Kikifax
![]() |
Dieser Artikel behandelt die von Gerhard Sennlaub erfundene, fiktive Figur. Hans-Joachim Leschnitz verkörperte eine gleichnamige Filmfigur in der Fernsehserie Brummkreisel. |
Kikifax ist eine Abwandlung des Wortes Pipifax und bezeichnet ebenso wie dieses eine unwichtige Sache, überflüssiges Beiwerk, eine lächerliche Kleinigkeit oder Unsinn. Der Volksschullehrer Gerhard Sennlaub vewendete in den 70er-Jahren eine Figur mit dem Namen Kikifax zur Auflockerung und als pädagogisches Konzept im Unterricht. Seine Figur und die Idee wurde 1976 in der Fachzeitschrift Die Grundschule vorgestellt.[1] In der Kinderserie Brummkreisel des damaligen Fernsehens der DDR gab es ab 1982 ebenfalls eine Figur mit dem Namen Kikifax sowie die „Kikifax-Suchgeräte“.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Als Figur im Unterricht[Bearbeiten]
Die Figur Kikifax als pädagogisches Konzept wurde vom Volksschullehrer Gerhard Sennlaub (* 1933) an der Wuppertaler Grundschule Marper Schulweg in den 70er-Jahren eingeführt. Sie wird durch eine Kasperpuppe verkörpert und wird noch heute gelegentlich zur Auflockerung und Unterstützung des Unterrichts eingesetzt.[2]
Die Figur wuchs mit den 30 Kindern einer Eingangsklasse der Wuppertaler Grundschule Marper Schulweg, beheimatet im Nachfolgebau der 1789 errichteten Marper Schule im zweitältesten Schulbau Wuppertals, im Jahr 1976/77. Sie entstand in der Eigenfibel des Klassenlehrers Gerhard Sennlaub. Als dieser ein lustig klingendes Phantasiewort mit Anlaut „K“ suchte, wandelte er den von Kindern irgendwo entlehnten Namen „Pipifax“ in „Kikifax“ um. In den folgenden Wochen nahm „Kikifax“ auf der Hand des Lehrers oder oben auf der Wandtafel am Unterricht teil. „Kikifax“ ist nicht gekonnt konzipiert, sondern entstand durch zufällige Gelegenheiten beim täglichen Lernen, ist also ein Ergebnis des vielgeschmähten Gelegenheitsunterrichts.
Mit seinem falschen Hören intensivierte „Kikifax“ besonders die vielen wochenlangen Übungen zur akustischen Analyse. Als die Kinder Wörter und Sätze zu erlesen begannen, erfand er mit Krähstimme lustige, falsche und alberne Sätze (beispielsweise durch Vertauschen ähnlich klingender Silben und Laute), die es zu korrigieren galt.
Die Klassenfama sprach ihm bald übernatürliche Kräfte im Schulalltag zu: Er konnte Unordnung in Schultaschen schaffen, während er in der Tischschublade eingeschlossen lag; wenn der Überhitzungsschutz den Tageslichtprojektor ausschaltete, wenn ein für den Unterricht benötigtes Buch, welches „ganz bestimmt“ in die Schultasche gesteckt worden war, nicht mehr gefunden werden konnte, dann war das „bestimmt der ‚Kikifax‘!“
Täglich durfte ein Kind ihn mit nach Hause nehmen, und die Erzählungen, wie es ihm ergangen sei, waren der Höhepunkt jeden Schultages.
Er erlaubte Kindern, allerlei Falsches und Unsinniges und auch kleinere Alltagsprobleme mit einem „Das ist doch ‚Kikifax‘!“ zu bewältigen und trug zu der Erkenntnis bei: Lernen macht Spaß, und Schule, in der „Kikifax“ das große Wort führt, kann nicht gefährlich sein.
Als Figur der Fernsehsendung Brummkreisel[Bearbeiten]
Als „Kikifax-Suchgeräte“ dienten in der Fernsehsendung Brummelkreis vor die Augen gehaltenen Hände als fiktives Fernglas mit Blick in die Vergangenheit, in der die Figur Kikifax versuchte diverse Situationen zu bewältigen. Die chaotischen Handlungen und sein Fehlverhalten wurde anschliessend für die Kinder kritisch analysiert und diskutiert.
Allgemeiner Sprachgebrauch[Bearbeiten]
Während der Duden neben dem existierenden Eintrag für Pipifax den Begriff Kikifax nicht aufführt, findet der Begriff Kikifax noch heute Verbreitung in Ausdrücken wie „so ein Kikifax“ oder als Reminiszenz auf die Figur der Sendung Brummkreisel.[3]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Schule soll Spaß machen. Kikifax und Wahrheitsschreiber. In: Die Grundschule. Heft 12. Westermann, Dezember 1976, ISSN 0533-3431, S. 706–707.
- Hochspringen ↑ Gerhard Sennlaub: Spaß beim Lesenlernen oder Leseerziehung? Kolhammer, 2004, ISBN 978-3-17-018543-2, S. 109–111.
- Hochspringen ↑ Hannes Stein: Heath Ledger hinterließ ein Horrorclown-Museum. Die Welt. 28. Oktober 2016, abgerufen am 13. März 2017 („Mit seiner Darstellung des Joker – die alle früheren Versuche, diesen Erzbösewicht darzustellen, wie Kikifax aussehen lassen – hat er uns an eine fundamentale Wahrheit erinnert: Alles Komische ist schrecklich.“).