Gertrud Krisam

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Gertrud Krisam (* 1897; † 1992) war eine deutsche Schneiderin.

Leben[Bearbeiten]

Gertrud Krisam war die Tochter von Peter Krisam (11. Juni 1869 – 11. August 1916) und Margarete, geb. Leineweber (13. Juli 1873 – 2. Juli 1903), beide geboren in Schöndorf bei Trier. Diese Familie wohnte seit ihrer Eheschließung im Jahre 1896 in Düsseldorf. Vorher hatte Peter Krisam im lothringischen Industriegebiet im Ort Öttingen, Kreis Diedenhofen, gearbeitet. Margarete Leineweber lebte bis 1896 in Trier. Über ihren Beruf ist nichts bekannt.

Familie Krisam wohnte zunächst in der Kölnerstraße 195 in Düsseldorf, später in der Linienstraße 43 (1902) und der Witwer Peter Krisam (1905) in der Kölnerstraße 265.

Die Kinder dieses Ehepaares, Gertrud (1897) und Josef Maximilian (1900), sind nach dem Umzug der Eltern nach Düsseldorf geboren.

Peter Krisam ist in Düsseldorf als Industriearbeiter gemeldet. Vermutlich hatte er auch in Lothringen als Industriearbeiter gearbeitet. Sein Vater Josef Krisam war in Schöndorf als Schreiner tätig. Ob Peter Krisam selbst ein Handwerk erlernt hatte, ist nicht bekannt, aber nicht unwahrscheinlich. Seine Emigration aus seinem Heimatdorf entsprach dem damaligen Zeitgeist junger Männer, die in der Industrie bessere Lebensbedingungen erwarteten, um eine Familie gründen zu können, als in einer Existenz als Kleinbauer oder Handwerker im Heimatdorf. Die Berufstätigkeit in Lothringen könnte in Verbindung stehen mit der relativen Nähe des Trierer Landes zum lothringischen Industriegebiet, das damals zu Deutschland gehörte. Abwanderer aus der Region Trier wählten damals mehrheitlich nicht das Ruhrgebiet als neuen Arbeits- und Lebensraum. Warum sich die junge Familie Krisam nicht in Lothringen ansiedelte, sondern nach Düsseldorf zog, könnte persönlicher Vorliebe entsprochen haben. Vielleicht war bereits ein Verwandter im Raum Düsseldorf tätig, der zu diesem Schritt ermutigte.

Gertrud Krisam hatte das Schneiderhandwerk erlernt und verdiente ihren Lebensunterhalt als Näherin. Gertrud wohnte in der Leostraße 63 in Düsseldorf. Aufgrund der besonderen Lebensumstände in den Hitler-Jahren hatte sie nicht geheiratet; sie war verlobt mit Justin Mittel, einem Chemiker und Vertreter der Fa. Krey & Vigener für das Rheinland und Westfalen. Weil Justin Mittel der jüdischen Religion angehörte, war sein Leben in der Nazi-Zeit bedroht. Deswegen floh er nach Belgien. Dort lebte er in einer Familie mit zwei Töchtern, von denen er eine heiratete. Justins Schwester, Bertha Mittel, gelang die Flucht nach Brasilien im Oktober 1939 mit Hilfe von Gertrud Krisam. Damit sie einen Geldbetrag, der Voraussetzung ihrer Flucht war, aufbringen konnte, hatte sie Gertrud Krisam in ihrer Näherei arbeiten lassen. Diese Tat ist deswegen sehr bedeutsam, weil zu dieser Zeit jüdische Bürger in Deutschland durch vielfältige Maßnahmen des Nazi-Regimes ausgegrenzt und um ihre Lebensgrundlage gebracht worden waren. Kontakte mit Juden waren unerwünscht. Bertha Mittel, verheiratet Flatauer, hatte nach dem Krieg von Brasilien aus zu Gertrud Krisam Kontakt gehalten. Ihr ist es zu verdanken, dass Gertrud Krisam 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde.

Quellen[Bearbeiten]

  • Augenblick. Berichte, Informationen und Dokumente der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Nr. 5, 1993 (Auszüge aus Der Augenblick-Nr.5, 1993.pdf) Foto 2: Gertrud Krisam
  • Personenseite Gertrud Krisam von Herbert Krisam, Ahnenforscher Adobe Reader, Foto 1: Gertrud Krisam
  • Genealogie Schöndorf: http://www.wgff.net/trier/Familienbuecher/Schoendorf.pdf
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