Kneiphöfisches Rathaus

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Rathaus im Kneiphof

Das Kneiphöfische Rathaus befand sich am ehemaligen Kneiphöfischen Markt im Königsberger Stadtteil Kneiphof und bestand von 1374 bis 1945. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.[1]

Geschichte[Bearbeiten]

Das 1374 erstmals erwähnte Gebäude wurde vermutlich nach der Stadtgründung (1327) erbaut. Ab 1665 wurde das Gebäude im Stil des Barock umgebaut. Es entstand eine neue Außenfassade mit Pilastern, Glockentürmchen und Dachfiguren. Dazu eine äußere Freitreppe mit zwei schildhaltenden Bären und ein innerer Treppenaufgang.[2] Joachim Pfaffke gestaltete 1678 die Galerie. 1697 war der Barockumbau abgeschlossen. 1704/1705 erneuerten Johann und Matthäus Pörtzel das Rathaus.[3] 1714 wurde die Stuckdecke im Magistratssitzungssaal von Joseph Anton Kraus geschaffen. Nach der Vereinigung der drei Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof im Jahre 1724 zu Königsberg wurde das Gebäude zum Sitz des Königsberger Magistrats.[4] Erst ab 1927 benutzte die Stadtverwaltung den Handelshof Königsberg als Rathaus. Danach diente das alte Rathausgebäude dem stadtgeschichtlichen Museum.

Beschreibung[Bearbeiten]

Das Gebäude war ein Putzbau. Die Außenfassade war ursprünglich in neun Fensterachsen gegliedert. Später wurden noch drei Achsen hinzugefügt.

Die Erdgeschosszone zeigte Bossenwerk aus Sandstein mit Fenster, die mit Schlusssteinen geschmückt waren.

Die beiden Obergeschosse waren durch zweigeschossige ionische Pilaster zusammengefasst. Eine Fensterverdachung in der Form eines Giebeldreiecks schmückte die Fenster des ersten Obergeschosses. Die Fensterbrüstungen waren mit Balustern ausgestattet. Im zweiten Obergeschoss befanden sich nahezu quadratische Fenster mit Fenstergewänden. Das Kranzgesims zeigte Konsolen und einen Eierstab. Darüber erhob sich eine hohe Attika mit Balustern.

Der dreiachsige Mittelbau wurde durch Doppelpilaster gegliedert. Eine Fensterverdachung in der Form eines Bogens krönte die Fenster des Mittelbaus. Das Portal zeigte dorische Säulen mit einem Balkon darüber. Dort befand sich die Stadtuhr und darüber die Wappen der seit 1724 vereinigten drei Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof.

Der Bauschmuck der Fassade, auch die der Freitreppe, war sehr aufwändig. Zu dem Bauschmuck auf der Attika zählten zwei liegende und vier stehende weibliche Figuren. Zwei schildhaltende Bären mit den Kneiphöfischen Wappen befanden sich auf den Antrittspostamenten der Freitreppe. Das Treppengeländer zeigte die Wappen kneiphöfischer Bürgermeister, die des Niklas Haubitz, Michel Wiesener, Johann von Lohe.[5] Dieser Bauschmuck entstand im Sommer 1695 mit Wesersandstein durch den Steinmetzmeister Georg Jonas. Im Jahre 1696 wurde das innere Treppengeländer ebenfalls von Georg Jonas geschaffen.[6]

Königsberg, Kneiphöfisches Rathaus, Decke im Magistrats-Sitzungssaal, 1697, Bildhauer unbekannt.jpg

Der Magistratssitzungssaal zeichnete sich durch eine schöne Stuckdecke aus. An der Südwand[7] befanden sich drei Figuren aus Stuck. Die Allegorie auf Tapferkeit war eine Kriegergestalt mit Rüstung, Helm, Schwert und Schild, die von einem Löwen flankiert wurde. Die andere Figur stellte eine Allegorie auf das herrschende Königshaus (majestas) dar. Es war eine männliche Figur, ausgestattet mit Krone und Zepter. Die Gestalt wurde von einem Adler flankiert. Zwischen den beiden Gestalten erhob sich über einem liegenden Reichsapfel eine Putte, die eine Krone hielt. Die Westwand[8] schmückten auch drei Stuckfiguren. Die Allegorie auf die Gerechtigkeit (Justitia), eine Frauenfigur mit Schwert und Waage. Die andere Figur stellte eine Allegorie auf den Frieden dar, in der Rechten hielt die Figur einen Ölzweig. Zwischen beiden stand eine Putte. Die Ostwand[9] schmückte eine Allegorie auf die Barmherzigkeit (Charitas), eine Frauenfigur mit Kind. Flankiert von einer Allegorie auf die Eintracht (Concordia), eine anderen weiblichen Figur mit Lorbeerzweig. Die Nordwand[10] schmückte eine Allegorie auf die Treue, eine Frauengestalt, die in der rechten Hand einen Schlüssel trug. Zu ihr eilte eine Putte, der in der Linken eine Vorlegeschloss hochhielt. Eine weiter dort befindliche Frauengestalt stellte eine Allegorie auf die Sanftmut dar. Eugen von Czihak vermutet Michael Döbel als Bildhauer der Stuckarbeiten,[11] während Anton Ulbrich den Bildhauer Joseph Anton Kraus, der auch den Festsaal des Schlobitter Schlosses schuf, als Bildhauer sieht.[12][13]

Literatur[Bearbeiten]

  • Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, S. 349 f.
  • Eugen von Czihak und Walter Simon: Königsberger Stuckdecken. Verlag von Karl W. Hiersemann, Leipzig 1899, S. 7f.
  • Anton Ulbrich:Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870, 2 Bände, Königsberg 1926-1929.
  • Herbert Meinhard Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen und ihre Meister 1255-1945. Holzner, Würzburg 1970.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Boetticher, S. 349f.
  2. Czihak / Simon, S. 12.
  3. Czihak / Simon, S. 14.
  4. Czihak / Simon, S. 12.
  5. Bötticher, S. 349.
  6. Czihak / Simon, S. 13.
  7. Czihak / Simon, S. 16.
  8. Czihak / Simon, S. 16.
  9. Czihak / Simon, S. 17.
  10. Czihak / Simon, S. 16.
  11. Czihak / Simon, S. 17.
  12. Mühlpfordt, S. 110: Kraus wurde in Berlin geboren und verstarb am 21. Januar 1721 in Danzig.
  13. Ulbrich, S. 426.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Kneiphöfisches Rathaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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