Gott ist schuld

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Cover von Gott ist schuld.

Gott ist schuld ist der Debütroman des deutsch-israelischen Schriftstellers und Malers Oded Netivi. Das 2011 veröffentlichte Werk mit dem Originaltitel Gott ist keine Ausrede (Melzer Verlag, Neu Isenburg) erzählt die Geschichte eines verhinderten Staatsstreichs gegen einen befriedeten gemeinsamen Staat der Juden und der Palästinenser in einer fiktiven Zukunft. Das Buch aus dem Genre der Politthriller enthält viele Informationen über die Geschichte, die Kulturen und die Religionen dieser Region und versucht einen möglichen Weg zu einem friedlichen Miteinander der Völker in Nahost aufzuzeigen.

Handlung[Bearbeiten]

In einer nicht allzu fernen Zukunft herrscht im Nahen Osten endlich der seit langer Zeit ersehnte Frieden. Israel und die palästinensische Autonomiebehörde haben sich zu einem gemeinsamen Staatenbund zusammengerauft, eine Republik einzelner Regionen, nach ethnischen und religiösen Gesichtspunkten aufgeteilt. Die einzelnen, recht autonomen Distrikte haben sehr weitreichende Hoheits- und Selbstbestimmungsrechte in Angelegenheiten von Religion und Kultur. Die entsprechenden „Jerusalemer Verträge“ regeln unter anderem aber auch die verschiedenen Vorschriften über eventuelle Zusammenarbeit der ansonsten unter Länderhoheit tätigen Polizeibehörden. Bei Untersuchungen von Tatbeständen oder Verfolgung von Verdächtigen ist immer dann eine Kooperation der Sicherheitsorgane vorgeschrieben, wenn Anhaltspunkte für ein grenzübergreifendes Vergehen vorliegen. So kommt es zu einer Teambildung und Zusammenarbeit zwischen einer Polizeihauptkommissarin aus Jerusalem und einem Untersuchungsbeamten der Hauptwache von Ramallah. Die Morde nämlich, welche aufzuklären sind, entpuppen sich als eine Art Einleitung, als „Vorgeschmack“ eines riesigen terroristischen Komplotts. Mächtige Kräfte und alte Seilschaften im In- und Ausland haben großes Interesse an einer Zerschlagung des jungen demokratischen und laizistischen Staates Israel-Palästina! Sei es aus fanatischer, nationalreligiöser Unbelehrbarkeit, sei es aus strategischen, globalen oder wirtschaftlichen Interessen. So plant eine schon längst als endgültig aufgelöst geltende Organisation jüdischer Extremisten, zum Teil in Kooperation mit palästinensischen Terrorgruppen aus früheren, konfliktträchtigen Zeiten, eine Aktion, die mit größter Wahrscheinlichkeit einen Krieg zwischen allen muslimischen Staaten und dem immer noch atomar hochgerüsteten Militär des ehemaligen Israel auslösen würde. Dabei mischen Agenten einer fremden Großmacht mächtig mit ...

Figuren[Bearbeiten]

Name Eigenschaft
Nir Zipori Eine attraktive, verschlossene Kommissarin aus Jerusalem, beruflich kompetent und erfolgreich, privat von der Liebe und den Männern enttäuscht.
Hafez Chalil Ein Untersuchungsbeamter aus der Polizeiwache Ramallah, muss mit Nir Zipori die abscheulichen Verbrechen aufklären. Hierfür setzt er seine profunden Kenntnisse als Tierfreund und Naturmensch ein.
Doron und Sarith Elkajam Aus den Kreisen der nationalreligiösen Siedlerbewegung, gehören zu den Verschwörern.
Menachem Harichbi Ein Interimspolizeiminister, der zur Gruppe der Verschwörer gehört.
Mosche Ben Zion Ist der geschasste General aus der früheren Armee, gehört ebenso dazu.
Rabbiner Chanan Sternheimer Ist ein eher zweifelndes Mitglied bei den Meuterern.
Ethan Nakam Ist der „Mann fürs Grobe“ bei den Rebellen.
Selma Finkelstein Ist eine Verlegerin, die anscheinend nur aus Eitelkeit mit den Aufrührern gemeinsame Sache macht.
Professor Seligmann Er vertritt in seiner Funktion als Geheimagent eine starke fremde Macht.
Dr. Raphael Zipori Ein Universitätsdozent, früherer Ehemann von Nir, steht für die vorurteilslose, wissenschaftlich begründete Geschichte des Nahen Ostens.
Chanan Sternheimer Er war der letzte Premier des Judenstaates Israel und hat den Zusammenschluss mit den Palästinensern mit herbeigeführt.

Aufbau[Bearbeiten]

In 32 Kapiteln werden verschiedene Handlungsstränge gleichzeitig verfolgt und zum Teil miteinander verflochten:

  1. Die routinemäßige Polizeiarbeit der zwei Protagonisten. Ihre Ermittlungen und ihre Erfolge, die Hintergründe der verschiedenen Verbrechen, die nur das Ziel haben, einen Krieg auszulösen, aufzudecken.
  2. Die Aktivitäten der aus dem Untergrund agierenden Verschwörer aus den jüdischen Kreisen, ihre Motivationen und ihre Ziele.
  3. Die Anstrengungen der Umstürzler aus dem arabischen Milieu, ihre Begründungen und ihre Endzwecke.
  4. Die nur langsam sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen der jüdischen Kommissarin Nir Zipori und dem palästinensischen Untersuchungsbeamten Hafez Chalil. Eine Freundschaft, die natürlich ein Symbol für die langsam zu entwickelnde Gemeinschaft beider Völker in diesem Land ist.
  5. In allen Kapiteln laufen im Hintergrund, wie ein roter Faden, gleich zwei weitere Themen, die mit eingebunden sind: Zum einen eine recht detaillierte Beschreibung der Geschichte des Staates Israel und damit auch des tragischen Konflikts mit der ursprünglichen Bevölkerung dieses Landes. Diese wird zum größten Teil durch Dr. Raphael Zipori in seiner Funktion als Wissenschaftler vermittelt. Zum anderen die ausführliche Schilderung eines möglichen Weges zu einem gerechten Frieden, verbunden mit der Überzeugung, dass dieser möglich ist. Dieses Thema wird durch einen literarischen Kunstgriff in den Roman eingebunden. So wird eine fiktive Autobiografie des ehemaligen Ministerpräsidenten auszugsweise zitiert.

Stil[Bearbeiten]

Eingebettet in Bildern und Beschreibungen verschiedener Schauplätze von historischer Bedeutung und ästhetischem Reiz, entfalten sich nicht nur ein „Katz- und Mausspiel“ zwischen den verschiedenen Kontrahenten, sondern auch zum Teil die recht subtilen persönlichen Entwicklungen der einzelnen Protagonisten. So läutert sich der eine vom „Falken zur Taube“, ein anderer verwickelt sich in seine komplexen emotionalen Netze oder stürzt in die eigenen seelischen Abgründe ... ein charmanter, aber beziehungsängstlicher Polizeibeamter findet seinen Weg zu einer liebesenttäuschten Kommissarin ...

Verwoben mit dem Ablauf der Handlung sind jede Menge Informationen über Geschichte, Religion, Kultur und Politik der Region. Mit eingebunden wird auch veranschaulicht, wie es in jener Zukunftsvision, trotz Jahrzehnten des Hasses und des Misstrauens, letztendlich zu einem befriedigenden Zusammenleben der verschiedenen Völker im Nahen Osten kommen konnte. Denn im Grunde handelt es sich bei diesem Roman um eine Liebesgeschichte: eine zuerst zaghafte Zuneigung zwischen auch kulturell fremden Menschen, eine Hinwendung, die sich zu einer tiefen Liebe entwickelt. Eine fiktive „Zweckgemeinschaft“ zwischen zwei ursprünglich verfeindeten Völkern, die langsam in eine „Liebesehe“ mündet. Und schließlich die bedingungs- und rückhaltlose Liebe zum Frieden zwischen den Menschen schlechthin.

Kritiken[Bearbeiten]

Gleich nach Erscheinen der ersten Auflage des Romans Gott ist schuld (März 2011) gab es sehr kontroverse Reaktionen von Seiten der Leserschaft. Es waren sowohl lobende und anerkennende, wie auch kritische bis anfeindende Stimmen darunter. Die zum Teil sehr widersprüchlichen Meinungen über das Recht der Juden, einen eigenen Staat auf dem Boden des ursprünglich den Palästinensern gehörenden Landes zu errichten, spiegelten sich in der Bandbreite der Reaktionen wider. Zum einen wurde dem Autor vorgeworfen, das Existenzrecht des jüdischen Staates in Zweifel zu ziehen. Dem gegenüber lobten die Anhänger des Romans die offene, informative und sehr ausgeglichene Art und Weise, mit der der Konflikt im nahen Osten dargestellt wird.

Coverlayout und Gestaltung[Bearbeiten]

Oded Netivi hat das Coverbild des Buches unter Verwendung eines eigenen Gemäldes (Netivi ist auch Kunstmaler) entworfen.

Weblinks[Bearbeiten]

Webgalerievon Oded Netivi
Aktuelles Schaffen
Verlag
Deutsche National Bibliothek

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