Fonds für bedrohte Papageien

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Der Fonds für bedrohte Papageien (FbP, auch kurz Papageienfonds) ist ein Arbeitskreis innerhalb der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP), einer nichtstaatlichen Organisation im Bereich Artenschutz. Der Arbeitskreis unterstützt weltweit Projekte zur Erhaltung gefährdeter Papageienarten und richtet eine jährliche Tagung aus.

Geschichte[Bearbeiten]

Innerhalb der 1982 gegründeten ZGAP entstand 1989 der Arbeitskreis Papageienschutz.[1] Der Arbeitskreis war weltweit die erste Organisation, die auf die bedrohliche Situation des Spix-Ara hingewiesen hat,[2][3] der heute im Freiland ausgerottet ist. Der Arbeitskreis wurde im Oktober 1991 in Fonds für bedrohte Papageien umbenannt. Seit 1996 führt der Fonds jährlich im Herbst Tagung durch.

Artenschutz und Projektförderung[Bearbeiten]

Der Spix-Ara wurde vor wenigen Jahren im Freiland ausgerottet
Der Fonds für bedrohte Papageien unterstützt seit Jahren den Erhalt der Orangehaubenkakadus auf Sumba.

Der FbP unterstützt Projekte, die dem Artenschutz bei Papageien dienen. Bisher bei 43 Papageienarten. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Zusammenarbeit mit Artenschutzgruppen und der Bevölkerung der jeweiligen Region, um durch Kooperation und Aufklärung nachhaltig Maßnahmen zum Schutz der Arten und ihrer Habitate zu gewährleisten.

Zwei Beispiele für die Arbeit des Fonds: Bei dem Artenschutzprojekt zugunsten des Santa-Marta-Rotschwanzsittichs in Kolumbien fördert der FbP ein Projekt der kolumbianischen Stiftung Alianza para Ecosistemas Críticos. Diese sucht die enge Kooperation mit der indianischen Bevölkerung der Sierra Nevada de Santa Marta. Der endemische Santa-Marta-Rotschwanzsittichs ist dabei eine Schlüsselart der Aufklärungsarbeit über die Einzigartigkeit der Flora und Fauna des Gebirgsmassivs. Das Artenschutzprojekt schließt ein, dass alle Beteiligten als gleichwertige Partner bei der Beobachtung in den Indianerreservaten und bei der Ermittlung von Verbreitungsstrukturen, der Identifizierung von Brutgebieten und Wanderkorridoren sowie der Analyse der Bestandssituation und der Gefährdungsursachen arbeiten. Durch die Optimierung der kleinbäuerlichen Käseproduktion im Verbreitungsgebiet der Sittiche durch einen Molkereifachmann des FbP und die Etablierung eines Warenzeichen für seine Produktion wird zugleich versucht, die Habitatstruktur der Sittiche langfristig zu sichern.[4]

Die Gefährdungsursachen des Orangehaubenkakadus auf der indonesischen Insel Sumba sind anders gelagert. Die Hauptursachen sind der Rückgang von Nistmöglichkeiten und vor allem Fang und Handel, d. h. der Schwarzmarkt. Neben der Erarbeitung von Basisdaten zu Verbreitung, Dichte und der Bedeutung der einzelnen Bedrohungsfaktoren ist die Kontrolle und Überwachung des Handels eine zentrale Projektaufgabe. Es konnte erstmals eine Verurteilung von illegalen Vogelfängern erreicht werden. Parallel wurde eine Strategie zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung entwickelt, die z. B. die Besuche von Schulen mit einem aus dem Umfeld des Fonds produzierten Lehrfilm vorsieht. Da viele kleine Schulen nicht über Strom verfügen, ist so ein Film ein großes Ereignis. Lokaler Partner hier ist Birdlife Indonesia.

Weitere Beispiele für Papageienarten aus geförderten Projekten:

Über die ZGAP ist der FbP in der EAZA und IUCN vertreten. Internationale Partnerorganisationen des FbP sind die Loro Parque Fundacion, North of England Zoological Society (Chester Zoo[9]) und BirdLife International.

Tagungen[Bearbeiten]

Tagung 2009 im Vogelpark Walsrode, Am Mikrophon: Rainer Niemann und die Referentin Nicole Braun

Bei den seit 1996 durchgeführten Tagungen stehen Vorträge zu einem breiten Spektrum papageienrelevanter Themen[10] auf dem Programm. Die Überschüsse der Tagungen werden für Artenschutzprojekte verwendet. Die Tagungen finden in Verbindung mit einer Papageien- und Vogelausstellung oder in Zusammenarbeit mit einem Vogelpark oder Zoo statt.

Tagungen des Fonds für bedrohte Papageien
Jahr Ort
1999 Coburg
2000 Vogelausstellung Achern
2001 DEU-BE-LUX-Vogelschau bei Bitburg [11]
2002 Vogelausstellung Bielefeld-Senne[12]
2003 Vogelausstellung Coburg
2004 Vogelpark Walsrode
2005 Vogelausstellung Ornithea in Köln Porz,[13]
2006 NiederRheinPark Plantaria bei Kevelaer,
2007 Zoo Leipzig [14]
2008 Naturkundemuseum und Wilhelma in Stuttgart [15]
2009 Vogelpark Walsrode [16]
2010 Kölner Zoo
2011 Marlow in Zusammenarbeit mit dem Vogelpark Marlow[17]
2012 Zoo Leipzig [18]
2013 Frankfurter Zoo[19]
2014 Hauptstadtzoo in Berlin
2015 Zoo Dortmund
2016 Zoo Karlsruhe

Zusammensetzung und Aufgaben[Bearbeiten]

Der "Fonds für bedrohte Papageien" setzt sich aus Papageienexperten zusammen, die sich für den Schutz der Papageien im Freiland einsetzen. Formal gliedert er sich in eine Arbeitsgruppe, aus deren Kreis eine Entscheidungsgruppe sowie Projektbetreuer gewählt werden. Aufgabe des Fonds bzw. der Arbeitsgruppenmitglieder sind die Sichtung und Bewertung von Projektanträgen, Vorschläge von Projekten, Evaluation der Arbeit in den Projekten und die Vorbereitung und Durchführung der Tagungen. Der Arbeitsgruppe gehören zurzeit Thomas Arndt, Marcellus Bürkle, Detlev Franz, Rainer Niemann, Matthias Reinschmidt, Marion Wiegel und René Wüst (Sprecher des FbP) an.

Literatur[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. http://www.zgap.de/index.php/links-2.html
  2. Keine Chance für den Spix Ara In: Mitgliederinformation der ZGAP. Dezember 1986
  3. Paul Roth: Spix-Ara (Cyanopsitta spixii) Was wissen wir heute über dies seltenen Vögel? In: Papageien, 3/1990 4/1990, Bericht von auch mit Geldern der ZGAP 1985-1988 durchgeführten Expeditionen ins Verbreitungsgebiet des Spix-Ara
  4. Rene Wüst: Käse kontra Kahlschlag - Artenschutz in Kolumbien. In: Papageien 4/2006, S. 124–127.
  5. Niels Krabbe, Quito/Ecuador (übersetzt von Marcellus Bürkle): Das Gelbohrsittich-Projekt in Ecuador.
  6. Roger G. Sweeney (übersetzt von René Wüst) Renovierungsarbeiten am Calvin Nicholls Wildlife Complex auf Saint Vincent
  7. F. Rojas-Suarez und Anne-Marie Herrera (übersetzt von E. Spägele und J-O Heckel): Zum gegenwärtigen Bestand der Zwergamazone (Hapalopsittica amazonica) in Venezuela
  8. Britta Kunz und Dr. Michael Abs: Untersuchungen zur Bestandssituation und zur Ökologie der Ecuadoramazone (Amazona a. lilacina) in SW-Ecuador
  9. Chester Zoo - englische Wikipedia
  10. Beispiele: Papageienschutz im Freiland und Aktivitäten des Fonds aber auch Vorträge über Europäisches Erhaltungszuchtprogramme und Zuchtbücher, Zucht- und Haltungsberichte weniger gefährdeter Arten, Ernährung, tiermedizinische und biologische Themen, Berichte aus dem Freiland oder neuste Entwicklungen der Taxonomie.
  11. Volker Würth: 5. Tagung für Papageienschutzprojekte und Erhaltungsprogramme des „Fonds für bedrohte Papageien“ in Bitburg. In Papageien 12/2001
  12. Marion Wiegel: Tagung des "Fonds für bedrohte Papageien" in Bielefeld-Senne, Arbeitsgemeinschaft Papageiennetzwerk
  13. "Hyazinthara Meeting" und "Fonds für bedrohte Papageien" auf der Ornithea 2005
  14. Tagungsbericht von Rene Wüst in: Gefiederter Freund 4/2008
  15. Tagungsbericht von Rene Wüst in: Gefiederter Freund 7/2009
  16. Tagungsbericht von Rene Wüst in: Gefiederter Freund 1/2010
  17. Tagungsbericht, erscheinen in der Zeitschrift PAPAGEIEN 2/2012
  18. Tagungsbericht in der Zeitschrift Gefiederte Welt
  19. Tagungsbeschreibung - Frankfurter Zoo
  20. https://portal.dnb.de/opac.htm?method=showFullRecord&currentResultId=Esther+and+Wullschleger+and+Sch%C3%A4ttin%26any&currentPosition=3

Weblinks[Bearbeiten]

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