Gerd Siebecke

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Gerd Siebecke (2022)

Gerd Siebecke (* 20. September 1949 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Verleger, Autor und verantwortet die Buchprogramme des VSA: Verlages.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf[Bearbeiten]

Siebeckes Vater war Kernmacher im Metallgewerbe, die Mutter gelernte Textil verkäuferin. Ende 1952 verließ die Familie die DDR in Richtung Westberlin. Dort besuchte Siebecke in Borsigwalde von 1956 bis 1962 die Grundschule, anschließend das Humboldt-Gymnasium in Berlin-Tegel, wo er im Februar 1969 das Abitur machte. Aktiv in der 1968er-Schülerbewegung, mischte er sich in die damalige Schülermitverwaltung (SMV) ein. Parallel engagierte er sich in einer Berliner „Sozialistischen Aktionsgruppe Nord“ gegen den Vietnam-Krieg und schon damals gegen drohende Mieterhöhungen . Bereits kurz nach dem Abitur trat er während Ferienjobs zu Beginn des Studiums in die Gewerkschaft ein (ursprünglich IG Metall, später Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), heute ver.di). Aufgrund der 50-jährigen Mitgliedschaft erhielt er 2020 eine entsprechende Ehrennadel. Im Sommersemester 1969 begann er als Stipendiat der Stiftung Mitbestimmung (heute Hans-Böckler-Stiftung) ein Studium am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin, das er 1973 mit dem Diplom abschloss.

Sein Interesse an Büchern war schon im Gymnasium geweckt worden. Klaus Wagenbach hatte ihn auf Anregung seines Deutschlehrers 1967 eingeladen, an dem Lesebuch „Deutsche Literatur der 60er Jahre“ mitzuwirken. Sein Vorschlag war das Gedicht „rädelsführer“ von Hans Magnus Enzensberger und wurde aufgenommen. Das war in der Hochzeit der Studentenbewegung, von 1968, die Siebecke weiter politisiert hat. Er wollte als Student nicht nur mitdiskutieren, sondern den linken Diskurs mit eigenen Impulsen vorantreiben. Nach dem Beginn des Studiums war er von 1969 bis 1970 Sekretär der Sektion [[Politische Ökonomie an diesem Institut, der damaligen aus den 1968-Jahren entstandenen und durchgesetzten studentischen Selbstverwaltung. Als sich abzeichnete, dass es für linkspluralistische Ansätze kaum mehr Veröffentlichungsmöglichkeiten gab, gründete er mit Studierenden und Wissenschaftlern aus dem Projekt Klassenanalyse den VSA: Verlag. Das Ziel des Verlages ist die Erneuerung marxistischer Theorie und die Entwicklung nichtsektiererischer Politik. .[2]

Das gilt auch heute noch und wird ergänzt durch Veröffentlichungen zu aktuellen politischen Themen wie Ökologie, Ökonomie, Frieden, Frauenbewegung, Antifaschismus und Gewerkschaften. Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) würdigte in einem Schreiben an Siebecke anlässlich des 50-jährigen Verlags-Jubiläums sein Wirken wie folgt: "Der VSA: Verlag ordnet die Diskurse der Zeit ein, widerspricht, trägt zu Debatten bei oder lässt diese erst entstehen. [...] Es freut mich, dass Sie Ihren Autorinnen und Autoren eine geeignete Bühne bieten, auf der eine Vielfalt von Meinungen und Ansichten ihren Platz hat. Wir Leserinnen und Leser profitieren so alle davon. Die Informationen, Analysen und Denkanstöße, die in den Büchern Ihres Verlags stecken, sind ein wichtiger Beitrag, um unsere Gesellschaft offener zu gestalten, Widersprüche auszuhalten und miteinander zu reden. [... Ich] wünsche mir, dass Sie auch in den kommenden Jahren Ihren Prinzipien treu bleiben und sich Ihren Kampfgeist, Ihre Lust an Debatten und den Mut zum Widerspruch bewahren." .[3]. Im Gespräch mit der Tageszeitung Junge Welt im Jahr 2012 hatte Siebecke als einer der zentralen Einsichten aus den damaligen Erfahrungen zum Ausdruck gebracht, was Carsten Brosda in seiner Grußadresse als bis den in aktuelle Verlagsarbeit fortwirkenden Ansatz zitierte: "Nicht so zu tun, als habe die Linke schon immer gewusst, wo es langgeht."

In den letzten 50 Jahren hat der VSA: Verlag unter seiner Leitung mehr als 1.500 Bücher herausgebracht. Er gestaltete und gestaltet bis heute viele Buchtitel des Verlages und auch des Umschlags der monatlichen Ausgaben der Zeitschrift Sozialismus, hat zudem den inhaltlichen Aufbau sowie die grafische Darstellung der Webseiten beider Projekte entwickelt.[2]] Er ist einer der Redakteure des Publikationsprojektes Sozialismus. Zudem gehörte er bis zu seiner Auflösung im Jahr 2021 dem wissenschaftlichen Beirat von Attac an [4]und ist aktuell Mitglied des Beirats des Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg .

Seit dem Umzug des Verlages 1979 lebt Gerd Siebecke in Hamburg und seit 1996 dort im Schanzenviertel.[7] Er ist Mitglied des Eimsbütteler TV und vor allem des FC St. Pauli[1],, dessen Heimspiele er mit einer Dauerkarte am Millertor besucht. Entspannung findet Gerd Siebecke bei der Herstellung und dem Drucken von Holzschnitten, aber auch an Kochtopf und Herd beim Ausprobieren neuer Risotto-Rezepte oder dem Nachkochen der Kreationen von Sternekoch Vincent Klink. Die einst von diesem und Wiglaf Droste herausgegebene Zeitschrift „Häuptling eigener Herd“ vertrat die These: Ohne Hirn kein Geschmack.[2] Eigene Risotto-Rezepte hat Siebecke für Freundinnen und Freunde in einem Kochbuch mit dem Titel "risotto settimanale. 52 Rezepte für ein Risotto die Woche" zusammengestellt.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

  • Die Schanze: Galão-Strich oder Widerstandskiez? Streifzug durch ein klammheimliches Klavierviertel. VSA-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-89965-538-4.
  • mit Felicitas Weck: Lokal ankommen. Kommunale und regionale Gegen-Öffentlichkeit. VSA-Verlag, Hamburg 2013, ISBN 978-3-89965-506-3.
  • mit Joachim Bischoff, Richard Detje, Christoph Lieber, Bernhard Müller: Die große Krise. Finanzmarktcrash – verfestigte Unterklasse – Alltagsbewusstsein – Solidarische Ökonomie. VSA-Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-89965-397-7.
  • risotto settimanale. Kochbuch für 52 Rezepte für ein Risotto die Woche, Hamburg 2022
  • „Ein kämpferisches Leben für demokratische Recht & für den Sozialismus – Erinnerung an Heinrich Hannover, Zeitschrift Sozialismus 2-2023, S. 57-59

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.
  1. 1,0 1,1 Das VSA: Team stellt sich vor Gerd Siebeck auf der Verlagsseite. Abgerufen am 19. September 2019.
  2. 2,0 2,1 2,2 Mathias Thurm: Menschen in St. Georg – Gerd Siebecke, in der lachende Drache, Stadtteilzeitung für St. Georg, August 2022, S. 2
  3. Schreiben von Carsten Brosda an Gerd Siebecke am 3. November 2022.
  4. Mitglieder Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates auf attac.de. Abgerufen am 19. September 2019.