Josef Haas (Fotograf)

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Josef Heinrich Haas (* 22. Juni 1876 in Witzerath, Nordeifel; † 12. Juni 1966 ebenda), bekannt unter dem Spitznamen Aafmöler (auch Afmöler, Aafmöller, Aavmöler oder Aavmöller), war ein deutscher Schreiner und Fotograf, der in der Nordeifel wirkte.

Der Name „Aafmöler“[Bearbeiten]

Josef Haas trug den Spitznamen „dr Aafmöler“. In der lokalen Mundart diente das Wort „Aafmöler“ als Synonym für Fotograf. Wörtlich bedeutet „dr Aafmöler“ „der Abmaler“, da das Fotografieren als eine Art des „Abmalens“ verstanden wurde. Da es sich bei Josef Haas jedoch nicht nur um den ersten sondern lange auch um den einzigen Fotograf im damaligen Kreis Monschau handelte, war „Aafmöler“ als Synonym für die Person Josef Haas zu verstehen. In auf Mundart verfassten Texten wird das Wort „Aafmöler“ mit „Josef Haas“ ins Standarddeutsche übersetzt.[1]

In einem Zeitungsartikel von 1964, für den Haas im Alter von 88 Jahren interviewt wurde, heißt es: „Dann ist er wieder ganz der alte Fotograf, zu dem jahrzehntelang die Bevölkerung aus dem Kreis Monschau kam, um sich avmole zu lassen.“[2] Auch sagten die Leute: „Mir lossen os ens aafmole“.[3]

Leben[Bearbeiten]

Beruf[Bearbeiten]

Haas erlernte das Schreinerhandwerk und arbeitete ab 1898 zunächst als Geselle in Haaren (bei Aachen).[2] Dort traf er auf einen Kollegen, der ihn für die Fotografie begeisterte. Dieser besaß eine einfache Kamera mit einem Gehäuse aus Pappe – ein Konzept, das Haas faszinierte und das sein Interesse an der Fotografie weckte.

Kurz nach 1900 begann Haas mit ersten Fotoaufnahmen und experimentierte mit einer selbstgebauten Kamera, die aus Pappdeckeln gefertigt war. Er belichtete Glasplatten mit Fotoemulsion und entwickelte seine Bilder in einem dunklen Kellerraum.[2]

1903 meldete er seine Tätigkeit als Fotograf bei der Handwerkskammer an, blieb jedoch weiterhin hauptberuflich als Schreiner tätig.[2][3]

Während des Ersten Weltkriegs nahm die Nachfrage nach seinen Fotografien zu. Besonders in den 1920er Jahren entwickelte sich sein Geschäft mit Porträtfotografien und Ansichtskarten weiter. Menschen aus der gesamten Region Monschau reisten zu ihm, um sich ablichten zu lassen.[2]

Der Atelierhintergrund in seinem Fotostudio zeigte eine von ihm selbst gemalte Darstellung der alten Brücke im Kalltal.[4]

Als der Westwall gebaut wurde, fertigte Josef Haas an einem einzigen Tag etwa 250 Aufnahmen an. Der hohe Bedarf an Passbildern für Arbeiter und Soldaten führte dazu, dass sein Fotostudio an diesem Tag außergewöhnlich stark frequentiert wurde.[2]

Während des Zweiten Weltkriegs erschwerte der Mangel an Fotochemikalien seine Arbeit erheblich. Da Entwicklerflüssigkeiten und Fixiermittel nicht mehr verfügbar waren, musste er viele Verfahren selbst improvisieren.

Als im Krieg 1943 zwei seiner Söhne fielen meldete er seine Tätigkeit als Fotograf offiziell ab. Dennoch blieb er bis zu seinem Tod 1966 als Hobbyfotograf aktiv und dokumentierte weiterhin das ländliche Leben in der Eifel, insbesondere Landschaften und bäuerliche Szenen.[2]

Privates[Bearbeiten]

Josef Haas wurde 1876 in Witzerath geboren.[5] Seine Mutter war Karoline Haas, geb. Offermann.[3] Seine spätere Ehefrau, Luzia Haas, geb. Lauscher, lernte er bei einem Fototermin kennen. Ihre Eltern hatten ihn nach Woffelsbach gerufen, um ein Familienfoto aufzunehmen.[3] Die Hochzeit fand am 20. Mai 1911 in Woffelsbach statt.[3] Die Eltern von Luzia Haas waren Paul Lauscher und Margarete Lauscher, geb. Bongard.[3] Das Ehepaar Josef und Luzia Haas hatte vier Söhne (Paul, Richard, Emil und Josef Haas) und eine Tochter (Martha).[3][6] Drei seiner Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg. Er blieb bis zu seinem Tod am 12. Juni 1966 in seinem Heimatdorf Witzerath.[5] Seine Enkelin Irmgard Goffart, geb. Haas, Tochter von Emil Haas, bewahrt bis heute (Stand 2025) seinen fotografischen Nachlass und pflegt eine kleine Ausstellung in ihrem Haus in Witzerath.[5]

Fotografisches Werk[Bearbeiten]

Josef Haas entwickelte bis zu seinem Tod etwa 50.000 Schwarz-Weiß-Aufnahmen in seinem Fotolabor.[5] Sein Werk umfasst Porträts, Landschaftsaufnahmen und Dokumentationen des ländlichen Lebens in der Eifel. Er war bekannt für seine aufwendigen Fotografien, oft mit gemalten Hintergründen, die er in seinem Fotostudio in Witzerath verwendete.[5]

Josef Haas stellte Ansichtskarten mit typischen Ortsansichten her, die von einem Verlag (Verlag „Salzburg“ in Monschau) vermarktet wurden. Besonders während der beiden Weltkriege erhielt er zahlreiche Aufträge, Soldaten in Uniform vor ihrem Einsatz an der Front zu porträtieren. Haas‘ Fotografien gelten als wichtige Zeitdokumente des frühen 20. Jahrhunderts in der Region. Da Josef Haas zu seiner Zeit der einzige Fotograf im Kreis Monschau war, dienen seine Aufnahmen häufig zur Veranschaulichung regionaler historischer Texte.

Ausgewählte Werke[Bearbeiten]

Selbstporträt mit Holzbearbeitungsmaschine[Bearbeiten]

Ein Selbstporträt von Josef Haas, das ihn in Arbeitskleidung an einer Holzbearbeitungsmaschine zeigt.[5] Er trägt eine Schürze und blickt zur Kamera, während er ein Brett bearbeitet. Der Boden ist mit Holzspänen bedeckt. Im Hintergrund befindet sich eine gemalte Kulisse mit einer Landschaft, die Berge und einen großen Nadelbaum darstellt. Die Szenerie unterstreicht seine Vielseitigkeit als Fotograf und Handwerker.

Erntedankfest 1919 in Simmerath[Bearbeiten]

Das Bild zeigt zehn Frauen in traditioneller bäuerlicher Kleidung beim Erntedankfest 1919 in Simmerath. [7] Sie tragen Schürzen und Kopftücher, halten bäuerliche Werkzeuge oder sitzen auf Heu. Zwei Frauen im Vordergrund halten eine Tafel mit der Aufschrift „Die lustigern Bauernmädel von Simmerath“. Die Szene wirkt fröhlich und festlich.

Kinder aus Witzerath, 1923[Bearbeiten]

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1923 mit fünf Kindern aus Witzerath in ländlicher Umgebung.[6] Ein Mädchen sitzt auf einem Fahrrad, während die Jungen daneben stehen oder hocken. Einer hält ein kleines Tier in den Händen, ein anderer eine Blechdose. Sie tragen einfache Kleidung und hohe, genagelte Schuhe. Der Hintergrund ist von Bäumen und einem Zaun geprägt, was eine dörfliche Atmosphäre vermittelt.

Maria Haas melkt eine Kuh, 1923[Bearbeiten]

Das Foto zeigt Maria Haas aus Witzerath, die im Sommer 1923 auf einer Wiese eine Kuh melkt.[8] Daneben steht ihre Mutter, Lucia Haas, in einer weißen Schürze und mit einem Kopftuch. Im Hintergrund sind Fachwerkhäuser, ein Holzzaun und Bäume zu sehen. Die Szene vermittelt einen authentischen Einblick in das ländliche Leben und die traditionelle Milchviehwirtschaft jener Zeit.

Die Geschwister Kreitz aus Konzen[Bearbeiten]

Ein Porträtfoto der Geschwister Kreitz aus Konzen, die sich schick gekleidet haben.[9] Sechs Frauen und ein Mann posieren vor einem gemalten Hintergrund mit Waldmotiv. Die Frauen tragen elegante Kleider mit Faltenröcken, teils mit Blumen verziert, und der Mann einen Anzug. Zwei Frauen sitzen an einem kleinen Tisch, auf dem Briefe oder Dokumente liegen. Die Szene wirkt sorgfältig arrangiert und festlich.

Gemähte Heuwiese an der Kall bei Witzerath[Bearbeiten]

Eine weitläufige, gemähte Heuwiese an der Kall bei Witzerath.[10] Im Vordergrund steht eine Person, die einen Heuballen hält. Die Wiese ist von Reihen aus liegendem Heu durchzogen und von einem einfachen Zaun begrenzt. Im Hintergrund sind Bäume, Büsche und sanfte Hügel zu sehen, was eine ländliche, idyllische Atmosphäre vermittelt.

Porträts in Wehrmachtsuniform[Bearbeiten]

Drei separate Porträtfotos zeigen die Söhne von Josef Haas in Wehrmachtsuniform.[5] Jeder ist einzeln abgebildet, mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen, die ihre jeweiligen Dienstgrade oder Truppenzugehörigkeiten andeuten. Die Bilder stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und spiegeln die damalige Praxis wider, Soldaten in Uniform fotografisch festzuhalten – oft als Erinnerung für die Familie.

Ortstypische Motive aus Simmerath[Bearbeiten]

Eine Sammlung von Fotografien mit typischen Ansichten und Szenen aus Simmerath. Ein Beispiel ist die Johanneskapelle auf dem Simmerather Marktplatz.[5]

Hühnerfütterung – Szenen aus dem bäuerlichen Alltag[Bearbeiten]

Es gibt mehrere Motive, die sich mit dem Füttern von Hühnern befassen. Dazu zählt eine Bäuerin beim Füttern der Hühner mit weisser Schürze und weissem Kopftuch vor einem Bauernhof. [11] Ein weiteres Motiv zeigt etwa 30 Hühner, von denen drei dunkel und die übrigen weiß sind. Hinter den Hühnern stehen vier Frauen, die sie füttern. Dahinter erstreckt sich eine Wiese mit gescheckten Kühen.[11]

Schafherde in Witzerath, um 1930[Bearbeiten]

Eine Aufnahme einer Schafherde in Witzerath aus den 1930er Jahren.[12]

Erntearbeit mit „Stürrkaar“ und „Schorreskaar“[Bearbeiten]

Das Foto zeigt eine typische bäuerliche Arbeitsszene aus den 1920er oder 30er Jahren in Witzerath.[13] Im Mittelpunkt steht Josef Haas mit einer „Stürrkaar“, einer zweirädrigen Handkarre, die von Menschen gezogen wurde. Neben ihm arbeiten Lucia Haas (geb. Lauscher) und Maria Haas an der Verarbeitung der Ernte. Im Vordergrund liegen große Haufen von Rübenblättern und anderen Ernteabfällen. Im Hintergrund grasen Kühe auf einer umzäunten Weide, während eine weitere Person zwischen ihnen steht. Rechts im Bild befindet sich eine „Schorreskaar“, eine kleinere Schubkarre ohne Kasten, die früher in vielen Haushalten zur Beförderung von Lasten genutzt wurde. Die Aufnahme dokumentiert den bäuerlichen Alltag in der Eifel, als landwirtschaftliche Arbeiten und der Transport von Erntegütern noch weitgehend manuell erfolgten.

Tänzchen auf Leitwerk eines US-Bombers, 1945[Bearbeiten]

Drei Pärchen stehen in Tanzhaltung nebeneinander auf dem Leitwerk (Flügel) eines abgestürzten US Bombers. Im Sommer 1945 wurde dieser „Flieger“ zu einem beliebten Ausflugsziel. Er befand sich bei Kesternich.[14]

Verlust eines Teils seines Werks[Bearbeiten]

Im Herbst 1944, beim Anmarsch der Aliierten, zerstörte Haas einen Großteil seines fotografischen Archivs – rund zehn Zentner Glasplatten –, um zu verhindern, dass sein Werk in „falsche Hände“ geriet. Trotzdem konnte ein Teil seines Nachlasses, darunter Kameras, Abzüge und Zubehör, von seiner Familie bewahrt werden.[7]

Nachlass und Würdigung[Bearbeiten]

Ein bedeutender Teil des fotografischen Nachlasses von Josef Haas blieb erhalten und wird bis heute von seiner Enkelin Irmgard Goffart verwahrt. In ihrem Haus in Witzerath pflegt sie eine kleine Ausstellung, die einen Einblick in das Lebenswerk ihres Großvaters bietet.[5]

Die Bedeutung von Haas’ Arbeit wurde mehrfach gewürdigt. 2002 erschien im Jahrbuch „Das Monschauer Land“ ein ausführlicher Artikel über sein Leben und Schaffen unter dem Titel „Dr Aafmöler“.[3] Auch die Aachener Zeitung erinnerte in verschiedenen Berichten an ihn, darunter 2016 mit dem Artikel „Josef Haas war der erste Fotograf der Nordeifel“.[5] Seine Fotografien werden bis heute zur Illustration historischer Texte über die Region verwendet und sind ein wichtiges Zeugnis des ländlichen Lebens in der Eifel im frühen 20. Jahrhundert.

Literatur[Bearbeiten]

  • 65 Jahre mit der Kamera unterwegs: Ein Besuch beim ältesten Fotografen des Kreises Monschau – Eigenbau funktioniert auch heute noch. In: Aachener Volkszeitung. 1964.
  • H.S.: Der erste Fotograf der Eifel baute seine Kameras selbst: Erinnerungen an Josef Haas aus Witzerath – Ein vielseitiger Schreiner. In: Aachener Volkszeitung. 14. August 1982.
  • Willi Wilden: Dr Aafmöler. Josef Haas, Schreiner und Fotograf aus Witzerath. In: Das Monschauer Land. Band 30, 2002, S. 126–127.
  • Peter Stollenwerk: Josef Haas war der erste Fotograf der Nordeifel. In: Aachener Zeitung. 15. Juni 2016, Seite 17, Nummer 138. Online abrufbar

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Günther Krings: Beije, Schôfon Jeeße. In: Aachener Zeitung. 4. Februar 2023. Online abrufbar
  2. Hochspringen nach: 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 65 Jahre mit der Kamera unterwegs: Ein Besuch beim ältesten Fotografen des Kreises Monschau – Eigenbau funktioniert auch heute noch. In: Aachener Volkszeitung. 1964.
  3. Hochspringen nach: 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 Willi Wilden: Dr Aafmöler: Josef Haas, Schreiner und Fotograf aus Witzerath. In: Das Monschauer Land. Band 30, 2002, S. 126–127.
  4. Hochspringen Der erste Fotograf der Eifel baute seine Kameras selbst: Erinnerungen an Josef Haas aus Witzerath – Ein vielseitiger Schreiner. In: Aachener Volkszeitung. 14. August 1982.
  5. Hochspringen nach: 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 5,7 5,8 5,9 Peter Stollenwerk: Josef Haas war der erste Fotograf der Nordeifel. In: Aachener Zeitung. 15. Juni 2016, Seite 17, Nummer 138. Online abrufbar
  6. Hochspringen nach: 6,0 6,1 Günther Krings: Bläcke Vöss on Trippe. In: Aachener Zeitung. 21. August 2020. Online abrufbar
  7. Hochspringen nach: 7,0 7,1 Peter Stollenwerk: Die lustigen Bauernmädel von Simmerath: Erntedankfest in Simmerath vor 100 Jahren. In: Aachener Zeitung. 26. September 2019. Online abrufbar
  8. Hochspringen Günter Krings: D'r Stall maache – Miterlebtes. In: Das Monschauer Land, Jahrbuch 2017, S. 144.
  9. Hochspringen Günther Krings: Adesch on Stödesch. In: Aachener Zeitung. 5. Mai 2021. Online abrufbar
  10. Hochspringen Günther Krings: Miéne. In: Aachener Zeitung. 19. Juni 2021. Online abrufbar
  11. Hochspringen nach: 11,0 11,1 Günter Krings: Klüggelcher, Klugge, Hoonder on Haane - Volkskundliches. In: Das Monschauer Land, Jahrbuch 2002, S. 146.
  12. Hochspringen Leo Dohmen: Schafhaltung und Schafzucht im Kreise Monschau – Geschichtliches. In: Das Monschauer Land – Jahrbuch 2003, S. 62.
  13. Hochspringen Günther Krings: Jätt vörr ze transporteere. In: Aachener Zeitung. 21. November 2020. Online abrufbar
  14. Hochspringen P. Jansen, G. Kristan: Ein Tänzchen auf dem Leitwerk (eines US-Bombers 1945 a. d. Kesternicher Höhe) – Miterlebtes. In: Das Monschauer Land – Jahrbuch 2005, S. 117.
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