Geotechnik und Geodäsie
Die Verbindung von Geotechnik und Geodäsie ist seit etwa 2 Jahrzehnten eine für beide Disziplinen zunehmend fruchtbare Synthese:
einerseits was die theoretische Modellierung von Bewegungsvorgängen im Bereich technischer Disziplinen betrifft, vor allem
- im Tiefbau: Überwachung von Großbauwerken wie Staumauern und Brücken, bodeninduzierte Gebäudebewegungen, Setzungen im Erdboden, Sackungen am Fuß künstlicher Böschungen usw.
- im Hochbau: bautechnische Überwachung bei Errichtung von Hochhäusern, Statik und Windlast
- im Maschinenbau: Einrichtung und Stabilität großer Maschinen (Industrie, Kraftwerke usw.)
- und in der Geodynamik: lokale Erdkrustenbewegungen, Kontrollmessung an instabilen Talflanken (Hangrutschungen und Bergstürze, künftig auch Muren) sowie vorbeugende Warnsysteme für solche Ereignisse,
andrerseits zur Weiterentwicklung geeigneter Meßsysteme für alle relevanten Dimensionen -- von lokal angebrachten Dehnungsmessstreifen und elektronischen Sensoren über selbsttätige Registrierung von EDM-Distanzmessungen bis zu großräumigen Überwachungsnetzen mit automatischen Tachymetern (siehe z.B. Georobot) oder mit Satellitensystemen (GPS, GNSS, Fernerkundungs-Interferometrie).
Erste derartige Vernetzung der beiden Fachgebiete gab es in den 1980er-Jahren, beispielsweise bei der ersten GeoLIS-Tagung und ähnlichen Konferenzen zur Verbindung geotechnischer Datenbanken und zum Aufbau integrierter Geo-Informationssysteme. Als speziell geodätisch-geotechnische Fachtagung initiierten Heribert Kahmen (TU Wien) und Armin Gruen (ETH Zürich) 1999 die Kongerenz Geodesy for Geotechnical and Structural Engineering in Eisenstadt, die bereits 3 Jahre später erneut von den Professoren Wolfgang Niemeier (Braunschweig) und Günter Retscher (Wien) organisiert wurde, diesmal in Berlin. Weitere Konferenzen im deutschsprachigen Raum haben zu ähnlichen Initiativen (interdisziplinäre Tagungen, Kooperationen und Forschungsprojekte) auch in anderen Regionen geführt.
Während die Wurzeln des um 1970 etablierten Fachgebietes Geotechnik vor allem im Bereich zwischen Geologie und Bodenmechanik liege , was z.B. aus der Arbeit von Krynine und Judd, Principles of Engineering Geology and Geotechnics (McGraw-Hill, New York) um 1960 hervorgeht, ist die intensive Beziehung zur Ingenieurgeodäsie jüngerer Natur. Teilweise hat dies mit dem endgültigen Nachweis der interkontinentalen Plattentektonik und zahlreicher regionaler Krustenbewegungen durch geodätische Messungen zu tun, die weltweit auch die Koopperationen zwischen Geologen und Geodäten intensiviert haben.
Literatur[Bearbeiten]
- E.Groten, R.Strauß (Eds.): GPS-Techniques applied to Geodesy and Surveying. Lecture Notes in Earth Sciences Vol.19, Springer-Verlag 1988
- G.Gerstbach (Hsg.): GeoLIS I, Geowissenschaftliche/ geotechnische Daten in Landinformationssystemen. Geowiss.Mitteilungen Band 27, ca.250 S., TU Wien 1986
- Heinz Brandl: Geotechnik. Hochschulskriptum, 150p., TU Wien 1995
- H.Kahmen (Hsg.): Geodesy for Geotechnical and Structural Engineering. Proceedings, Eisenstadt 1999
- Univ.Timisoara: Imbunata Tirile Funciare intre Prezent si Viitor (Proceedings rumän.+engl.), Sessionen Hydrografie, Geotechnik, Topografie; Editura Politehnica, Temeschwar 2002
- 2nd Symposium on Geodesy for Geotechnical and Structural Engineering, Berlin 2002