Griesbräu zu Murnau

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Der Griesbräu zu Murnau ist eine von zwei noch bestehenden Brauereien, die auf eine lange Tradition zurück blicken. Ursprünglich gab es in der Marktgemeinde Murnau am Staffelsee 16 verschiedene Brauereien, die alle nach einander aufgegeben wurden.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Griesbräu im oberen Markt der Gemeinde Murnau hat seinen Namen wiederholt geändert. Das erste mal findet man ihn im Jahre 1575 unter dem Namen Hutterbräu. Das Marktsteuerverzeichnis verzeichnet Melchior Hutter als damaligen Besitzer und Brauer.

Das Huttersche Braugeschlecht starb aber in rascher Folge aus, denn bereits im Jahre 1647, so vermerkt das Kriegskontributionsverzeichnis, sitzt darauf ein Georg Streicher. Die Familie Streicher war durch Einheirat auf die Braustätte gekommen. 1676 heiratete ein Egidius Streicher Agatha Hutter.

Egidius Streicher übergab schon zu Lebzeiten seinem Schwiegersohn, dem Bierbrauer Reindl Matthias, die Brauerei, als er 1702 seine Tochter Marianne geheiratet hatte. Der Brauer Reindl, der der Braustätte für längere Zeit den Namen „Reindlbräu“ gab, heiratete, nach dem Tode seiner Frau Marianne i. J. 1726, nochmals und so schritt er im Jahre 1727 mit der Bäckerstochter Gerl Rosina, die im 3. Grade blutsverwandt war, an den Traualtar.

Der alte Reindl übergab 1748 seinem Sohn Simon die Brauerei der im selben Jahr Marianne Scharff aus Eschenlohe und in zweiter Ehe 1759 die Bäuerin Therese aus Weilheim ehelichte. Simon Reindl war kein allzu langes Leben beschieden, so daß die Witwe 1762 den Brauer Banerlacher Leopold vom Kremserbräu heiratete.

Der Bierbrauer Bayerlacher Leopold hatte, wie so viele seiner Zunftgenossen, das Unglück, dass er im Jahre 1774 verbrannte. Bei dem Brand wurde fast der ganze Markt vernichtet. Die Tochter von Simon Reindl Anna bekam das Erbe und heiratete 1783 den Brauer Riedenauer Jgnatz aus Antdorf. Nach 10 jähriger Ehe starb das letzte Glied der Reindlsche Brauersfamilie und der Bierbrauer Riedenauer schritt zu einer zweiten Ehe mit der Posthalterstocher Creszentia Bayerlacher im Jahre 1794. Aus dieser Ehe stammte nur eine Tochter, Regina Riedenauer.

Als Herr Riedenauer starb, sah sich die Witwe zu einer zweiten Ehe gezwungen, der Bierbrauer Kirchmair Andreas von Farchant übernahm die Reindlbrauerei. Die Brauerseheleut Kirchmair waren äußerst tüchtige Geschäftsleute, so vermerkt es das Pfarrbuch. Herr Kirchmair ging nach dem Brand im oberen Markt im Jahre 1835, dem auch seine Braustätte zum Opfer fiel, mit aller Energie sofort daran, die Gebäude wieder auf zu bauen. Unter Kirchmair entstand der Name Griesbräu.

Der Volksmund behauptet, der Name Griesbräu entstand wegen des vielen Griessandes, der sich an der Baustätte vorfand. Ähnlich wie auch beim Angerbräu tragen beide Braustätten ihre Namen auf Grund ihrer örtlichen Lage.

Der Griesbräu, der den Straßenpassanten durch seine beherrschende Front imponiert, ist das Werk des Brauereibesitzers Andreas Kirchmair. Am unteren Treppenkopf des Stiegenhauses zur linken Seite des Einganges war die Jahreszahl der Erbauung 1836 verewigt. Auch der Griesbräukeller, der über dem Toreingang eine Steintafel mit der Inschrift trug: „Andreas und Creszentia Kirchmair haben mich erbaut“, ist ein Werk dieser tüchtigen Brauerseheleute und man staunt heute noch über die massiven Gewölbe und die zolldicken Mauern, die ohne Verwendung von Pfeilern ihre Tragfähigkeit bis heute erweisen. Solche Häuser wie Griesbräu konnten aber nur ein blühendes Braugewerbe errichten, und wer damals Geld besaß, der wollte sich durch Aufführung massiver Gebäulichkeiten entgültig vor weiterer Einäscherung schützen.

Der Griesbräu Andreas Kirchmair hatte übrigens im Jahre 1840 wiederholt ein Brandunglück erlitten. Nachts um halb ein Uhr brach in dem Oekonomiegebäude der Braustätte ein Brand aus, über dessen Entstehungsursache nichts sicheres ermittelt werden konnte. Nun erwies sich die weise Fürsorge des Erbauers des Griesbräu von großem Segen. Brannte auch das Oekonomiegebäude mit allen darin befindlichen Vorräten an Futter und Getreide gänzlich aus, so konnte doch Wohn- und Gasthaus und Brauerei gerettet werden. Die starken Mauern und Gewölbe erwiesen sich als feuersicher.

Der Griesbräu Andreas Kirchmair starb im Alter von 80 Jahren an Lungenentzündung. Die Brauerei übernahm der jüngere von den zwei Söhnen, Georg Josef, der sich im Jahre 1852 mit Brenner Maria von Huglfing verehelichte. Als aber der Griesbräu Kirchmair starb, schritt die Witwe im Jahre 1865 zu einer zweiten Ehe mit dem ettalischen Braumeister Berchthold Anton. Doch auch diesen Mann überlebte die Witwe Berchthold.

Im Jahr 1887 verkaufte Sie den ganzen Besitz an den Bierbrauerssohn Urban Josef aus Pfaffenhofen. Sie selbst zog sich als Privatiere in das Riedenauersche Haus zurück und verzog nach 3 Jahren nach München. Sie ist übrigens auch eine Mitstifterin der Maiandacht in hiesiger Pfarrkirche und hat sich so mit einem Bruchteil ihres Vermögens ein dauerndes Gedenken geschaffen. Der Griesbräu Josef Urban und seine Gattin Elise lebten 30 Jahre auf der altrenomierten Braustätte. Herr Urban baute zu dem soliden alten Griesbräukeller einer leichten Sommerkeller, dem freilich der gewaltige Föhnsturm im Jahre 1919 den Garaus machte. Herr Urban braute ein leichtes, aber süffiges Bier, ein „Weiberbier“, wie sich einmal ein Bräumeister ausdrückte.

Ein schwerer Schicksalsschlag war es für Herrn Urban, als 1916 sein Sohn Heinrich, der als Nachfolger ausersehen war, im Ersten Weltkrieg fiel. Dieser Schiksalsschlag und die ungünstige Entwicklung des Braugewerbes veranlasste ihn am 1.7.1917 den wertvollen Familienbesitz an die Thomas Aktienbrauerei zu veräußern und sich ganz in das Privatleben zurückzuziehen. Er starb am 14.01.1921.

Während der Zeit von Herrn Urban kamen die Künstler des "Blauen Reiters" nach Murnau. Gabriele Münter und Wassily Kandinsky wohnten eine Weile im Griesbräu, bis sie sich etwas außerhalb von Murnau niederließen.

Der Griesbräu war dann an das damalige Pächterehepaar Emeran Huber nach einigen Jahren verkauft worden. Dieser verkaufte vor seinem Tod den Griesbräu am 5.4.1922 an die Gastwirtseheleute Michael und Maria Gilg von Hofheim. Sie legten damit den Grundstein für die folgenden Generationen der Familie Gilg.

1951 übernahmen Sohn Michael mit seiner Frau Regina den Besitz. Sie führten die Gaststätte mit Metzgerei und dazugehörender Landwirtschaft und Fremdenzimmern. 1957 erbaute Regina Gilg das noch heute bestehende Kino mit dem Namen "Regina-Lichtspieltheater" - heute "Griesbräu-Kino". Die Metzgerei und die damit verbundene Landwirtschaft musste damals aufgegeben werden. Michael Gilg starb vor seiner Frau, die dann Theodor Bibel heiratete und den Besitz 1971 an Ihren Sohn Herbert und seiner Frau Gabriele, geb. Lautner, überschrieb.

Die Großbrauerei Hacker-Pschorr hatte zu dieser Zeit ihr Bierdepot im ehemaligen Kuh- und Ochsenstall des Griesbräus und aus dem damaligen Saal wurde das Tanzlokal "Heuboden". Sie führten den Betrieb bis 1988. Aus gesundheitlichen Gründen musste dann der Betrieb für 10 Jahre an Familie Lautenbacher verpachtet werden.

Nach dem Tod von Herbert Gilg überschrieb dessen Witwe Gabriele 1999 den Besitz an ihren Sohn Michael Gilg. Er hielt an alten Traditionen fest und eröffnete 2000 wieder die Hausbrauerei und ließ den Saal wieder aufleben. Die Fremdenzimmer wurden ausgebaut und zu einem Hotel erweitert. 2002 heiratete er Barbara Gilg, geb. Neiß und bekam mit ihr die beiden Söhne Maximilian und Florian.

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