Intelligenz aus der Perspektive nichtlinearer Systeme und der Neuropsychoanalyse

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Die Intelligenz aus der Perspektive nichtlinearer Systeme und der Neuropsychoanalyse bindet die Emotionale Intelligenz mit einer stärkeren Bedeutung bei der Betrachtung emotionaler und gedanklicher Auseinandersetzung von Individuen mit ihrer Umwelt ein.

Definitionen[Bearbeiten]

Die Begriffe nichtlineare Systeme und Neuropsychoanalyse entstammen der Synergetik von Hermann Haken und Schipek[1] bzw. von Karen Kaplan-Solms und Mark Solms.[2]

Emotionen, Gefühle, Affekte sind kein verzichtbarer Luxus. Sie sind wichtig für die Anpassungsleistungen im privaten und beruflichen Alltag und gehören untrennbar zu den Mechanismen der Lebensbewältigung.[3] Angenehme und unangenehme Emotionen, Gefühle und Affekte sind dazu bestimmt, Bedrohungen abzuwehren und Quellen für Energie, Wachstum und Schutz zu erschließen. Es ist deshalb wichtig, neben der gedanklichen, rationalen Intelligenz von einer emotionalen und sozialen Intelligenz zu sprechen, ihre Bedeutung zu sehen und zu reflektieren. Das legt auch der eigentliche, ursprüngliche Begriff von Intelligenz nahe.[4]

Das Wort Intelligenz hat seine Wurzel im lateinischen Verb „intellegere“ (inter = zwischen; legere = auswählen) und bedeutet „auswählen können zwischen verschiedenen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten“. Dementsprechend bezeichnet das Wort "Intelligenz" in ursprünglicher Bedeutung die verfügbaren Auswahlmöglichkeiten. Die Intelligenz (IQ) ist hoch bei vielen verfügbaren Auswahlmöglichkeiten und die Intelligenz (IQ) ist niedrig bei wenig verfügbaren Auswahlmöglichkeiten. In der Intelligenzforschung wurde und wird das Wort Intelligenz heute im Lebensalltag fast ausschließlich auf das Denken, den rationalen Bereich (RQ) bezogen; dort bezeichnet das Wort die verfügbaren unterschiedlichen Möglichkeiten einer Person, unterschiedliche Sachen, Aufgaben, Personen, Situationen, Ereignisse gedanklich zu verstehen, zu analysieren, Entscheidungen zu treffen, Handlungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen.

In der jüngeren Forschung wird der Begriff Intelligenz auch auf den emotionalen Bereich (EQ) bezogen; hier bezeichnet er die verfügbaren unterschiedlichen Möglichkeiten einer Person, mit positiven und negativen Emotionen, Gefühlen, Affekten unterschiedliche Personen, Sachen, Aufgaben, Situationen, Ereignisse wahrzunehmen, zu verstehen und zu bewerten. Auf die Emotionen bezogen kennzeichnet der Begriff Intelligenz auch die verfügbaren unterschiedlichen emotionalen Möglichkeiten, das Denken und Handeln zu optimieren.[5]

Neben den Gedanken haben auch die Emotionen, Gefühle und Affekte einen sehr starken Einfluss auf die Entwicklung und auf die Gestaltung von privaten und beruflichen Beziehungen. Deshalb ist es wichtig von der sozialen Intelligenz zu sprechen, ihre Bedeutung zu sehen und zu reflektieren. Der Begriff soziale Intelligenz (SQ) bezeichnet dann die verfügbaren geistigen und emotionalen Möglichkeiten einer Person, Beziehungen zu Personen, Gruppen, Gemeinschaften zu verstehen (einzuschätzen), zu bewerten und zu gestalten (bei Wahrung der persönlichen Integrität).

Eine entwicklungsfördernde Gestaltung der Wechselbeziehung zwischen der Umwelt und dem Organismus, der Person und der Gemeinschaft ist nicht nur von rationalen, sondern im gleichen Maß von den emotionalen und sozialen Auswahlmöglichkeiten abhängig (IQ = RQ+EQ+SQ).

Gefühle und Affekte als Kennzeichen der emotionalen Intelligenz[Bearbeiten]

Emotion betont von seiner lateinischen Wurzel "movere“ (bewegen) her gesehen das Bewegt- und Ergriffenseins. Das Wort "Affekt" hat die Wurzel im lateinischen Verb „afficere“ (anmachen, anrühren) und meint dasselbe wie Emotion. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezeichnet Affekt die durch einen heftigen Reiz ausgelöste heftige Emotion (z. B. Schmerzschrei). Der Begriff Gefühl ist im Gegensatz zum Affekt eine schwächere Form des Bewegt- und Ergriffenseins, die dem Denken und Erinnern nahe liegt und das Sprechen über Emotionen und Affekte ermöglicht. In der Forschung bezieht sich der Begriff Affekt auch auf die Begriffe Emotion und Gefühl z.B. in den Bezeichnungen „Affektabstimmung“[6] und „Affektregulation“[7].

Die Bewertungen „positiv“ und „negativ“ im Hinblick auf Emotionen, Gefühle und Affekte orientieren sich meistens an den Empfindungen, die sie auslösen. So werden z. B. Freude, Sympathie, Zuneigung, Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühle als angenehm empfunden und „positiv“ gewertet. Während Angst, Schmerz, Ärger, Wut, Minderwertigkeit, Scham, Schuld als unangenehm empfunden und „negativ“ erlebt werden.

Nicht das Empfinden von „angenehm“ und „unangenehm“ ist ausschlaggebend für die Bewertung von „positiv“ oder „negativ“ („gut“ oder „schlecht“), sondern die optimale Auswirkung auf die Lösung der Probleme im privaten und beruflichen Alltag. Die positive oder negative Qualität der Gefühle wird bestimmt durch ihren Einfluss auf das persönliche und soziale Gleichgewicht, auf die Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Unlust Schmerz, Trauer, Ärger, Wut, Aggression werden in modernen Gesellschaften als kontraproduktiv gesehen und erlebt. Doch der Umstand, dass diese Gefühle dem Zeitgeist als unangenehm erscheinen, stellt die Rolle dieser Emotionen, Gefühle und Affekte nicht in Frage. Stark betonter Ausdruck von Sympathie, Nähe, Konsens bei Vermeidung von Streit und Auseinandersetzung führen nicht selten zu Abwertungen, Trennungen und Feindschaften. Im Hinblick auf eine gute Entwicklung können sich dagegen unangenehme Emotionen, Gefühle und Affekte sehr positiv auswirken. Rechtzeitige Wahrnehmung von Verletzung und Schmerz schützt vor starken Gefahren; zeitiges Empfinden von Scham und Schuld hilft lebenswichtige Bindungen zu erhalten.

Leben ist durch diese vom Zeitgeist als „negativ“ erlebten Gefühle geschützt und gerettet worden, sie haben dem „Leben im Zustand des Wohlbefindens“ gedient.[8] Die mögliche positive Funktion vermeintlich „negativer, schlechter Gefühle erfordert ihren Ausdruck und Austausch; vgl. dazu das Leitmotiv des Buches A. Heinemann „Wachsen mit guten und schlechten Gefühlen“:

Menschlich ist es, unangenehme und schlechte Gefühle zu haben. Unmenschlich ist und macht es, unangenehme und schlechte Gefühle zu unterdrücken und zu verdrängen. Stark und glücklich macht es, unangenehme und schlechte Gefühle teilen zu dürfen.[9]

Die Wahrnehmung, der Ausdruck und Austausch starker unangenehmer und angenehmer Gefühle als wesentliches Kennzeichen der emotionalen Intelligenz[Bearbeiten]

Die Emotionen, Gefühle und Affekte helfen uns zu erkennen, welche Bedeutung die eigenen inneren Reize und die äußeren Reize aus der Umwelt für uns haben. Die inneren und äußeren Reize können schwach, stark bis extrem stark sein und dementsprechend schwache bis sehr starke unangenehme bzw. angenehme primäre und sekundäre Gefühle auslösen. Unangenehme Reize aus der Umwelt, dem Körper und der Erfahrung bewirken mehr oder minder starke primäre negative Gefühle (Unlust- und Schmerzgefühle, Abwehr und Aggressionsgefühle) und negative sekundäre Gefühle (Ohnmacht- und Minderwertigkeitsgefühle, antisoziale Gefühle und Abhängigkeitsgefühle). Dagegen entwickeln sich aus angenehmen inneren und äußeren Reizen positive primäre Gefühle (Lust- und Freudegefühle, Kontakt- und Nähegefühle) und positive sekundäre Gefühle (Mach(t) - und Selbstwertgefühle, soziale Gefühle und Unabhängigkeitsgefühle).[10]

Die Unterdrückung der starken bzw. sehr starken ausgelösten unangenehmen Emotionen, Gefühle und Affekte führt zu endlosen Diskussionen, unfruchtbaren Auseinandersetzungen, zeit- und kraftraubenden Streitereien ohne Annäherung, außerdem häufig auch zu wertlosen Scheinkompromissen. Die ständige Unterdrückung und Verdrängung der starken und sehr starken Unlust- und Schmerzgefühle, Abwehr und Aggressionsgefühle bewirkt ihre Verstärkung. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem die unterdrückten unangenehmen Gefühle zu Ohnmachtsgefühlen werden, Persönlichkeitsstörungen, psychische und psychosoziale Erkrankungen verursachen.[11]

Die Wahrnehmung, der Ausdruck und Austausch der unangenehmen Emotionen, Gefühle und Affekte führt im Kontakt mit emotional toleranten, haltgebenden Bezugspersonen und -gruppen zur Entspannung, Freude und Zufriedenheit, sowie zur Stabilisierung der Kontakte d. h. zu Anerkennung, Wertschätzung, Sympathie, Mitgefühl, Trost, Fürsorge.

Die Möglichkeit, die starken bzw. sehr starken ausgelösten unangenehmen Emotionen, Gefühle und Affekte ausdrücken und austauschen zu können, reduziert die Angst vor negativen Erfahrungen, stärkt den Willen zu ihrer Bewältigung und bewirkt Selbstwertgefühle, sowie soziale Gefühle.

Der im Kontakt zugelassene Ausdruck und Austausch, der durch starke unangenehme Reize ausgelösten starken bis sehr starken unangenehmen Emotionen, Gefühle, Affekte, schwächt die angenehmen Emotionen nicht, im Gegenteil er verstärkt sie. Die vom Zeitgeist überbetonten „positiven Gefühle“ und die damit verbundene Unterdrückung, besonders starker negativer Gefühle schwächen Personen, Gruppen, Teams und Gemeinschaften. Der Kult der positiven Gefühle schwächt und zerstört die Netzwerke im Gehirn, die einen entwicklungsfördernden Einfluss auf den Ausdruck und Austausch von starken bis sehr starken unangenehmen Gefühlen haben.

Die fehlende Möglichkeit und Fähigkeit starke unangenehme Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken und auszutauschen, sowie die damit verbundene Unterdrückung, Verdrängung und Abspaltung[12] sehr starker Schmerzgefühle und Aggressionsgefühle verursachen Verhaltensstörungen, psychische und psychosoziale Erkrankungen: Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Mängel in der willentlichen Anstrengung, geringe Frustrationstoleranz, Unruhe, Hyperaktivität, Unterbrechung des Kontaktes, Vermeidung von Kontakten, sozialer Rückzug, psychisch bedingte Formen des Autismus, Angststörungen, Zwangsstörungen, Depressionen, Borderlinestörungen, Psychosen, Soziopathien, Suchtstörungen und psychosomatische Störungen jeder Art.

Der dauernde Wechsel in der Wichtigkeit der angenehmen und unangenehmen Emotionen, Gefühle, Affekte für eine gesunde Entwicklung als wesentliches Kennzeichen emotionaler Intelligenz[Bearbeiten]

Die Gleichsetzung „vererbt und angeboren“, aber auch die Alternative „angeboren oder erworben“ sind unhaltbare Vereinfachungen. Das Erbgut wird durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt aktiviert. Verhaltensstrukturen und Lebensentwürfe entstehen in der vielschichtigen Wechselbeziehung zwischen den genetischen Bedingungen des Menschen und dem Austausch mit seinen Bezugspersonen und Bezugsgruppen, mit den gesellschaftlichen und kulturellen Institutionen bzw. Ordnungen. Das Verhalten der Menschen ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit den sozialen Bedingungen und der inneren Natur des Menschen, d. h. mit seinen Bedürfnissen, Trieben, Emotionen, Gefühlen, Affekten, Gedanken, Wünschen, Überzeugungen, Idealen, Werten und Erfahrungen.

Die Auseinandersetzung um die Befriedigung der individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Interessen und um die Erfüllung der Anforderungen, Erwartungen, Vorstellungen der Umwelt kann in den konkreten Situationen des täglichen Lebens gelingen oder misslingen. Im ersten Fall entwickeln sich Lust, Vertrauen, Kontakt usw.; im zweiten Fall werden Unlust, Angst, Aggression usw. ausgelöst. Der Ausgang der Interaktion ist nie eindeutig vorhersehbar, deshalb sind in der Wechselbeziehung zwischen Individuum und Umwelt Gegensätze, Widersprüche und Ambivalenzen immer mehr oder minder stark unterschwellig aktiv: Lust und Unlust, Liebe und Aggression, Vertrauen und Misstrauen, Sicherheit und Angst, Macht und Ohnmacht. Beide Pole der emotionalen Gegensätze, Ambivalenzen (ambo = beide; valere = gültig sein) können äußere und/oder innere Reize auslösen und vorrangig werden. Dementsprechend gibt es keine Rangordnung (lineare Anordnung) der Gefühle. Im Gegenteil, jede Gefühlsart kann vorrangig (primär) sein und zweitrangig (sekundär) werden. Es gibt keine sehr wichtigen, weniger wichtigen oder unwichtigen Gefühle. Die Gefühlsarten sind gleichrangig (nichtlinear) aktiv.

Auch wenn die Menschen sich das „Positive“, das „schiere Glück“, ein Leben „voll Lust und Harmonie“ noch so sehr wünschen (es manchmal buchstäblich heraufbeschwören möchten), die Unklarheiten, Gegensätze, Widersprüche und die mit ihnen verbundenen „Wechselbäder der Gefühle“ bleiben. Für gesundes Wachstum ist es wichtig, den Wechsel in den Befindlichkeiten zu akzeptieren und ihn gemeinsam zu bewältigen, anstatt ihn schicksalhaft zu erleiden oder realitätsverleugnend mit Träumen von „glücklichen Zeiten, harmonischen Beziehungen und heilen Welten“ abzuwehren.

Die Ambivalenzen in der Interaktion zwischen Individuum und Umwelt bewirken Unklarheit, Unsicherheit, Belastung, Stress, Frustration, Ärger, die sich steigern können bis zur Orientierungslosigkeit und Angst. Das innere Gleichgewicht wird gestört. Reaktionen und Handlungen, die erforderlich sind, um wieder stabile innere und äußere Zustände zu erreichen, sind gefährdet. Im Spannungsfeld der unangenehmen Reize muss das Gleichgewicht, d. h. auch die Reaktions- und Handlungsfähigkeit (aus eigener Kraft oder gestützt durch andere) wiederhergestellt werden.

Grundprinzipien zur Bewältigung des ständigen Wechsels, zur Überwindung der Gegensätze, Widersprüche, Ambivalenzen und zur Erhaltung des Fließgleichgewichtes sind: Auseinandersetzung, flexible Anpassung, Strukturbildung und -wandel. Die Auseinandersetzung findet nicht als reiner Denkvorgang statt, sondern ist ein Prozess, der durch die gegensätzlichen Reize weniger starke oder sehr starke angenehme und unangenehme Gefühle auslöst und deshalb emotionalen Einsatz, Austausch erfordert. Das gilt auch für die flexible Anpassung, die Strukturbildung und den Strukturwandel. Sie verlangen Zugeständnisse, Kompromisse, Verzicht, Opfer, die nicht nur von emotionalen Kräften begleitet, sondern sogar davon abhängig sind. Die angenehmen und unangenehmen Emotionen, Gefühle und Affekte befruchten die Auseinandersetzung, die flexible Anpassung und sichern die Entwicklung annehmbarer, konstruktiver Kompro-misse und wünschenswerter Verhaltensweisen.

Durch emotionale und gedankliche Auseinandersetzung erarbeitete Kompromisse und Verhaltensstrukturen sind raumzeitlich begrenzt und können ihre Gültigkeit, d. h. ihre entwicklungsfördernde Kraft, verlieren. Veränderungen in der Umwelt oder / und inneren Welt machen neue Gegensätze, Widersprüche, Ambivalenzen aktiv; durch erneute Auseinandersetzung müssen neue Kompromisse und Verhaltensstrukturen erarbeitet werden. Die Auseinandersetzung wird zur Lebensaufgabe und mit ihr wird die Annahme sowie die Bewältigung des nie endenden Wechsels von Frustration und Lust, Freude und Leid, Glück und Unglück zur Grundvoraussetzung einer gesunden Entwicklung. Nach Melanie Klein bedeutet das, die „depressive Position“ zu akzeptieren und zu erreichen, d. h., das Traurige (depressiv-machende) im Leben anzunehmen, aber nicht zu resignieren: im Unglück mit Glück zu rechnen, im Leid noch Freude zu erhoffen, im Streit an den Frieden zu glauben, bei Ablehnung noch Wertschätzung, Mitgefühl und Liebe zu erwarten (zu antizipieren).[13] Dementsprechend ist die wichtigste Bedingung für eine gesunde Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, den Wechsel von angenehmen und unangenehmen Erfahrungen und Gefühlen nicht zu ignorieren bzw. zu verdrängen, sondern sich mit den unangenehmen Zuständen auseinanderzusetzen und sie in annehmbare zu überführen. Erstrebenswert ist nicht ein dauerhaft glückliches Leben, vielmehr die immer wiederkehrende Möglichkeit, Glück zu erlangen, die in der Summe ein gesundes Gemüt, einen kreativen Geist, ein Gefühl von Sinn und Zusammenhang (Kohärenzsinn) ergibt[14].

Die Akzeptanz und Bewältigung des nie endenden Wechsels von Glück und Unglück erfordert Frustrationstoleranz und Suchverhalten, d. h., das Bestreben, Wege und Strukturen (einen gegliederten Aufbau von Bedingungen, Regeln, Teilschritten) zum Erreichen des Glücks zu finden und immer wieder neu zu suchen. Im Kindesalltag heißt das, ein Spiel nach Regeln zu spielen, verlieren, leiden, wieder anfangen, sich konzentrieren und durchhalten können bis zum Gewinn. Für Jugendliche bedeutet es, sich solange mit einer unbekannten Aufgabe allein oder unterstützt von Bezugspersonen zu befassen, bis sie verstanden und gelöst ist. Vom Erwachsenen fordert es, sich in unklaren Entscheidungssituationen auf Probleme und Konflikte solange einzulassen, bis eine annehmbare Lösung gefunden ist. Diese Grundfähigkeit erreichen Erwachsene, Jugendliche und Kinder im steten Umgang mit guten und schlechten Gefühlen, im Zusammen-spiel von Umwelt, Körper, Geist und Erfahrung.

Die emotionale Intelligenz (die Aktivität angenehmer, unangenehmer, primärer und sekundärer Gefühlsarten und -stärken, das Schwingen zwischen positiven und negativen Gefühlen ist in einem sehr starken Maß von den Affektmustern (den zugelassenen, den unterdrückten bzw. verdrängten Gefühlsarten und -stärken) der Bezugspersonen bzw. der Bezugsgruppen, der gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Institutionen abhängig[15]. Zur Beschreibung, Diagnose und Therapie emotionaler Entwicklungsstörungen (Defiziten in der emotionalen Intelligenz) von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist es deshalb wichtig, die Affektmuster ihrer Bezugspersonen und -gruppen, sowie der gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Institutionen zu analysieren.[16]

Literatur[Bearbeiten]

  • Bion, Wilfred R.  Lernen durch Erfahrung. Frankfurt 1992. - Two Papers: The Grid and Caesura. London 1989.
  • Ciompi, Luc. Die Emotionalen Grundlagen des Denkens - Entwurf einer fraktalen Affektlogik.Göttingen 2005.
  • Damasio, Antonio R. Der Spinoza - Effekt. München 2003. - Descartes` Irrtum. Berlin 1995 - Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. Berlin, 2005. - Ich fühle also bin ich. München 1999 - Selbst ist der Mensch. München 2011.
  • Fonagy, Peter, György Gergely. et al. Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart 2004.
  • Förstl, Hans. et al. (Hrsg.), Neurobiologie psychischer Störungen. Heidelberg 2006.
  • Freud, Sigmund. Das Unbewusste. (1915), Stud. Bd. 3, S. 138; G.W. Bd. 10, S. 278; S.E. Bd. 14, S. 179 - Die Übertragung, Allgemeine Neurosenlehre (1917/1916-1917), Stud. Bd. 1 S. 431 ff; G.W. Bd. 11,S. 466 ff; S.E. Bd. 16, S. 448 - Die Dynamik der Übertragung (1912), Stud. Erg., S. 157 ff; G.W. Bd. 8, S. 363 ff; S. E. Bd. 12, S. 97 ff
  • Fürstenau, Peter. Entwicklungsförderung durch Therapie - Grundlagen psychoanalytisch-systemischer Praxis. München 1992
  • Haken, Hermann, und Schiepek Günter. Synergetik in der Psychologie - Selbstorganisation verstehen und gestalten. Göttingen 2006.
  • Heinemann, Alois. Wachsen mit guten und schlechten Gefühlen in der Wechselbeziehung zwischen Umwelt, Körper, Geist und Erfahrung - Entwicklung und Entwickungsstörungen aus der Perspetive nichtlinearer Systeme und der Neuropsychoanalyse. Willich 2014. - Im Denken entwickelt, emotional und sozial verarmt - Persönlichkeitstrukturen und -störungen,  psychische und psychosoziale Erkrankungen aus der Perspektive nichtlinearer Systeme, der Neuropsychoanalys, der emotionalen und sozialen Intelligenz. Willich 2016.
  • Heinemann, Alois, Maria, Teresa und Silia. Ich bin bei Dir - Kurzfassung eines Lebens-und Entwicklungskonzeptes. Willich 2007.
  • Hüter Gerald. Die biologischen Grundlagen der Spiritualität, in: Geralt Hüther et al. "Damit das Denken Sinn bekommt". Freiburg 2008.; Bedienungsanleitung füt ein menschliches Gehirn. Göttingen 2004.
  • Klein, Melanie. Das Seelenleben des Kleinkindes, 7. Auflage. Donauwörth 2001.
  • Koukkou, Martha und Dietrich Lehmann. Ein systemtheoretieches Modell der Funktionen des menschlichenGehirns und die Ontogenese des Vehaltens. In: Martha Koukkou, Marianne  Leutzinger- Bohleber. Stuttart 1998.
  • Mertens, Wolfgang (HG.). Erinnerung von Wirklichkeiten, Stuttgart 1998.
  • Lexikon der Neurowissenschaften, Bd. 1 - 4. Hardwig Hanser 2000-2004.
  • Lorenzer, Alfred. Die Sprache, der Sinn, das Unbewusste. Stuttgart 2002.
  • Leutzinger- Bohleber, Wolfgang Mertens (HG.). Erinnerung von Wirklichkeiten. Stuttgart 1998.
  • Mainzer, Klaus, und (HG.). Komplexe Systeme und Nichtlineare Dynamik in Natur und Gesellschaft. Stuttgart 1999.
  • Richter, Horst-Eberhard. Patient und Familie. Hamburg 1972.
  • Richter, Horst Eberhard. Der Gottskomplex. Gießen 2012.
  • Roth, Gerhard. Fühlen, Denken, Handeln. Frankfurt 2001.
  • Schiepek, Günter. Neurobiologie der Psychotherapie. Stuttgart 2004.
  • Schiepek, Günther. Grundlagen der systemischen Therapie. Göttingen 1999.
  • Schulz, Walter. Philosophie in der veränderten Welt. Pfullingen 1972.
  • Singer, Wolf. Der Beobachter im Gehirn. Frankfurt, 2002.
  • Solms, Mark, und Oliver Turnbull. Das Gehirn und die innere Welt. Düsseldorf 2004.
  • Spork, Peter. Der zweite Code. Hamburg 2010.
  • Stern, Daniel. Die Lebenserfahrung des Säuglings. Stuttgart 1992.
  • Wiesner, Wolfgang. Gehirn und Genom. München 2007.
  • Worms, Hermann. Die Dialektik von Affekt-, Sozial- und Ich-Bildung - Pestalozzi und Freud. Heidelberg 1972.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Haken, Hermann, und Schiepek Günter. Synergetik in der Psychologie - Selbstorganisation verstehen und gestalten. Göttingen 2006
  2. Karen Kaplan-Solms, Mark Solms. Neuropsychoanalyse. Stuttgart 2003
  3. Luc Ciompi: Die emotionalen Grundlagen des Denkens - Entwurf einer Affektlogik.
  4. Alois Heinemann: Im Denken entwickelt, emotional und sozial verarmt. Willich 2016, S. 3 ff.
  5. Peter Fonagy. György Gergely et al.: Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart 2008, S. 100 ff, 162 ff.
  6. Daniel Stern: Die Lebenserfahrung des Säuglings. Stuttgart 1992, S. 198 ff.
  7. Peter Fonagy, György Gergely et al.: ebd. S. 100 ff, 162 ff.
  8. Antonio Damasio: Ich fühle also bin ich. München 2001, S. 72.
  9. Alois Heinemann: Wachsen mit guten und schlechten Gefühlen – In der Wechselbeziehung zwischen Umwelt, Körper, Geist und Erfahrung. Willich 2014, Vorwort.
  10. Alois Heinemann: ebd. S. 157 ff, 167 ff.
  11. Hermann Haken, Günter Schiepek: Synergetik in der Psychologie. Göttingen 2006, S. 247.
  12. Sigmund Freud: Die Verdrängung, Stud. Bd. 3, S. 105 ff, bes. S. 116 f.
  13. Melanie Klein: Das Seelenleben des Kleinkindes. Donauwörth 2001, S. 143, S. 149 ff.
  14. Günter Schiepek: Grundlagen der systemischen Therapie, Göttingen. 1999, S. 148 f.
  15. Daniel Stern: Die Lebenserfahrung des Säuglings. Stuttgart 1992, S. 198-230.
  16. Alois Heinemann: VEPS - EQ –SQ: Verfahren zur Einschätzung der Psycho- und Soziodynamik, der.
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