Immobilisten

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Immobilisten ist eine (in erster Linie von ihren Kritikern verwendete) Bezeichnung für die Anhänger einer Strömung in der modernen Archäologie, die davon ausgeht, dass die meisten Kulturen und Völker sich autochthon entwickelt haben. Wanderungsbewegungen, insbesondere kriegerischer Natur, von größeren Menschengruppen – geschweige denn ganzer Völker – werden von den Immobilisten für die Vorzeit (die Zeit vor den Hochkulturen) prinzipiell, aber nicht generell, ausgeschlossen.

Die Immobilisten verweisen darauf, dass die archäologischen Befunde zumeist nicht auf eine plötzliche Veränderung der Sachkultur hindeuten, was auf die Einwanderung eines anderen Volkes oder die Vermischung zweier unterschiedlicher Volksteile hinweisen könnte, und genauso wenig Beweise für größere Kriegshandlungen (wie z. B. Brandhorizonte, Waffenfunde, durch Waffeneinwirkung gezeichnete Skelettfunde) zu Tage bringen.

Im Gegensatz dazu tritt bei vorzeitlichen Kulturen ein „Modellwechsel“ oder eine Modifikation der Sachkultur in Abständen von 300 bis 700 Jahren auf, ohne das äußere Anlässe vorliegen. Das bedeutendste Beispiel ist wohl der Übergang zur megalithischen Bauweise der vielfach innerkulturell erfolgte, so eindeutig bei der Trichterbecherkultur (TBK) aber auch bei Inselkulturen (Malta, Sardinien etc.).

Die Kritiker der Immobilisten vertreten die Ansicht, dass mit den Mitteln der Archäologie solche Vorgänge (Einwanderung von Menschengruppen, Kriegshandlungen) nicht eindeutig zu beweisen oder zu widerlegen sind. Sie verweisen darauf, dass

  1. ein Wechsel der Bevölkerung nicht unbedingt mit einem Wechsel der Sachkultur einhergehen muss;
  2. die Archäologie immer nur die „Spitze des Eisberges“ aufdeckt; was nicht die Immobilisten allein betrifft.
  3. selbst geschichtliche Ereignisse, die von keinem Historiker ernsthaft angezweifelt werden, wie z. B. die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, archäologisch nicht belegt werden konnten,
  4. Völkerwanderungen aufgrund historischer Berichte nachweislich erfolgten, beginnend von Süden mit dem Ausbreiten der Römer (Hochkultur) und von Norden zuerst von Kelten (Senonen, Helvetier), dann Germanen (Kimbern, Teutonen, Westgoten bis Spanien, Vandalen bis Nordafrika, Ostgoten und Langobarden bis nach Italien, Angeln, Sachsen), dann Steppenvölker wie Hunnen, Awaren, Ungarn, Türken und Mongolen) bis schließlich zu den Bevölkerungsverschiebungen in der Folge des Zweiten Weltkrieges.
  5. auch außereuropäisch große Bevölkerungsbewegungen klar erwiesen sind wie z. B. Ausbreitung der Bantu in Afrika, der Chinesen innerhalb Chinas und in Südostasien, das dauernde Einsickern von Völkern aus dem Gebiet im Norden der Großen Mauer, die Besiedlung des pazifischen Raumes durch die Austronesier, von Amerika und von Australien sowie die Ausbreitung der Europäer in die außereuropäischen Kolonien, die zum Bevölkerungszusammenbruch und weiteren Wanderungsbewegungen der vorher dort ansässigen Völker sowie weiteren neuen bewohnern (Sklaven in Amerika) führten.

Immobilität ist über längere vorgeschichtliche Zeiträume zu konstatieren. Insbesondere waren Völkerwanderungen, die in geschichtlicher Zeit erfolgten die Ausnahme. Mobil waren vorzeitliche Menschen (wohl erzwungenermaßen) bei der:

  1. Verbreitung der verschiedenen Hominidenarten über den Globus.
  2. Besiedlung/Wiederbesiedlung der eisfrei werdenden Gebiete auf der Nordhalbkugel.
  3. Verbreitung des Ackerbaus und des Nomadismus (und der daraus resultierenden Verdrängung von Jägern bzw. Hirten)

siehe auch: Germanen, Schnurkeramiker, Indoeuropäer, Kurgankultur, Etrusker, Kelten, Goten, Hunnen, Griechen, Dorische Wanderung, Mongolen, Seevölker, Hyksos, Kimbern und Teutonen, Sachsen-Angeln-Jüten.

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