen des Studiengangs »Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis« der Universität Hildesheim. In: Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 95 IV/2001 S. 69-71 (online PDF, 82 KB)
- Hochspringen ↑ Vgl. Absolventenbefragungen der Hildesheimer kulturwissenschaftlichen Studiengänge