Finanzielle Verhältnisse Wolfgang Amadeus Mozarts

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Kurze Geld-und Währungsgeschichte des Erzstifts Salzburg[Bearbeiten]

  • Im Jahr 916 wurden in Salzburg die ersten Münzen unter bayerischer Hoheit geprägt.
  • 996 erhielt Erzbischof Hartwig (reg. 991-1023) von Kaiser Otto III. (980/983-1002) das Recht verliehen eigene Münzen zu prägen. Laufen und Friesach waren die ersten Salzburger Münzstätten. Dort ließen die Erzbischöfe regelmäßig Silberpfennige prägen.
  • 1365 wurde unter Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim (reg. 1365-1396) der erste Goldgulden geprägt.
  • 1501 errichtete Erzbischof Leonhard von Keutschach (reg. 1495-1519) die Münzstätte in der Stadt Salzburg.
    • Er ließ neben Kleinmünzen wie Heller, Pfennig und 2 Pfennig auch Batzen (= 4 Kreuzer), 10 Kreuzer, Viertel, Halbe und ganze Guldiner (= 60 Kreuzer = 240 Pfennige) prägen.
    • In Gold entstanden Dukaten und Goldgulden.
  • Bis in die Mozartzeit war das Salzburger Münzbild durch die Landesheiligen Rupert und Virgil gekennzeichnet.
  • Ab dem 16. Jahrhundert gab es Reichsmünztage. Auf diesen wurde der Geldumlauf durch Festlegung der ständigen Wechselkursabkommen zwischen den wichtigsten Münzherren (vor allem Bayern, Salzburg und Österreich) geregelt. Das war notwendig, da die Prägeherren ihre Münzen mit unterschiedlichem Feingehalt erzeugten und daher zum Beispiel ein bayerischer Dukat nie einem Salzburger Dukaten entsprach und für den Fernhandel Umrechnungstabellen erstellt werden mussten. Auf Reisen hatte auch die Familie Mozart oft Schwierigkeiten mit den Wechselkursen.
  • 1754 erfolgte der Beitritt Salzburgs zum bayerisch-österreichischen Münzvertrag (von 1750). Danach basierte die Prägung von Münzen auf dem, nach diesem Vertrag, so benannten Konventionsmünzfuß. Trotzdem waren einige Salzburger Kleinmünzen, die theoretisch nur im Erzstift im Umlauf sein sollten, auch in Bayern üblich. Sie hatten jedoch wegen ihres schlechten Silbergehalts einen negativen Ruf. Dadurch bekam man für einen Salzburger Halbbatzen im Wert von acht Pfennigen in Bayern nur fünf Pfennige, da die bayerischen Pfennige mehr Silber enthielten. Die Salzburger Großmünzen waren allerdings in Bayern und Österreich vollauf akzeptiert.
  • Fürsterzbischof Colloredo (reg. 1772-1803/12) beendete die Heiligendarstellungen auf Salzburgs Münzen und ließ auf allen Nominalen nur sein Porträt und das kombinierte Erzstifts-Familienwappen prägen.
  • Seit 1762 wurden im Habsburgerreich unter Maria Theresia Banknoten ausgegeben, in Salzburg wurden sie jedoch in dieser Zeit nicht eingeführt.
  • 1775 erfolgte unter Fürsterzbischof Colloredo in Salzburg erstmals die Ausgabe von Kupfermünzen, in Österreich hatte es diese bereits seit 1760 gegeben.
  • Die Stempel der Salzburger Münzen und Medaillen wurden von Franz Matzenkopf Vater (ca. 1710-1776) und Sohn (1738-1808) geschnitten. Diese Medailleursfamilie war von 1738 bis zu ihrer Schließung 1810 in der Salzburger Münzstätte tätig.

Wolfgang Amadeus Mozarts Finanzen[Bearbeiten]

Beim Reisen durch viele Länder hatten die Mozarts mit den unterschiedlichsten Währungen zu tun. In den Briefen der Familienmitglieder wurde oft der Aufwand des oftmaligen Umwechselns und des Umrechnens in vertraute Werte thematisiert. Es war viel umständlicher als heute.

Vater Leopold Mozart hatte sich stets um die Finanzen seiner Familie gekümmert und war deshalb mit dem Geld und den Geldsorten seiner Zeit vertraut. Auf den Reisen durch Europa lernte er die unterschiedlichsten Währungen kennen. Am 19. Juli 1763 schrieb er seinem Hausherrn Lorenz Hagenauer (1712 – 1792) aus Schwetzingen [bei Heidelberg in Deutschland]:

„Mit dem Geld ist es ganz zum erstaunen übl. schon in bruchsall nimmt man die bayr: thaler nicht anders als für 2 f 24 X. die 25.ger für 24 X etc etc: der duggaten gilt nur 5 f, die bayr: 12er will man kaum für 10 Xr haben. da doch in augsp: der duccaten für 5 f 20 bis 24 Xr kann ausgebracht werden.[1]

Als Wolfgang Amadeus Mozart nach Paris reisen wollte, erklärte ihm sein Vater am 25./26. Februar 1778 in einem Brief die diversen Geldsorten beziehungsweise Währungen anhand der Reisekosten:

„Nun kommt eine Hauptsache nämlich die Bagage! auf dem Postwagen werden für die Person mehr nicht als 15 Pfund paßiert. was darüber ist muß für iedes Pfund 6 Solis bis Paris bezahlt werden. Wenn ich nun einen Center oder 100 Pfund darüber habe, so machen die 6 Sols 600 Sols. – da nun 20 Sols ein Livre ist, so sind es 30 Livres – da 6 Livres einen Laubthaler machen, so sind es 5 Laubthaler – und da 4 Laubthaler ein Louisd´or machen, so kostet mit dem Postwagen ieder Centen oder 100 Pfund einen Louisd´or und einen Laubthaler. oder nach unserm geld den thaler zu 2 f 45 x gerechnet – 13 f 45. da nun die Musikalien sehr schwer sind, so seht ihr wohl, daß dieß sich sehr hoch belauffen würde. ich setze nun ihr hättet 2 Centen, so würde es sich auf 27 f 30, und das obige dazu genommen mit den 104 f – auf 131 f 30 Xr belaufen, ohne die Reise von Manheimm nach Strasburg, das etwa 16 Meilen beyläuftig seyn werden, die ich nicht weis, und ihr gleich erfragen könnt. Nun könnte die Sache also gemacht werden.[2]

Am 28. Februar - 2. März 1778 berichtete Leopold Mozart an seinen Sohn „Umrechnungswerte“ für Paris.

„Ich habe unsere Pariser Rechnung, da wir [1763] im Hotel de Beauvais rüe St: Antoine waren, nachgeschlagen, und gefunden daß wir alle 4 sammt dem bedienten zur Mahlzeit nur für 2 Livres und 8 Sols Essen haben bringen lassen; folglich für Mittag und Nacht 4 Livres und 16 Sols bezahlt haben. Wenn ich nun ein Livre auf 24 Xr unsers Gelds rechne, so kommt ein 6 Livres Thaler just auf 2 f 24 Xr. und das ist die bequemmste Rechnung. unser deutscher kreuzer wäre so dann nicht gar 5 Pfennig, oder vielmehr ein Sols, wäre nicht gar 5 Pfenning, und der Louisd´or, zu 4 Laubthaler, à 2 f 24 xr, wäre 9 f 36 x. wollt ihr aber den Louisdor zu 8 f rechnen, so ist ein Livre 20 xr, der Sols 1 Xr. und also der Laubthaler netto 2 f.[3]

Der Waldhornist Johann Joseph Rudolph (1730-1812) war 1778 in Versailles für den König tätig und wollte Wolfgang Amadeus Mozart eine Stelle als Organist verschaffen. Doch dieser berichtete seinem Vater, dass der Posten finanziell nicht vielversprechend sei.

„sie [die Stelle] trägt das jahr 2000 liv:res; da muß ich aber 6 Monath zu versailles leben. die übrigen 6 zu Paris, oder wo ich will. ich glaube aber nicht daß ich es annehmen werde. ich muß guter freünde rath darüber hören. 2000 liv:res ist doch kein so grosses geld. in teütscher Münze freylich, aber hier nicht. es macht freylich das jahr 83 louisd´or, und 8 liv:res, das ist, unsriges geld, 915 fl: und 45 kr:, (das wäre freylich viell) aber hier nur, 333 thaller, und 2 liv:res – das ist nicht viell. es ist erschröcklich, wie geschwind ein thaller weg ist. ich kan mich gar nicht verwundern, wenn man aus den louisd´or nicht viell hier macht, denn es ist sehr wenig. 4 so thaller, oder ein Louis, welches das nemliche, sind gleich weg.[4]

Mozart wollte reich werden. Dieses Ziel hat er bis zu seinem Tod angestrebt. Er wollte in die „High Society“ Wiens aufsteigen. Das gelang ihm finanziell jedoch nicht. Immerhin konnte er sich eine noble Wohnung und ein Reitpferd leisten. Das entspricht, auf die heutige Zeit umgelegt, einem Auto der Luxusklasse. Des Weiteren besaß er in der Mehrzahl der Wohnungen auch ein eigenes Billard-Spielzimmer.

Mozart hat schon als junger Künstler Geld verdient. Im Alter von sechs Jahren trat er 1762 in München beim bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph (1727 – 1777) auf. Sein Honorar von diesem Konzert ist nicht bekannt. Im Rahmen ihres ersten Wienaufenthalts (18. September 1762 bis 5. Januar 1763) bekamen Wolfgang und Nannerl Mozart am 15. Oktober 1762 je ein Galakleid von Kaiserin Maria Theresia überreicht. Die Familie wurde von ihr mit 100 Dukaten (= 500 Gulden) ehrenhaft beschenkt.

Der zweite Wienaufenthalt (11. September 1767 bis 5. Januar 1769) hat Leopold Mozart 160 Dukaten (= ca. 800 Gulden) gekostet. Bei Konzerten in Wiener Adelshäusern verdiente die Familie Mozart jedoch garantiert genug um die Ausgaben abzudecken.

Für freischaffende Künstler war es bereits im 18. Jahrhundert schwierig ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen. Mozart hat es geschafft. In Wien lebte er von seinen Kompositionen, von Verleger- und Aufführungshonoraren, von Akademien, seinen Auftritten als Pianist, von seinen Opern und Unterrichtslektionen. Für drei Schüler in Wien verlangte er pro Jahr 800 Gulden. Das entsprach dem Gehalt eines Oberarztes des Wiener Krankenhauses. Vater Leopold Mozart verlangte für eine Lektion 12 Kreuzer, Wolfgang 125.

Zum Vergleich:

1783 verdiente der Oberdirektor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses pro Jahr 3000 Gulden, sein Oberwundarzt 800. Der Hofkapellmeister Salieri bekam 1788 1200 Gulden Lohn. Diese Stelle ist vergleichbar mit dem eines österreichischen Generalmusikdirektors. Ein Musiker hatte je nach Können und Alter zwischen 200 und 800 Gulden Jahresverdienst. Ein Universitätsprofessor erhielt 300 Gulden, ein Schulmeister musste sich mit 22 Gulden zufrieden geben, Mozarts Dienstmädchen mit 12 (mit freier Kost und Logis).

Als Komponist, Veranstalter von Akademien, durch Konzerte etc. erzielte Mozart in Wien bis 1787 Einkünfte von ungefähr 10.000 Gulden pro Jahr, Lektionen brachten ihm weitere 900 ein, bei Auftritten in Adelshäusern hat er ebenfalls einiges verdient. Mit 500 Gulden konnte eine Familie in Wien ein Jahr lang auskommen.

Für seine Akademien mussten aber Saalmiete, Beleuchtung, Klaviertransport, das Stimmen des Klaviers und Stimmenkopiaturen (Kopien der Noten) bezahlt werden. Die Opern und Verlagswerke brachten immer nur ein einmaliges Honorar ein. Carl Bär schrieb, dass Mozart zwischen Dezember 1785 und Dezember 1791 2000 Gulden Mietzins für seine Wohnungen bezahlt hat. Seine Kleidung kostete ihn in diesem Zeitraum 2500 Gulden, die Bedienung 250 Gulden, der Frisör genau so viel, die Verpflegung 3082 Gulden, Holz und Licht 300 Gulden und die Kuraufenthalte Constanzes 500 Gulden.

Die Reisen nach Prag 1787 verbrauchten 500 Gulden, die Reise nach Berlin, diejenige nach Frankfurt/Main und die dritte Reise nach Prag insgesamt 875 Gulden.

1787 erbte er nach dem Tod seines Vaters Leopold Mozart 1000 Gulden, für ein Prager Konzert erhielt er weitere 1000 Gulden. „Don Giovanni“ brachte ihm 450 Gulden ein. Zu diesen 2450 Gulden kamen noch andere Einnahmen hinzu. Am 7. Dezember 1787 wurde Mozart zum k. k. Kammer-Kompositeur mit 800 Gulden pro Jahr bestellt. Bis 1791 verdiente er dadurch 2400 Gulden, für die er 36 Menuette und 31 Deutsche für Redouten im Großen und Kleinen Redoutensaal komponierte. Am 7. Mai 1788 brachte ihm die Wiener Aufführung des „Don Giovanni“ 225 Gulden.

In diesem Jahr begannen aber seine finanziellen Schwierigkeiten. Seinen Logenbruder Michael Puchberg bat er in Briefen bis ins Jahr 1791 um Geld. Puchberg lieh Mozart 1415 Gulden.


Warum bekam Mozart ab Mitte des Jahres 1788 große Geldprobleme?


Uwe Kraemer hat 1976 die These aufgestellt, dass Mozart Spielschulden gehabt habe. Er war ein großer Fan von Geschicklichkeits-, Glücks- und Billardspielen. Vor allem das Kartenspiel Faro (mit 52 Karten) war damals sehr populär. Seine Spielpartner dürften alle mehr Geld als Mozart selbst gehabt haben und Spielschulden zählten als Ehrenschulden. Wenn diese nicht beglichen wurden, verlor man die Akzeptanz der gehobenen und höchsten Gesellschaft und galt als Ausgestoßener. Mozart leistete sich teure Wohnungen. Er wollte in Luxus leben, der Preis war ihm egal. Ein fürstliches Haus verbrauchte 100-150.000 Gulden, ein gräfliches 20-80.000 pro Jahr. Davon war Mozarts Budget weit entfernt. Er musste auch viel Geld für gehobene Kleidung ausgeben, da seine Präsentation in der Öffentlichkeit als Künstler sehr wichtig war.


Wie lebte Mozart in Wien?


1784 kostete seine Wohnung im Trattnerhof 460 Gulden Zins. Sie bestand aus vier Zimmern, zwei Kabinetten und Nebenräumen.

Zum Vergleich:

Die Wohnung im Salzburger Tanzmeisterhaus (heute: Mozart Wohnhaus) am Hannibal- (heute: Makart-)Platz mit sieben Zimmern und einem kleinen Saal, dem noch heute bestehenden Tanzmeistersaal, kostete die Familie Mozart 90 Gulden. Damals waren die Wohnpreise in Salzburg noch deutlich geringer als in Wien. Die Mieten der beiden Städte waren nicht vergleichbar. Wolfgang Amadeus verdiente 1779 450 Gulden in Salzburg, die Wohnung kostete ihn daher nur 20 Prozent seines Einkommens. Zudem hat wohl auch sein Vater Leopold Mozart einen Teil der Miete im Tanzmeisterhaus übernommen.

Über Mozarts letzte Wohnung in der Rauhensteingasse in Wien ist Dank einer Studie des Aachener Architektenpaares Leonhard und Marianne Evertz aus dem Jahr 1980 vieles bekannt. Die Familie Mozart wohnte im 1. Stock eines großen Wiener Dreifamilien-Stadthauses in bester Lage mit Aussicht auf einen schönen Vorplatz. Das vornehme Haus hatte eine ansehnliche Fassade und ein großes Tor für Kutschen. Der Zins lag bei 330 Gulden. Zu der Wohnung gehörte vermutlich ein Anbau, in dem Mozarts Reitpferd eingestellt werden konnte. Dieses verkaufte er erst zwei Monate vor seinem Tod für 63 Gulden.

Diese letzte Wohnung Mozarts war ca. 145 m² groß und bestand aus einem Wohnzimmer (Sterbezimmer, 32,2 m²), einem Billard-Zimmer (16,91 m²), einem Musik- und Arbeitszimmer (22,01 m²), einem Schlafzimmer (28,13 m²), einer Küche (21,39 m²), einem Vorzimmer (6,26 m²), einem WC (1,20 m²), einem Gang zur Küche (3,21 m²), einem Vorraum zum Wohnraum (11,01 m²) und einer Loggia (2,57 m²). Dazu gehörten außerdem ein Keller, ein Gewölbe und eine Dachkammer. Die Wohnung, die gut aufgeteilt war, ermöglichte es Mozart, ungestört zu arbeiten. Für den Empfang von Gästen war genügend Platz vorhanden und das Wohnzimmer, Musik-, Arbeits- und Billardzimmer belegten dabei 71,21 m². Heutige Einfamilienhäuser haben oft weniger als 145 m² Wohnfläche und gut verdienende Personen können sich in Großstädten Wohnungen dieser Größenordnung oft nicht leisten. Mozart hat wohl diesen großen Freiraum benötigt um musikalische Meisterwerke zu erschaffen. Die Mär, dass der „verarmte“ Mozart eine kleine finstere Wohnung bewohnt habe, hält sich weiterhin standhaft.


Welchen Luxus konnte sich Mozart in den letzten Jahren vor seinem Tod leisten?


Er besaß teures Gewand, das ihn deutlich von einem „normalen“ Bürger unterschied. Für sein Reitpferd benötigte er eine teure Reitausrüstung. In Wien beschäftigte Mozart eine Köchin, ein Dienstmädchen (Lorl) und einen Diener (Joseph Deiner). Constanze Mozarts Kuren in Baden bei Wien waren bei weitem nicht so teuer, wie früher vermutet wurde. Auf seinen Reisen nach Prag, Dresden, Berlin und Frankfurt/Main hat Mozart immer auch Einkünfte erzielt.

Conclusio:

Mozart war kein armer Komponist. Er wohnte in einer luxuriösen Wohnung und trug teures Gewand. Er verdiente ausgezeichnet, hatte aber einen aufwändigen Lebensstil.

Er wollte mit dem Adel und der Geldaristokratie konkurrieren und die Lebensweise dieser Gesellschaft nachahmen, wodurch er in finanzielle Schwierigkeiten kam. Mozart konnte wahrscheinlich Zeit seines Lebens mit Geld nicht umgehen, wie auch seine Schwester Nannerl nach seinem Tod äußerte.


Abkürzungen:
fl = Gulden
X = Kreuzer
d = Pfennig

Münzsorten und Geldsysteme zur Mozartzeit[Bearbeiten]

Im prinzipiellen Unterschied zu heute legte im 18. Jahrhundert noch der Metallwert entscheidend den Geldwert der Münzen fest. Es wurde vom „inneren Wert“ der Münze gesprochen, der an Gewicht und Legierung gebunden war. Dieser Wert konnte zum Beispiel bei Gewichtsverlust durch Abnutzung oder illegales Beschneiden vermindert werden. Dadurch wurde auch der Geldwert der Münze reduziert. Aus diesem Grund waren speziell für Goldmünzen kleine, leicht handhabbare, Feinwaagen in Verwendung. Manipulationen der Legierung oder des Gewichts, des „Münzfußes“, bei der Produktion fanden regelmäßig statt. Das brachte die Bewertung der betroffenen Münzsorte durcheinander und änderte gleichzeitig deren Verhältnis zu den anderen Münzen der gleichen Währung.

Im 18. Jahrhundert wurde noch nicht in Dezimalwerten gerechnet. Das System für Maße, Gewichte und Währung beruhte auf Zwölfer-, Zwanziger- und anderen Stufen.

Die Münzstücke wurden dem existierenden Rechnungssystem angepasst. Bei Kursänderungen ging diese Einheit jedoch größtenteils verloren.

Mit den bekannten Werten wurde nach wie vor gerechnet, doch diese entsprachen nicht mehr dem tatsächlichen Geldwert der Münzen im Umlauf.

Namhafte Münzen wie zum Beispiel Gulden und Taler wurden zusätzlich als feste Werte in das Rechnungssystem aufgenommen. Nachdem sich ihre Münzkurse verändert hatten, war zwischen dem Gulden als Münze oder als Rechnungswert (zu 60 Kreuzer) zu differenzieren. Beim Rechnungstaler bestand ein Unterschied zum Reichstaler in specie (Speciestaler). Die Rechnungssysteme basierten hauptsächlich auf dem umlaufenden Kleingeld. Das war aber nur in einem überschaubaren Gebiet gültig und es war noch dazu von einem größeren Wertverfall betroffen. Deshalb schwankten auch die Rechnungssysteme zwischen den Währungsbereichen und stützten sich auf verschiedene Geldwerte.

Die Münzen waren in der Währung, in der sie geprägt wurden, gültig. Große Nominale waren aber häufig auch in anderen Regionen in Verwendung. Große Silber- und Goldmünzen spielten im internationalen Geldverkehr eine wichtige Rolle: die Louis d´or, Guineas und Dukaten, die Reichstaler, Laub- und Kronentaler. Fast alle dieser aufgezählten Münzen wurden in den meisten größeren Orten in lokale kleinere Münzen umgewechselt.

Teilweise dominierten diese Münzsorten den Geldumlauf in anderen Währungsgebieten, wie zum Beispiel der französische Ecu unter dem Namen Laubtaler um die Mitte des 18. Jahrhunderts in den deutschen Ländern. Am Ende des 18. Jahrhunderts stiegen die Goldpreise an. In vielen Staaten wurden daraufhin fremde Goldmünzen nicht mehr als Geld sondern als Ware betrachtet. Sie konnten gegen den Metallwert eingetauscht werden.


Wie fanden sich die Menschen zu dieser Zeit in diesem Dschungel unterschiedlichster Münz- und Rechnungssysteme zurecht, vor allem im Handel oder auf Reisen, wenn sie mit anderen Währungen zu tun hatten?


Handbücher für Kaufleute, zum Beispiel von Autoren wie Kruse, Nelkenbrecher u.a., erscheinen ständig in Neuauflagen und gaben genaue Aufschlüsse über die Gepflogenheiten an den großen Handelsorten: Rechnungs- und Münzsysteme, Beurteilung fremder Münzen, Bankvaluten, Maße und Gewichte.

Für Reisende, die derartige Bücher nicht besaßen, war das Umwechseln meistens kompliziert und häufig mit erheblichen Verlusten verbunden.

Leopold Mozart schrieb 1770, dass ihm erst im letzten Moment seine neapolitanischen „oncie d´oro“, „weil solche ausser Neapl nicht gehen“ umgewechselt wurden in „Romani; Cigliati und Zechini“.[5]

Aus Paris berichtete er 1763 über die Struktur des französischen Münzsystems, das er mit der Salzburger Gulden-Kreuzer-Rechnung verglich und vorerst die Wertdifferenz weitläufig außer Betracht ließ:

„Ich weis wohl, daß der Louis d´or mehr als 8 f: werth ist etc. allein mit dieser Rechnung komme ich besser zu recht. Ob ich den Verlust der 3 f: am louis d´or in die Ausgaab, oder in die Einnahme Rechne.[6]

Er hatte die Kosten dieser Reise genau dokumentiert und konnte so seinem Sohn Wolfgang Amadeus Mozart 15 Jahre später, als dieser ohne ihn in Paris war, genau Auskunft geben,

„daß wir alle 4 sammt dem bedienten zur Mahlzeit nur für 2 Livres und 8 Sols Essen haben bringen lassen; folglich für Mittag und Nacht 4 Livres und 16 Sols bezahlt haben. (Das entspricht dem Betrag von 24 Laubtalern pro Monat.)[7]

Die Salzburger Währung zur Zeit der Familie Mozart war auch in ganz Süddeutschland verbreitet: Man rechnete in Gulden zu 60 Kreuzer zu 4 Pfennig. Im Umlauf waren Münzen aus dem Conventionsfuß (So benannt nach der Münzkonvention von 1753 zwischen Österreich und Bayern.), egal welcher Herkunft: Conventionstaler als doppelte Gulden, Gulden und ihre Teilstücke, wie zum Beispiel 20- und 5-Kreuzer. Der Conventionsfuß fixierte, dass 20 Gulden eine Mark Feinsilber (234 Gramm) aufweisen sollten.

Zu Beginn waren Rechnungs- und Conventionsgeld im Wert gleich, nach kurzer Zeit aber nur noch in den Kernländern der Habsburgermonarchie. In Süddeutschland wollte man sich nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) von den schlechteren Kleingeldsorten lösen und musste im Handel und während der Übergangszeit den 24-Gulden-Fuß akzeptieren.

Dort waren danach alle Konventionsmünzen, die auch nachher geprägt wurden, 20 Prozent mehr wert als ihr Aufdruck anführte. Zum Beispiel galt das Salzburger 5-Kreuzer-Stück in Salzburg 6 Kreuzer, aber in Wien wurde es für 5 Kreuzer der Wiener Währung akzeptiert.

In Süddeutschland bis über den Main hinaus rechnete man in Gulden und Kreuzer, die nördlicheren Regionen jedoch in Taler und Groschensorten.

Alles in allem waren die Währungen mit ihrer Vielfalt an Münzen und Rechnungswerten auf den Reiserouten der Familie Mozart zwischen London und Neapel, zwischen Paris, Wien und Berlin schwierig zu durchschauen. Ein reisender Künstler mit wenig Begleitung war abhängig von der Hilfsbereitschaft neuer Freunde und dem Geschick seines Dieners beim Geldwechsel. Die Herausforderung bestand darin, die nicht konvertierbaren Münzen ohne großen Nachteil gegen verwendbare Sorten umtauschen zu können.

Das Reisen ist heute um einiges einfacher. In jeder Bank kann man Geld in fremde Währungen eintauschen. Das Dezimalsystem ist in allen Währungen üblich. Im 18. Jahrhundert war das mit uns heute nur noch schwer vorstellbaren Schwierigkeiten verbunden.

Literatur[Bearbeiten]

Rudolph Angermüller, „Auf Ehre und Credit“ Die Finanzen des W. A. Mozart, in: Rudolph Angermüller, Auf Ehre und Credit. Die Finanzen des W. A. Mozart (Ausstellung der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, der Staatlichen Münzsammlung München und der Bayerischen Vereinsbank), München 1983, S. 1-16.

Rudolph Angermüller, Ehre, Ruhm und Geld. Die Finanzen Mozarts, in: Mozart. Bilder und Klänge (6. Salzburger Landesausstellung in Schloss Klessheim Salzburg, 23. März bis 3. November 1991), Salzburg 1991, S. 348-351.

Carl Bär, „Er war … - kein guter Wirth“ Eine Studie über Mozarts Verhältnis zum Geld, in: Acta Mozartiana 25 (1978), Heft 2, S. 30-53.

Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (gesammelt und erläutert), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, (Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg), Bd. I 1755-1776, Kassel u. a. 2005.

Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, (Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg), Bd. II 1777-1779, Kassel u. a. 2005.

Günther G. Bauer, Mozart. Geld, Ruhm und Ehre, Bad Honnef 2009.

Leonhard Evertz/ Marianne Evertz, Mozarts Sterbehaus. Seine letzte Wohnung: eine soziologische Betrachtung, Aachen 1980.

Wolfgang Heß, Münzsorten und Geldsysteme zu Mozarts Zeiten, in: Rudolph Angermüller, Auf Ehre und Credit. Die Finanzen des W. A. Mozart (Ausstellung der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, der Staatlichen Münzsammlung München und der Bayerischen Vereinsbank), München 1983, S. 16-21.

Wolfgang Heß, Münzsorten und Geldsysteme zu Mozarts Zeiten, in: Mozart. Bilder und Klänge (6. Salzburger Landesausstellung in Schloss Klessheim Salzburg, 23. März bis 3. November 1991), Salzburg 1991, S. 124-127.

Uwe Kraemer, Wer hat Mozart verhungern lassen? In: Musica 30 (1976), Heft 3, S. 203-211.

Peter Macho, Geld, in: Gerhard Ammerer/Rudolph Angermüller u.a. (Red.), Salzburger Mozart Lexikon, Bad Honnef 2005, S. 136-138.

Christoph Mayrhofer/ Günther Rohrer (Hg.), Tausend Jahre Salzburger Münzrecht. (Salzburg Archiv 21 – Schriften des Vereines „Freunde der Salzburger Geschichte“ und Salzburger Numismatische Gesellschaft, Sonderpublikation Nr. 2), Salzburg 1996.

Aktuelle Ausstellung[Bearbeiten]

Im Museum „Die Bachschmiede“ in Wals-Siezenheim (Vorort von Salzburg) wird von 30. Oktober 2010 bis 2. Oktober 2011 die Ausstellung „Vom römischen Denar zum Euro. 2000 Jahre Geld in Salzburg und im benachbarten Bayern.“ gezeigt. Im Sommer 2011 wird dazu, laut mündlicher Auskunft im Museum, ein Ausstellungskatalog veröffentlicht werden.

http://www.diebachschmiede.at/de/museum-3/vom-roemischen-denar-zum-euro-99.htm - Die Bachschmiede, abgerufen am 23. Februar 2011.

Weblinks[Bearbeiten]

http://blogs.salzburg.com/mozart2006/2005/12/wie_reich_und_w.html - Salzburger Nachrichten, abgerufen am 23. Februar 2011.

http://www.oenb.at/de/ueber_die_oenb/geldmuseum/oesterr_geldgeschichte/konventionsmuenzen/reform_und_krise.jsp - Österreichische Nationalbank, abgerufen am 23. Februar 2011.

http://homepage.univie.ac.at/michael.lorenz/mozarts_last_residence/ - Universität Wien, Mozarts letzte Residenz, abgerufen am 23. Februar 2011.

http://bildungs.tv/bildungsthemen/diskussionsrunden-und-gespraeche/2081/interview-guenther-bauer - Video-Interview mit Günther Bauer, abgerufen am 23. Februar 2011.

http://www.schwaebische.de/leben/kultur/theaterwelt_artikel,-Mozart-verschwenderisch-mit-Geld-und-Genius-_arid,4078124.html - Interview mit Günther Bauer, abgerufen am 23. Februar 2011.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Brief Nr. 56 Leopold Mozart an Lorenz Hagenauer, Salzburg, in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (gesammelt und erläutert), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, (Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg), Bd. I 1755-1776, Kassel u. a. 2005, S. 81, Zeile 80-84.
  2. Brief Nr. 430 Leopold Mozart an Frau und Sohn, Mannheim, in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, (Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg), Bd. II 1777-1779, Kassel u. a. 2005, S. 302, Zeile 138-151.
  3. Brief Nr. 433 Leopold Mozart an Frau und Sohn, Mannheim, in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen, Bd. II 1777-1779, Kassel u. a. 2005, S. 312, Zeile 68-78.
  4. Brief Nr. 449 Maria Anna Mozart an ihren Mann, Salzburg, Nachschrift Mozarts in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen, Bd. II 1777-1779, Kassel u. a. 2005, S. 358, Zeile 104-113.
  5. Brief Nr. 193 Leopold Mozart an seine Frau, Salzburg, in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen, Bd. I 1755-1776, Kassel u. a. 2005, S. 365, Zeile 57-59.
  6. Brief Nr. 73 Leopold Mozart an Lorenz Hagenauer, Salzburg, in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen, Bd. I 1755-1776, Kassel u. a. 2005, S. 115, Zeile 83-86.
  7. Brief Nr. 433 Leopold Mozart an Frau und Sohn, Mannheim, in: Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch (ges. und erl.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen, Bd. II 1777-1779, Kassel u. a. 2005, S. 312, Zeile 70-72.

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