Hitler als Witzfigur

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Hitler als Witzfigur ist ein Thema der Komik und wiederholt ein Streitthema in öffentlichen Debatten.[1][2]

Bis 1945[Bearbeiten]

Die Fotokünstler John Heartfield und Jacob Kjeldgaard griffen das Regime mit Fotomontagen an. Ihre Werke wurden 2008 im Kölner Museum Ludwig in der Ausstellung Hitler blind und Stalin lahm gezeigt.

Mit dem Spielfilm Der große Diktator (1940) schuf Charlie Chaplin eine erfolgreiche Hitler-Satire. In seiner Autobiographie erklärte Chaplin, er hätte den Film nicht gedreht, wenn er Kenntnis von den Konzentrationslagern gehabt hätte.

In „Education for Death“ (1943) verspottete Walt Disney Hitler als halbstarken Siegfried, der eine übergewichtige Germania in den Sattel zu hieven versucht. Im Abspann von „Der Fuehrer's Face“ (1944) wirft Donald Duck Hitler eine Tomate ins Gesicht.

In dem Trickfilm Russian Rhapsody (1944), den Robert Clampett nach einem Entwurf von Roald Dahl schuf, fliegt Hitler selbst als Bomberpilot nach Moskau. Sein Flugzeug wird von kleinen koboldartigen Wesen sabotiert, die Hitler mit einer Stalin-Maske zu Tode erschrecken.

Nach 1945[Bearbeiten]

Frühling für Hitler (1968) des amerikanisch-jüdischen Regisseurs Mel Brooks ist eine Komödie, die Adolf Hitler zum Gegenstand hat. 1983 kam Brooks mit seinem Lied „To Be or Not to Be (The Hitler Rap)“ international in die Hitparaden.

1996 wurde Serdar Somuncu mit einer satirischen Lesung von ausgewählten Textstellen aus dem Buch Mein Kampf von Adolf Hitler bekannt. Mit Zug des Lebens (1998) von Radu Mihaileanu und Das Leben ist schön (1997) von Roberto Benigni entstanden Tragikkomödien vor dem Hintergrund des Holocausts.

Walter Moers schuf mit Adolf, die Nazi-Sau in Comicform mehrere satirische Kurzgeschichten über Adolf Hitler. Nach der Vorlage von Moers wurde das Trickfilmvideo „Ich hock in meinem Bonker“ gestaltet, das über das Internet populär wurde. 2006 wurde bei Youtube ein Video eingestellt, das eine Hitler-Rede mit der Stimme von Gerhard Polt unterlegt.[3]

Der Film Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler führte in Deutschland zu einer Debatte, ob man über Hitler lachen dürfe.[4]

Bei dem Debütroman Er ist wieder da von Timur Vermes (2012) handelt es sich um eine Satire, in der Adolf Hitler im Jahre 2011 in Berlin wieder ins Leben zurückkehrt.[5] Wiederkehrend sind auch Witze basierend auf der Vermutung, Hitler habe nur einen Hoden gehabt.[6] Dieses Thema wird beispielsweise in dem Lied Hitler Has Only Got One Ball aufgegriffen.

Kontroversen[Bearbeiten]

Theodor W. Adorno formulierte in seiner „Ästhetischen Theorie“, alle heitere Kunst, insbesondere die Unterhaltungskunst, begehe ein Unrecht an den Toten.[7] In Bezug auf Hitler-Parodien warnte Ralph Giordano vor einer Verharmlosung Hitlers.[8] Avishai Milstein ist der Ansicht, es komme darauf an, wer lacht und wo: „In Israel dürfen Juden eher über Hitler lachen als Deutsche. Viele meiner Landsleute glauben, ein Deutscher, der über die Nazis lacht, ignoriere deren Verbrechen.“[9] Rudolf Dreßler argumentiert ähnlich: „Engländer oder Griechen können sich Hitler-Witze leisten, wir Deutschen aber nicht.“[10]

Gebhard Fürst kritisierte: angesichts des unsäglichen Leids von vielen Millionen Menschen eigne sich die Schlüsselfigur eines Verbrecherregimes nicht als Witzfigur.[11]

Stephan Kramer kritisierte: „Hitler war keine Witzfigur mit verkorkster Kindheit. Er war nicht unzurechnungsfähig oder bloß ein Fall für den Therapeuten“ [12].

Harald Schmidt und Oliver Pocher wurde vorgeworfen, ihr „Nazometer“ verharmlose das Dritte Reich.[13][14]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Fröhlich, Margrit; Loewy, Hanno; Steinert, Heinz (Hrsg.): Lachen über Hitler - Auschwitz-Gelächter? Filmkomödie, Satire und Holocaust. München 2003
  • Frauke Beigel: Hitler in der Filmkomödie. Exemplarische Fallstudien zur Funktion des Komischen, München 2008
  • Rudolph Herzog: Heil Hitler, das Schwein ist tot! Lachen unter Hitler - Komik und Humor im Dritten Reich, München 2008
  • Julia Ossenbruegge: Hitler als Witzfigur - Komödiantische Darstellungen von Nationalsozialismus und Holocaust im Film, München 2009
  • Martin Mohr: Witzfigur Hitler? Hamburg 2010
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