Kärrner

Der veraltete, besonders in Franken und Thüringen verbreitete Ausdruck Kär(r)ner (oberdeutsch Karrer, Karer, Kärcher, Kercher, Karcher; auch Karrenführer, Karrenmann, Kärchelzieher, Kärchelfahrer, Karrenzieher, Karrenschieber, selten Kärrnerknecht; lateinisch carrucarius, carearius, caretarius, caretonus, von carrus m. ‚Wagen, Karre[n]‘)[1][2] bezeichnet einen (reisenden) Verkäufer, Händler oder speziellen Fuhrmann, welcher Waren oder Personen besonders mit einem einachsigen, zweirädrigen Transportmittel (Handwagen, „Karren“) von einem Orte zum andern transportiert.
Als Transporteure, Spediteure, Kleinhändler (Detaillist, im Gegensatz zu den Grossisten) et cetera zählten die Karrenfuhrleute zum Kaufmanns- bzw. Krämerstand.[3]
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Weitere Bedeutungen[Bearbeiten]
Nach Adelung ist in einem weiten Sinn jeder, der mit einem zweirädrigen Karren fährt, ein Kärrner;[1] nach Duden bezeichnet Kärrner allgemein einen „Arbeiter, der harte körperliche Arbeit verrichten muss“ (vgl. Kärrnerarbeit).[4]
Das Morphem ‚-kärrner‘ war zusammengezogen mit anderen Morphemen zur Charakterisierung der im Land herumfahrenden Kleinfuhrleute/-kaufleute gebräuchlich (‚Salzkärner‘, ‚Fruchtkärner‘, ‚Weinkärner‘, ‚Landkärner‘).[2] Jean Paul verwendete den Ausdruck ‚Schubkärrner‘ für jemanden, der eine Schubkarre führt oder schiebt.[2]
Zitate[Bearbeiten]
- „Wenn die Könige bauen, haben die Kärrner zu tun.“ (Friedrich Schiller: Xenien Spottgedichte).
- Er flucht wie ein Kärrner, der im Kothe steckt.[5]
- Wenn ein Kutscher fellt, so stehet ein Kercher (Kärrner) auff.[6]
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Kärrner, der. In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 2. Leipzig 1796, S. 1505.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Kärrner. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
- ↑ Eike Pies: Zünftige und andere Berufe. Wuppertal. 1997/1998/2005. ISBN 3-930132-07-9. S. 80 f.
- ↑ Duden Online: Kärrner Abgerufen am 05. Juli 2020
- ↑ Fluchen. In: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
- ↑ Gruter, III, 95; Lehmann, II, 861, 24.