Händigkeit der Präsidenten der USA

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In der jüngeren Vergangenheit, besonders seit 1981, ist bei Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika und bei Kandidaten für dieses Amt gehäuft Linkshändigkeit beobachtet worden. Seither beschäftigen sich Medien und auch Wissenschaftler mit dieser Erscheinung.

Vor 1981[Bearbeiten]

Über die Händigkeit, also die bevorzugte Nutzung einer Hand, können bei den Präsidenten der USA nur in den jünsten Jahrzehnten brauchbare Angaben gemacht werden. Im 18. und 19. Jahrhundert galt Linkshändigkeit als Behinderung und Lehrer bemühten sich, sie bei Schülern zu unterdrücken bzw. sie zum Umlernen auf die rechte Hand zu zwingen. Aus diesem Grund gibt es nur wenige konkrete Bezüge, um die Händigkeit von US-Präsidenten vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu bestimmen.

Der erste US-Präsident, der als Linkshänder gilt, war Herbert C. Hoover (Präsident 1929-1933). Vor ihm gibt es keinerlei Beweise für einen linkshändigen Präsidenten, obwohl behauptet wird, dass James A. Garfield (Präsident im Jahr 1881) gleichzeitig mit der linken Hand Latein und mit der rechten Hand Griechisch schreiben konnte. Bei Ronald Reagan wird angenommen, dass er Linkshänder war, aber von seinen Lehrern und Eltern zum Umlernen gezwungen wurde und deshalb beide Hände für anspruchsvollere Tätigkeiten benutzte. Dasselbe gilt auch für Harry S. Truman, gemäß dem Biografen David McCullough.

Ein weiterer eindeutiger Linkshänder im Präsidentenamt war Gerald Ford(1974-1977) , auf den mit Jimmy Carter (1977-1981) allerdings wieder ein Rechtshänder folgte. Die Wahl Carters 1976/77 war die letzte, bei der ein amtierender Linkshänder gegen einen Rechtshänder verlor.

Seit 1981[Bearbeiten]

In jüngeren Jahren, worunter hier der Amtsantritt von Ronald Reagan 1981 verstanden wird, waren drei der letzten vier (ohne Reagan) oder vier der letzten fünf US-Präsidenten (einschließlich Reagan) Linkshänder: nach Reagan auch George Bush, Bill Clinton und Barack Obama. Einziger Rechtshänder in diesem Zeitraum seit 1981 war George W. Bush.

Bei den Präsidentschaftswahlen 1992 waren alle drei Bewerber (George Bush, Bill Clinton und Ross Perot) Linkshänder. Das gleiche Bild zeigte sich bei den folgenden Wahlen im Jahr 1996: Clinton, Perot und Bob Dole waren sämtlich Linkshänder. Dole lernte die Nutzung der linken Hand für alle Tätigkeiten allerdings erst nach einer Lähmung der rechten Hand infolge einer Kriegsverletzung. Im Jahr 2000 gewann der Linkshänder Al Gore die meisten Wählerstimmen, scheiterte aber sehr knapp aufgrund des Wahlmännersystems. Weiterhin waren bei den Präsidentschaftswahlen 2008 beide Kandidaten der großen Parteien, Barack Obama (Demokraten) und John McCain (Republikaner), Linkshänder. Der Anteil von Linkshändern in der Gesamtbevölkerung wird auf ca. 10% geschätzt.

Wissenschaftliche Würdigung[Bearbeiten]

Aus Sicht der Statistik kann gegen derartige Überlegungen vorgebracht werden, die Größe der Stichprobe der Präsidenten seit 1981 sei zu klein (n=5), um daraus robuste und statistisch signifikante Schlussfolgerungen zu ziehen. Demzufolge wird die hohe Zahl an linkshändigen Präsidenten der letzten Zeit von einigen Beobachtern als bloßer Zufallseffekt erklärt, ohne dass zwischen Händigkeit und Innehaben des Amtes Korrelation oder gar Kausalität bestünde.

Hierüber besteht jedoch keine Einigkeit. Daniel Geschwind, Professor für Humangenetik an der UCLA, sieht eine statistische Relevanz bereits in der Häufung von sechs Linkshändern unter den letzten zwölf US-Präsidenten. Amar Klar, Händigkeitsforscher, behauptet, dass Linkshänder ein weiteres Denkspektrum haben und betont auch die überproportionale Anzahl linkshändiger Nobelpreisträger, Schriftsteller und Kunstmaler. Die linke Gehirnhälfte beschäftigt sich allgemein mit Sprachverarbeitung, aber bei Linkshändern ist die Beschränkung auf diese Gehirnhälte weniger ausgeprägt. Ein Siebtel der Linkshänder benutze für die Sprachproduktion beide Gehirnhälften gegenüber nur einem Zwanzigstel der Durchschnittsbevölkerung. Eine größerte Hirnkapazität für die Sprachproduktion wird von ihm als Ursache für bessere Kommunikationsfähigkeiten bei Reagan, Clinton und Obama vermutet. Klar schätzt, dass bei Nutzung beider Gehirnhälften für Sprache Linkshänder und Beidhänder besser in der Lage sind, komplexer zu überlegen.

Michael Peters, Neuropsychologe an der University of Guelph betont, dass Linkshänder in einer auf Rechtshänder ausgelegten Welt zurechtkommen müssen, diese Anpassung könne ihnen zusätzlich geistige Fähigkeiten einbringen.

Andere Staaten[Bearbeiten]

Der amerikanische Trend ist in anderen Ländern nicht durchgängig zu beobachten.

Großbritannien: Zwar waren bzw. sind nur zwei der britischen Premierminister nach 1945, (James Callaghan und David Cameron) Linkshänder, aber mit dem Premier und Königin Elisabeth II. sind derzeit beide Staatsoberhäupter Großbritanniens Linkshänder. Über den Rechtshänder Winston Churchill wird oft fälschlicherweise behauptet, dass er Linkshänder war.

Kanada: Seit 1980 war kein kanadischer Premierminister Linkshänder.

Weblinks[Bearbeiten]

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