Hammer Dezernenten-Affäre
Die Massanek-Affäre war ein Fälschungs- und Bestechungsskandal in der westfälischen Stadt Hamm, der bundesweit Wellen schlug. Die Affäre entspann sich 1985/86 um Dr. Dr. Winfried Masannek (CDU), den Dezernenten der Stadt Hamm für Wirtschaftsförderung, Sport und Müllbeseitigung. In Hamm war der als Doppeldoktor bekannte Winfried Masannek ein geschätztes Mitglied der Gesellschaft, bis heraus kam, dass er seine beiden Titel zu unrecht führte. Die Affäre Masannek war in kurzer Zeit der zweite schwere Wirtschafts-Skandal in Hamm. Schon 1984 hatte der Zusammenbruch der Hammer Bank ebenfalls bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Fälschungen[Bearbeiten]
Winfried Masannek hatte zwei Urkunden gefälscht, die ihn als Dr. jur. und Dr. rer. pol auswiesen. Die Titel wollte er 1972 und 1975 erworbenen haben. Beide Urkunden hielten einer näheren Überprüfung jedoch nicht stand, da die Unterschriften der beiden unterzeichnenden Professoren Ernst Helmstädter und Hans Kiefner nur schlecht imitiert und ein Siegel genutzt worden war, das von der ausstellenden Stelle der Westfälischen Wilhelms Universität so nicht mehr verwandt wurde. Außerdem datierte die Urkunde des Dr. jur. auf einen Tag in den Semesterferien, in denen die zuständige Stelle gar keine entsprechenden Urkunden ausstellt. Im Verlauf der Affäre erwies sich auch, das Winfried Masannek zwar Jura studiert, jedoch die Noten seines ersten und zweiten Staatsexamens nachträglich geschönt hatte, ein Studium der Volkswirtschaft hingegen hatte er vollständig erfunden. Ermittlungen der Dortmunder Staatsanwaltschaft wegen unbefugter Titelführung und Urkundenfälschung ergaben darüber hinaus, dass der falsche Doppeldoktor in einen Korruptionsskandal um die Oberhausener Firma Deutsche Babcock AG und die in Hamm errichtete Müllverbrennungsanlage verwickelt war.
Bestechungsvorwurf Müllverbrennung Hamm[Bearbeiten]
Wie sich herausstellte, hatte Masannek einen Beratervertrag mit Babcock geschlossen der ihm ein Honorartagessatz von 800 Deutschen Mark, maximal jedoch 8000 Mark monatlich zusicherte. Als Gegenleistung sollte er Planungen für die Lösung von Entsorgungsproblemen erarbeiten. Babcock errichte die Müllverbrennungsanlage in Hamm-Bockum-Hövel für 120 Millionen DM, und stärkster Befürworter der Einrichtung war Winfried Masannek. Masannek wurde während einer Durchsuchung seines Anwesens festgenommen, als er mit seinem Wagen vorfuhr, den Kofferraum voll mit Akten aus seinen Diensträumen.
Babcock-Pressesprecher Werner Stork verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der Beratungsvertrag vom August 1985 datiert sei und der Auftrag der errichteten Müllverbrennung schon 1982 vergeben worden sei. Allerdings bewarb sich damals Babcock um die Errichtung einer Sondermüllverbrennung in Hamm, die im Nachgang der Masannek-Affäre nicht mehr errichtet wurde.
Winfried Masannek wurde in der Folge der Affäre aus dem Dienstverhältnis bei der Stadt Hamm entlassen und gerichtlich belangt.
Weblinks[Bearbeiten]
- Roland Kirbach: Ein tüchtiger Dezernent: Dr. Dr." Masannek und der Müll der Korruption. In: DIE ZEIT. Nr. 18, 25. April 1986.
- Über 16 Mrd. DM von uns an die Parteien!? In: Was Tun - Sozialistische Betriebszeitung Babcock. 7. Februar 2000.
- Der größte Fälscher im Rathaus? In: Hamburger Abendblatt. 30. April 1986.