Jean Noé d’Orville

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Jean Noé d’Orville (auch Noah) (* 4. Mai 1690 in Frankfurt am Main; † 19. September 1770 ebenda) war ein evangelisch-reformierter, selbstständiger erfolgreicher Bankier, Teil der Frankfurter Oberschicht und Eigentümer des Hauses Zum Fraß in Frankfurt am Main.

Vorfahren[Bearbeiten]

Die Familie d’Orville war calvinistischen Glaubens und stammte ursprünglich aus dem kleinen Dorf Orville nähe von Valenciennes (Pas de Calais). Um 1560 wurde die Stadt ein Zentrum des Calvinismus und des ersten Widerstands gegen die spanische Herrschaft. Bald setzte aber die Gegenreformation ein. So wurde auch diese Familie im 16. Jahrhundert zu Glaubensflüchtigen und wanderte nach Antwerpen und dann in das heutige Deutschland aus. Robert d’Orville kam 1572 als Tuch- und Baumwollhändler nach Frankfurt am Main. Daniel d’Orville kam 1637 über Frankenthal, einem calvinistischen/reformierten Zentrum in das lutherische Frankfurt und führte als Bankier einen großen Prozess gegen die Stadt. 1648 folgte Daniels Neffe Pierre (Peter) d’Orville durch seine Heirat mit Elisabethe de Famars nach Frankfurt. Deren Enkel war Jean Noé oder Johann Noah d’Orville. So lebten und leben bis heute Generationen dieser Familie in Frankfurt am Main.

Der Vater von Jean Noé d’Orville war Jakob Philipp d’Orville (* 29. November 1657 in Frankfurt, † 1. November 1729 ebenda). Er wurde 71 Jahre alt und war der Sohn von Pierre d’Orville (1618–N.N.) und Elisabeth de Famars (1622–1693). Sein Vater Jakob Philipp d’Orville heiratete am 14. Mai 1683 in Frankfurt Marie Gertraud du FAY (1663–1701), die Tochter von Johann Noe du FAY (1634–1712) und Maria Madeleine de FAMARS (1643–1713).

Eigene Familie[Bearbeiten]

Jean Noé d’Orville heiratete am 1. Mai 1714 in Frankfurt am Main Margarethe Magdalena de Cherf (* 17. April 1695 in Frankfurt, † N.N.), Tochter des Peter de Cherf und der Anna Maria de Neufville. Das Ehepaar hatte folgende Kinder:

  1. Elisabeth d’Orville, 1715–1720
  2. Jacob Philipp d’Orville, 1717–1792, Bankier, Erbe. Er war der Vater von Jean Georg d’Orville (1747–1811) Bankier, Tabakfabrikant, Miterbauer des Büsing-Palais in Offenbach und seinerseits Vater von Peter Georg d’Orville (1783–1858), des ersten und dritten Bürgermeisters von Offenbach
  3. Peter Friedrich d’Orville, 1719–1722
  4. Susanne Elisabeth Schönemann, geb. d’Orville, 1722–1782, verheiratet am 20. November 1722 in Frankfurt am Main mit Johann Wolfgang Schönemann, 1717–1763, Bankier des Bankhauses Heyder & Schönemann, ehemaliger Lehrling und Angestellter; erbte als einzige überlebende Tochter
  5. Anna Elisabeth (gen. Lili, Lise) Freifrau von Türckheim, 1758–1817, Goethes kurzzeitig Verlobte Lili, verheiratet mit Bernhard von Türckheim (1752–1831); Bernard-Frédéric de Turckheim, Bürgermeister von Straßburg

Leben[Bearbeiten]

Jean Noé d’Orville konnte es sich aussuchen, ob er das Bankgeschäft seines Großvaters oder seines Schwiegervaters Cherf/Neuville weiterführen wollte, nachdem er 1714 durch seine Heirat mit Margarethe Magdalena de Cherf in den Besitz eines Vermögens von 22.240 Reichstalern gelangt war. Er kaufte von seinem in Schulden geratenen Vetter Friedrich du Fay den sehr ausgedehnten Familienbesitz Haus zum Fraß in der Buchgasse 3. Dieses Anwesen bestand aus einem Vorderhaus mit Seitengebäuden, einem Hinterhaus mit Hof, einem dahinter liegenden Garten und einer Hinterbehausung in der Ankergasse. In diesem Haus betrieb Jean Noé d’Orville fortan Warenspekulations- und Wechselgeschäfte, die sein einziger Sohn Jakob Philipp nach seinem Tod bis zu seinem eigenen Tod 1792 weiterführte.

Literatur[Bearbeiten]

  • Dietz, A., Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 4, 1925, S. 408 f.
  • Braasch, Ernst-Otto, Die Hugenottenfamilie d’Orville. Eine Auswahl ihrer bedeutenden Nachkommen als Beitrag zum Hugenotten-Gedenkjahr. In: Hessische Familienkunde, Bd. 17, 1985, Sp. 311–314
  • Hessische Biografie: Jean Noé d’Orville

Weblinks[Bearbeiten]


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