Kiezdeutsch

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Kiezdeutsch wird eine Form der deutschen Sprache genannt, die in Teilen der vor allem städtischen Bevölkerung gesprochen wird. Es wird als Sprachvarietät des Hochdeutschen beschrieben.[1] Der Begriff wurde 2006 von der Potsdamer Germanistik-Professorin Heike Wiese geprägt, die ein gleichnamiges Buch veröffentlichte. Sie vertritt die Definition, dass es sich beim Kiezdeutsch um eine Jugendsprache in urbanen Wohngebieten mit hohem Migrantenanteil handelt.

Das Kiezdeutsch wird von Hochdeutsch sprechenden Menschen oft als fehlerhaft wahrgenommen. Die vermeintlichen Fehler sind nach Wieses Auffassung regelhafte Veränderungen der Grammatik. Es finden sich Vereinfachungen, beispielsweise durch das Weglassen von Präpositionen, und Einfügen von Wörtern aus dem Türkischen oder Arabischen (siehe auch: Kanaksprak).

Kritik[Bearbeiten]

Der Bamberger Sprachwissenschaftler Helmut Glück bestreitet entschieden, dass das sogenannte Kiezdeutsch ein neuer Dialekt sei: Das sehe ich deutlich anders. Weil ein Dialekt immer eine Redeweise ist, die für eine bestimmte Region charakteristisch ist und zudem eine historische Tiefe hat.[...] Frau Wiese versucht einfach, am Prestige des Dialekts zu partizipieren, indem sie diesen Begriff auf eine Sprechweise überträgt, die alles andere als ein Dialekt ist.[2] Der Journalist und Buchautor Reinhard Mohr, der für das Deutschlandradio über Kiezdeutsch als Forschungsgegenstand referierte, geht das Sujet aus soziolinguistischer Sicht an und resümiert sarkastisch: Schluss mit dem Terror einer Schriftsprache, die die gesellschaftlichen Machtverhältnisse zementiert und die Volksmassen in ewiger Unwissenheit hält! Nieder mit dem Diktat einer Hochsprache, die am Ende doch nur den Unterdrückern und elitären Bildungslakaien wie Günter Jauch in die Hände spielt! Es lebe die Fantasie einer Subkultur, für die Klopstock ein Baseballschläger ist und sonst nichts![3]

Die von Prof. Heike Wiese gemeinten "Urbanen Wohngebiete mit hohem Migrantenanteil" sind nicht identisch mit Kiezen im Sinne des Artikels "Kiez".

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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