Kultur- und Medienpädagogik
Das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. weist in ihrer Online-Datenbank mehr als 300 Kulturstudiengänge (BA und MA) an deutschen Universitäten und Hochschulen aus.[1]
Die Kombination Kultur- und Medienpädagogik für den Bachelorstudiengang und Angewandte Medien- und Kulturwissenschaft für den Masterstudiengang kann an einer kleinen Hochschule in Mitteldeutschland gewählt werden und zwar an der Hochschule Merseburg. Aus der ehemaligen Technischen Hochschule der DDR im Industriedreieck Leuna, Buna, Bitterfeld in der Stadt Merseburg konstituierte sich im April 1992 die Hochschule Merseburg, an der z. Zt. ca. 3000 Studierende in vier Fachbereichen (FB 1: Informatik und Kommunikationssysteme; FB 2: Ingenieur- und Naturwissenschaften; FB 3: Soziale Arbeit.Medien.Kultur; FB 4: Wirtschaftswissenschaften) immatrikuliert sind.
Die kulturvermittelnden Studiengänge im Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur sollen folgend näher betrachtet werden: Seit dem Wintersemester 1996/97 können sich an Kultur- und Medienarbeit interessierte Abiturienten im Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur an der Hochschule Merseburg im Rahmen eines Diplomstudiengangs immatrikulieren, seit dem WS 2005 im Bachelor- und Masterstudiengang. Kulturpädagogik soll bisher getrennte pädagogische Arbeitsfelder, wie außerschulische Pädagogik, Medienpädagogik, Kulturpädagogik, Management und Sozialpädagogik miteinander verbinden und somit Brücken zwischen zunehmend auseinanderklaffenden sozialen Gruppierungen schaffen. Es wird in Merseburg davon ausgegangen, dass neben dieser sozialkommunikativen Funktion Kulturarbeit zunehmend stärker an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt und damit zu einem nicht zu unterschätzenden arbeitsmarktpolitischen Faktor wird. Die curriculare Ausrichtung des Merseburger Studienganges sollte von Anfang an eine eigene Handschrift aufweisen und sich von Studienmöglichkeiten im Kulturbereich anderer Hochschulen unterscheiden. Aspekte der künstlerisch-kulturellen Ausbildung werden hier stärker hervorgehoben, gleichwohl bilden die theorieorientierten Veranstaltungen im Grundstudium das Gerüst der akademischen Ausbildung. Als Räume kulturpädagogischer Arbeit kristallisieren sich folgende Gebiete heraus:
- Dimension der kommunalen Kulturarbeit in Form von Stadtteiltheater, Spielpädagogik, stadtteilbezogener Medienarbeit, Programmkinos
- Dimension der interkulturellen Arbeit in Form einer Auseinandersetzung mit fremden Kulturen (Gastdozenturen, Projektarbeit, Exkursionen, Praktika),
- Dimension des erweiterten regionalen Bezugs in Form theoretisch-praktischer Erfahrungsmöglichkeiten im Kultur- und Medienbereich, z. B. Basisfernsehen (Offener Kanal, Nichtkommerzielles Lokalradio), Ausstellungswesen, Kulturmanagementprojekten, Festivals.
Als Grundsätze für die Lehre im Studiengang Kultur- und Medienpädagogik formulieren die Merseburger Professoren:[2]
- Selbstbestimmtes Lernen
- Exemplarisches Lernen
- Einbeziehung des Erkenntnisstandes und der Erfahrungen der Studierenden
- Verknüpfung von Theorie und Praxis
- Förderung interdisziplinärer Veranstaltungen mit internationalem Bezug
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Profil des Studiengangs: BA KMP[Bearbeiten]
Der Bachelor - Studiengang „Kultur- und Medienpädagogik“ soll die Absolventen auf fachlicher, kultureller und personaler Ebene befähigen, wissenschaftliche Kenntnisse über die Grundlagen, Konzepte und Methoden der Kultur- und Medienpädagogik zu erlangen, sich innovative, künstlerische und mediale Kompetenzen anzueignen und zu entfalten, Kompetenzen für kultur- und medienpädagogisches Handeln auszubilden, interkulturelle Kompetenzen auszuprägen sowie die Fähigkeit zu entwickeln, kultur- und medienpädagogische Handlungsfelder in öffentlichen und privaten Kultur- und Medienorganisationen und Medienprojekten zielorientiert zu planen, zu organisieren, zu führen und zu kontrollieren.
Der Bachelor - Studiengang wird jeweils zum Wintersemester für 70 Studierende angeboten und führt in der Regel nach sechs Semestern zum akademischen Abschluss „Bachelor of Arts”. Es werden keine Studiengebühren erhoben.
Der Arbeitsaufwand für das Bachelor - Studium beträgt insgesamt 5.400 Stunden (1.950 Stunden Präsenzzeit; 600 Stunden Praxispräsenz/-evaluation; 2.850 Stunden Selbststudium). Für den Studiengang werden insgesamt 180 Credit-Points vergeben. Die im Studium erbrachten Leistungen werden gemäß ECTS (European Credit Transfer Systems) bewertet.
Der Bachelor - Studiengang wendet sich an Interessierte mit Hochschulzugangsberechtigung und qualifiziert ausdrücklich für die Berufstätigkeit innerhalb der Kulturpädagogik, Kulturarbeit und Kulturvermittlung. Absolventinnen und Absolventen können aufgrund ihrer berufsnahen Ausbildung Beschäftigungsfelder in folgenden Arbeitsbereichen finden:
- Kulturelle Einrichtungen: z.B. Kulturzentren / Jugend- und Kommunikationszentren, Soziokulturelle Einrichtungen, Theater, kommunale Kinos
- Einrichtungen der Medienbranche: z.B. Fernsehen, Hörfunk, Printmedien, Verlage, Stadtfernsehen, kommerzielles Fernsehen, Offene Kanäle, Werbeagenturen
- Einrichtungen im Museums- und Ausstellungswesen: z.B. Messen, Galerien, Museen, Bibliotheken
- Einrichtungen der Kulturplanung und Kulturentwicklung: z.B. öffentliche Träger, Privatwirtschaft, konfessionelle Träger, Gewerkschaften
- Freiberufliche kulturpädagogische Tätigkeit: z.B. im künstlerischen-, disponierenden-, lehrenden Bereich
- Kulturmanagement, Kulturprojekte, interkulturelle Kooperation: z.B. Städtetourismus, kulturelle Großveranstaltungen, Stadtteilfeste, bilateraler Kulturaustausch, Öffentlichkeitsarbeit
Der Studiengang ist bis zunächst bis 2018 akkreditiert[3] worden, Studienberater: Frank Venske.
Profil des Studiengangs: MA AMKW[Bearbeiten]
Der Master - Studiengang „Angewandte Medien- und Kulturwissenschaft“ baut konsekutiv auf dem Bachelor - Studiengang „Kultur- und Medienpädagogik“ auf. Das dort vermittelte Wissen über die Grundlagen, Konzepte und Methoden der Kultur- und Medienpädagogik soll durch die Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse über marktorientierte Konzepte und Methoden der Kultur- und Medienwissenschaft vertieft werden. Zudem befähigt der Master-Studiengang „Angewandte Medien- und Kulturwissenschaft“ zur internationalen Kooperation und der Kommunikation in Projekten. Der Master-Studiengang soll Arbeitsmöglichkeiten in Kooperation mit Wirtschafts-, Kultur- und Industriebetrieben initiieren. Er lässt sich einem stärker anwendungsorientierten Profil zuordnen. Der Arbeitsaufwand für das Master-Studium beträgt insgesamt 3.600 Stunden (1.305 Stunden Präsenzzeit; 2.295 Stunden Selbststudium). Für den Studiengang werden insgesamt 120 Credit-Points vergeben.
Der Master - Studiengang richtet sich an Absolventen von Studiengängen der Fachrichtungen Kulturarbeit/Kulturvermittlung sowie Kultur- und Medienpädagogik (Bachelor oder Diplom) oder einem vergleichbaren anderen Hochschulabschluss. Der Studiengang qualifiziert für eine Berufstätigkeit innerhalb der Kulturpädagogik, Kulturvermittlung, künstlerischen / wissenschaftlichen Tätigkeiten in Hochschulen und der außerschulischen Bildungsarbeit. Im Rahmen eines kooperativen Promotionsverfahrens können die Absolventen ein weiterführendes Promotionsvorhaben realisieren.
Zielstellung des Studiengangs:[Bearbeiten]
Das Studium vermittelt einen ganzheitlichen medien- und kulturwissenschaftlichen Ansatz unter Berücksichtigung anwendungsbezogener Kompetenzen in Verbindung mit einer speziellen Qualifikation im Kulturmanagement. Die Studierenden erwerben fachwissenschaftliches Wissen und Können, das es ihnen ermöglicht, kulturelle, mediale und pädagogische Zielstellungen, Strategien und Methoden in differenzierten gesellschaftlichen Umfeldern und Zusammenhängen verantwortungsvoll zu entwickeln, einzusetzen und deren Wirkungen zu überprüfen.
Die Verknüpfung von Theorie und wissenschaftlich orientierter Anwendung ist ein wesentliches Moment der Ausbildung. Durch den Erwerb von fachwissenschaftlichen Kenntnissen und Schlüsselqualifikationen im Bereich des kulturellen Handelns wird es den Studierenden ermöglicht, sich mit der Berufsrolle des Kulturwissenschaftlers/der Kulturwissenschaftlerin auseinander zu setzen und Handlungskompetenz für die spätere Berufspraxis zu entwickeln. Der Studiengang qualifiziert die Studierenden zu wissenschaftlicher- und leitender Tätigkeit in kulturwissenschaftlichen und kulturpädagogischen Berufsfeldern sowie für das Kulturmanagement. Als ausbildungsspezifische Kompetenzen können hervorgehoben werden: Professionell Lernen: Ästhetische Kompetenz als Schlüsselqualifikation zur Interpretation und Mitgestaltung der Inszenierungsverfahren, Symbole und Codes unserer Kultur und Mediengesellschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Künstlerische Werkstätten auf aktuellem Stand der technischen Entwicklung garantieren eine praxisnahe Ausbildung in den Bereichen Audiovisuelle Medien, Film, Fernsehen, Radio, Musik, Theater, Tanz, Malerei, Grafik und Multimedia. Namhafte Gastdozenten und Honorarprofessoren bieten Einblicke in die aktuelle Praxis wissenschaftlich-künstlerischer Fragestellungen im Bereich der Medien und Kultur.
International kooperieren: Kulturen im Austausch kennen zu lernen und interkulturelle Kommunikation zu praktizieren, sind in der heutigen global vernetzten Wirklichkeit unverzichtbar. Die Hochschule Merseburg und der Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur kooperieren mit zahlreichen Partnern für Praktika im In- und Ausland, wie z.B. Hochschulen, Landesmedienanstalten, Theater- und Kultureinrichtungen sowie Institutionen und Vereinigungen der allgemeinen kulturellen Bildung in Indien, England, Polen, Rumänien, USA u.a.
Im Projekt kommunizieren: In den angewandten Studiengängen werden zahlreiche Projekte angeboten oder von den Studierenden selbst organisiert, in denen das methodische Wissen praxisnah erprobt und evaluiert werden kann. Die Projektarbeit fördert die Herausbildung von Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit, Flexibilität, konzeptionelle Fähigkeiten, kooperatives Handeln, Durchsetzungsvermögen in nahezu allen Bereichen des kulturellen Handelns. Darüber hinaus führen die Projekte innerhalb der Studienzeit zu experimenteller und innovativer Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen und durch die Zusammenarbeit mit externen Stellen, zu wichtigen Kontakten in die Berufswelt. Der Master - Studiengang wird jeweils zum Wintersemester für 30 Studierende angeboten und führt in der Regel nach vier Semestern zum akademischen Abschluss „Master of Arts”. Es werden keine Studiengebühren erhoben. Der Studiengang ist bis zunächst bis 2018 akkreditiert[3] worden.
Literatur[Bearbeiten]
- Künstlerisch-technische Grundlagenvermittlung für die Ausbildung im Bereich der angewandten Kultur-, Medien- und Sozialpädagogik, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.), Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 1 (2. Auflage), Aachen 2006
- Kulturpädagogik – Berufsbild, Qualifikationsansprüche und Positionen, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.), Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 2, Aachen 2005
- Theater – Medien – Polis. Kulturpädagogik im gesellschaftlichen Engagement, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.), Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 3, Aachen 2007
- Bollywood meets Merseburg - Interkulturelle Arbeit im Studiengang Kultur- und Medienpädagogik am Beispiel Filmanalyse, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.), Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 4, Aachen 2007
- Kultur verstehen und Kultur vermitteln – Kulturkompetenzentwicklung in der Hochschulausbildung, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.), Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 5, Aachen 2008
- Räume im Dazwischen. Lernen mit Kunst und Kultur, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.), Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 6, Aachen 2010
- Medientheorie/Filmtheorie sowie Betrachtungen zu Ästhetik, Inszenierungsformen und Inhalten ausgewählter Produktionen, Bischoff, Johann, Brandi, Bettina (Hrsg.),Merseburger Medienpädagogische Schriften, Bd. 7, Aachen 2011
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Blumenreich, Ulrike, Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V., Bonn 2011
- Hochspringen ↑ Vgl.: Kulturpädagogik – Berufsbild, Qualifikationsansprüche und Positionen, Bd. 2, Aachen 2005
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 Akkreditierungsagentur für Studiengänge im Bereich Heilpädagogik, Pflege, Gesundheit und Soziale Arbeit (AHPGS)