Koffer (Festungsbau)
Koffer, manchmal auch „Grabenkoffer“ oder „doppelter Koffer“ genannt, abgeleitet von frz. coffre (ursprünglich Truhe, Kasten), ist ein Fachbegriff aus dem Festungsbau. Die ersten „Koffer“ in der Form zweier engstehender niedriger Wälle dienten ursprünglich (im 17. Jahrhundert) als geschützte Wege zwischen der eigentlichen Festung und deren vor dem Festungsgraben liegenden Vorwerken[1]. Die beiden parallelverlaufenden Wälle, die den dazwischen verlaufenden Weg nach beiden Seiten deckten, wurden bald erhöht, auf der Außenseite geböscht und schließlich auf der Innenseite mit Brustwehren für Schützen ausgestattet. In dieser Form wurden sie zuerst von dem französischen Marschall und Festungsbaumeister Vauban eingeführt und dienten dann zunehmend als (oben offene) Grabenstreiche.[2] Um das Eindringen der Feinde in den Koffer zu erschweren wurden sie teilweise mit Palisaden versehen und z.T. sogar überdacht. Vor allem in dieser letzten Form unterschieden sie sich dann kaum noch den Kaponièren, abgesehen davon, daß sie zunächst in ihrer ursprünglichen Funktion als geschützter Verbindungsweg (frz. Communication) noch immer den gesamten Festungsgraben durchquerten.
In den deutschen Lehr- und Handbüchern über den Bau von Befestigungen des 19. Jahrhunderts unterschied häufig zwischen im Graben stehenden „Koffern“ als nach oben offenen- und „Kaponieren“ als nach oben geschlossenen (gedeckten) Grabenstreichen.[3] Im allgemeinen Sprachgebrauch fielen nach 1850/60 die beiden Begriffe jedoch zunehmend zusammen, dies umsomehr als nach 1815 kaum noch „Koffer“ nach der ursprünglichen Definition neu errichtet wurden.
Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Poten, Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, 1877, s.v. Koffer
- Hochspringen ↑ v. Prittwitz und Gaffron, Lehrbuch der Befestigungskunst und des Festungskrieges, 1865, 242ff
- Hochspringen ↑ Rüstow, Militärisches Handwörterbuch, 1858, s.v. „Koffer“
Literatur[Bearbeiten]
Mörz de Paula, Kurt: Der österreichisch-ungarische Befestigungsbau 1820–1914. Stöhr, Wien 1997.