Grabmal Familie Laaf

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Grabmal der Familie Laaf, 1995

Das Grabmal der Familie Laaf ist eine historistische Grabanlage auf dem Heißbergfriedhof Burtscheid/Aachen aus den Jahren 1914/15.

Inhaltsverzeichnis

Historie[Bearbeiten]

Ferdinand Joseph Laaf ließ nach dem Tod seiner Frau Maria, der Tochter von Henry Joseph Napoléon Lambertz, am 7. Oktober 1914, auf dem Burtscheider Heißbergfriedhof von dem Aachener Bildhauer Erich von den Driesch ein Grabmal erschaffen.

Die Galvanoplastiken standen ursprünglich direkt rechts und links neben dem überhöhten Mittelteil. Sie wurden 1973 nach außen platziert. Zu der Geschichte dieses Grabmals gehört der Einsturz der linken vorderen Blausteinmauer, in Folge einer von einer Bombe hervorgerufen Luftdruckwelle, die auf dem Heißberg-Friedhof im Zweiten Weltkrieg detonierte.

Beschreibung[Bearbeiten]

 
Grabmal Familie Laaf, Detail

Grabanlage[Bearbeiten]

Die Grabanlage Laaf befindet sich auf dem Burtscheider Heißberg-Friedhof in Flur 10, Parzelle 46, 47, 48 und hat die Maße 2,80 x 2,10 x 1,30 m. Der Grabschmuck besteht aus den drei Vollplastiken von Jesus, Maria, Johannes und einem im Flachrelief gearbeiteten Kreuz Christi auf einem Sockel, den Berg Golgota symbolisierend. Der überhöhte Mittelteil wird von seitlichen Konsolen gestützt. Die Gruftabdeckung in Form eines flachen Krüppelwalmdachs besteht aus einer polierten schwarzen Granit-Platte. Die Grabform ist zeittypisch wie das dreiteilige Marmor Grabmal der Familie Matzerath aus dem Jahr 1910 in Flur 7, Grab Nr.6, 7 auf dem Heißberg und die Grabanlage Familie Jacob Küchen von Carl Esser 1919 auf dem Aachener Ostfriedhof beweisen. Eine Vorstufe bilden das dreiteilige Grabmal mit Kreuz von 1902 der Familie Heinrich Neuhausen aus der Werkstatt Pohl und Esser und aus dem Jahr 1899 das dreiteilige Ädikula-Grabmal der Familie des Sanitätsrates Carl Hommelsheim.

Arzt- und Apothekerstab[Bearbeiten]

Ein Äskulapstab mit Lorbeerzweigen schmückt und charakterisiert das Grabmal. Dieses galvanoplastische Kunstwerk stellt eine besondere Form dar: Den Arzt- und Apothekerstab. Er versinnbildlicht nicht nur den Arztberuf von Ferdinand Laaf, sondern auch seine Ausbildung als Apotheker. Daher die Integration eines Pokals in dieses Attribut.

Zuordnung[Bearbeiten]

An der vorderen rechten Einfassungsmauer befand sich um 1914 eine Tafel mit Zuordnung. Auf der linken Seite schien das Hüttenzeichen abgebildet zu sein. Im Jahre 2008 war diese Tafel verschollen. Auf den Plinthen steht: Galvanoplastik - Hüttenzeichen: ein G zwischen zwei stilisierten Wappen und Geislingen-S.

Golgota-Gruppe[Bearbeiten]

Der Bildhauer schuf für dieses Grabmal eine historistische Golgota-Gruppe in stilisierter Renaissance, der Neorenaissance. Um Räumlichkeit zu erzeugen gestaltete von den Driesch eine Komposition mit einem kleinen Korpus und doppelt so großen Maria- und Johannes-Figuren. Das monumentale Reliefkreuz besteht aus schwarzem schwedischen Granit. Die Darstellung von Jesus versieht er mit Dreiernagelung und vertikal herabgesunkener Armhaltung: „Es ist vollbracht.“ Matthias Grünewalds Isenheimer Altar klingt bei dieser Stilisierung an. Der stilisierte Gestus Mariens könnte eine tradierte Anleihe einer gekreuzigten Venus-pudica-Geste sein, ihre Machtlosigkeit, die Jungfräulichkeit und Trauer Mariens symbolisierend. Den jugendlichen Johannes charakterisiert eine schmerzverzerrte Physiognomie mit verbittertem Mund. Die gesamte Figurengruppe ist eine stilisierte Komposition von Mosaiksteinchen tradierter Kunstwerke. Von den Drieschs Darstellung der Gesten von Maria und Johannes entspricht der Tradition der Deutschen und der Gent-Brügger Schule der Golgota-Gruppe in der Miniaturmalerei, wie sie Nikolaus Glockendon und Simon Benin wiedergeben.

Galvanoplastiken WMF[Bearbeiten]

Von den Driesch entwarf und fertigte die Gipsmodelle für die drei Figuren inklusiv der „INRI“-Tafel an. Es folgte ihr Transport zu dem 480 km von Aachen entfernten Geislingen an der Steige. Die Figuren stammen von WMF. Ihre Galvanoplastische Kunstanstalt entstand 1890 durch Übernahme der Münchener „Kunstanstalt für Galvanoplastik, vormals Klumpp & Co.“ Die Zerbrechlichkeit der Gipsfiguren veranlasste A. Klumpp zur Imprägnierung und Verkupferung der Werke. Mit Steinach, versiert in Galvanotechnik, ließ er sich 1889 die galvanische Verkupferung von Gipsmodellen patentieren. WMF verbesserte das unausgereifte Verfahren bis 1894. Nun waren auch Großplastiken herstellbar. Das Unternehmen verlagerte seine Produktion von München nach Geislingen. Die Abteilung Galvanoplastische Kunstanstalt wurde als „Galvano-Bronze“, GB, bezeichnet. Sie stellte einen separaten Bereich der WMF dar. Mit der GB versuchte WMF die Erschließung eines neuen Marktes. In der Abteilung Galvanoplastik von der Württembergischen Metallwarenfabrik WMF wurde ein Wachsmodell von den Vorgaben angefertigt. Die Oberflächen der Modelle wurden mit einem Leitmaterial entweder Silberleitlack, Pulver oder Graphit behandelt. Dabei ist zu beachten, dass ein Teil unbeschichtet bleibt. Das jeweilige Modell wird mittels Elektrolyse mit einem Metall, meist einer Kupferschicht, überzogen, galvanisiert. Das Wachsmodell wird mittels Heißbad heraus geschmolzen. Die Metallform von Innen mit Blei verstärkt und bei diesen Figuren mit Alabaster ausgefüllt. Der Metallüberzug wird zum Korrosionsschutz vernickelt. Die Figuren erhielten eine galvanoplastische Vernickelung farblich passend zu dem schwarzen Granit. 1919 war von den Drieschs Golgota-Gruppe Bestandteil des Musterbuchs der WMF neben Werken von Lambert Piedboeuf, Wilhelm Pohl und Carl Esser, u.a.[1] Ursprünglich gehörte je ein Kupferreif als Heiligenschein zu den Maria- und Johannes-Figuren. Da diese Nimben sehr instabil waren, wurden sie um 1940 abgenommen. Ein Vergleich mit der heutigen Figur zeigt wie weit nach 94 Jahren die Korrosion in Folge der Oxidationfortgeschritten ist. Der Alterungsprozess ist an der grünen Patina abzulesen. Die Umwelteinflüsse haben zur Korrosion der metallenen Oberfläche geführt. Galvanoplastiken eignen sich besonders gut zur Anfertigung von Kopien. Von den Driesch hatte seinen Entwurf mehrmals ausgeführt. Dies beweisen die gleiche Marienfigur und der gleiche Korpus jeweils als Einzelwerke verschiedener Grabmäler auf dem Vaalser Friedhof in Aachen. Die Galvanoplastik war zur damaligen Zeit eine fortschrittliche Methode schneller und mehr Kunstwerke zu schaffen. Ein Überzug ist leichter als ein Guss.

Literatur[Bearbeiten]

  • „Grabschmuck. WMF. Württembergische Metallwarenfabrik. Geislingen=St. 1919. “ Ausführliche Musterbücher über Grabschmuck, Beleuchtungs-Figuren, Brunnen- und Gartenfiguren, etc. kostenlos und portofrei. Grabschmuck, Christuskörper, Schrifttafeln, Buchstaben, Kränze, Palmzweige, Urnen, etc.“ Die Musterbücher bleiben Besitz der WMF. Gedruckt in der eigenen Druckerei mit Farben von Kart & Ebinger, GmbH, in Stuttgart. (Musterbuch WMF).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Musterbuch WMF.
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