Georg Wilimzig

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Georg Wilimzig (* 30. März 1912 in Freist, Kreis Lauenburg in Pommern) war Kriminalkommissar und SS-Obersturmführer (SS-Nr. 127146) bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). In Polen nahm er an Einsätzen eines Einsatzkommandos teil und wurde danach zum Kommandeur der Sicherheitspolizei (KdS) in Warschau versetzt. Ab 1961 wurde er Mitarbeiter beim Bundesnachrichtendienst (BND).

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten]

Er wuchs unter neun Geschwistern – acht Jungen und ein Mädchen – auf. Er besuchte vier Jahre die Grundschule und ab dem zehnten Lebensjahr das Gymnasium. Schon 1929 war er in einem NS-Führerbund organisiert. Im März 1933 legte er die Reifeprüfung ab. Vom 2. Mai bis zum 9. September 1933 nahm er an einem Lehrgang für Abiturienten teil. Anschließend betätigte er sich bei seinen Eltern als Landbriefträger, da seine Eltern eine Posthilfstelle übernommen hatten. Aus seinem Unterlagen in der NS-Zeit ergibt sich, dass er seit dem 1. November 1933 der SS angehörte. Im Juni 1934 nahm er eine Tätigkeit beim Arbeitsamt in Lauenburg auf. Ab Oktober 1934 gehörte er der SS-Verfügungstruppe in Hamburg an.

Dienst bei der Gestapo[Bearbeiten]

Am 1. Februar 1936 wurde er bei der Staatspolizeistelle in Köslin als Kriminalangestellter eingestellt. Im März 1938 erfolgte eine Versetzung nach Österreich bis Mai 1939. Nach der Absolvierung der üblichen Vorbereitungen und Prüfungen wurde er der Staatspolizeistelle Köslin als Kriminal-Kommissaranwärter (SD) zugeteilt. Im Zuge des Überfalls auf Polen gehörte er dem Einsatzkommando 2 der Einsatzgruppe IV an.[1] Danach wurde er nach Warschau zum Kommandeur der Sicherheistpolizei (KdS) abkommandiert.

Am 5 Dezember 1939 erfolgte seine Überstellung zur Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg in der Schloßstraße 1. Nach bestandener Prüfung wurde er 1940 zur Staatspolizeistelle Kassel versetzt. Bis 1945 leitete er die Referate II B, II A und das N (Nachrichten)-Referat. Weiterhin war er Angehöriger des Exekutivdienstes der Gestapo Kassel.[2]

Angehöriger im Bundesnachrichtendienst[Bearbeiten]

Nach 1945 betätigte er sich in einem zivilen Beruf. Im Jahre 1961 wurde er angeworben, wieder im Sicherheitsbreich beim BND tätig zu werden. Er wurde als Forscher in einer Außenstelle eingesetzt (unter V-16790 mit DN: Werner Hoppe, Steinsdorf)[3]. Die Vergütung seiner Tätigkeiten erfolgte als Angestellter mit einer Pauschalbesoldung.[1] Ab 1963 wurde die Organisationseinheit 85 (ORG 85)[4] im BND eingesetzt, um Mitarbeiter des BND auf ihre NS-Belastung zu überprüfen. Wilimzig wurde hoch angerechnet, dass er bei seiner Anstellung seine NS-Funktionen vollständig angegeben hatte. Es wurde ihm auch zugute gehalten, dass er eine lukrative Beschäftigung aufgegeben hat und die Initiative zur Anwerbung von der Seite des BND ausging. Bei den Gesprächen der ORG 85 soll er auch überzeugend seine "Wandlung" von den NS-Funktionen dargestellt haben.[5] Da er auch von der evangelischen Kirche akzeptiert worden sei, wurde ihm auch diese Seite seiner Persönlichkeit anerkannt. Obwohl in Erwägung gezogen wurde, ihn mit einer anderen Tätigkeit zu beschäftigen, blieb er in seiner Position. Im Jahre 1965 wurde er dann auch als Bundesangestellter übernommen.

Fürsprache des Präsidenten des BND Reinhard Gehlen[Bearbeiten]

Der Fall Georg Wilimzig eignet sich besonders, nachzuweisen, dass der Präsident des BND Reinhard Gehlen[6] von der NS-Belastung einzelner BND-Angehöriger hinreichend Kenntnisse hatte. Es ist nachgewiesen, dass sich Gehlen für Wilimzig persönlich eingesetzt hat - mit der Begründung - wegen seiner guten Leistungen und seiner Aufrichtigkeit. Es war also für Gehlen durchaus tragbar, einen Führungsoffizier der Gestapo als mehrfacher Referatsleiter der Staatspolizeistelle Kassel von 1940 bis 1945 und Angehöriger einer Kommandoeinheit einer Einsatzgruppe in Polen und des KdS in Warschau weiterhin im BND zu beschäftigen. Gehlen ausdrücklich zu Wilimzig: „Auf keinen Fall wird (Wilimzig) auf die Straße gesetzt“.

Wilimzig beendete mit dem 31. Mai 1976 als Vorruheständler den Dienst im BND.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Sabrina Nowack: Sicherheitsrisiko NS-Belastung: Personalüberprüfungen im Bundesnachrichtendienst in den 1960er Jahren (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968. Band 4). Ch. Links Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-923-0, S. 483.
  2. Die Angaben zu seinem Lebenslauf wurden aus einer PDF-Datei der CIA entnommen: Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 519bded8993294098d515354. In: Nazi War Crimes Disclosure Act Collection. CIA, 2010, abgerufen am 31. März 2017 (englisch, Im Dateinamen ist der inkorrekte Name WEBE, GERHARD angegeben).
  3. Die V-Nummer bezeichnete eine Verwaltungsnummer im BND, DN steht für Deckname, der im BND verwendet wurde, um seine wahre Identität im Dienstverkehr zu verschleiern
  4. Organisationseinheit 85 in der Wikipedia
  5. Sabrina Nowack: Sicherheitsrisiko NS-Belastung: Personalüberprüfungen im Bundesnachrichtendienst in den 1960er Jahren (= Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968. Band 4). Ch. Links Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-923-0, S. 317 f.
  6. Reinhard Gehlen in der Wikipedia
Info Sign.svg Dieser Artikel ist im Marjorie-Wiki entstanden.