Falscher Prophet
Falscher Prophet ist ein theologischer Terminus der in den drei "Schriftreligionen" (Judentum, Christentum, Islam) verwendet wird, allerdings nicht immer in simultaner Bedeutung. Vordergründig wird damit jemand bezeichnet, der schon einmal (oder mehrmals) etwas vorherprophezeit hat, dass nicht eingetroffen ist. Die eigentliche Wurzel (die sich im Christentum sogar im Antichristen wiederfindet) besteht aber in einer anmassenden Handlung als Sprachrohr oder Stellvertreter Gottes.
Ursprung im Judentum[Bearbeiten]
Erstmalig wird auf den Terminus "Falscher Prophet" im Pentateuch, im 5. Buch Mose (Dtn 18,9-22, insb. Verse 20 und 22 EU), Bezug genommen:
- "Jedoch der Prophet, der sich anmasst, einen Spruch zu reden in meinem Namen, den ich ihm nicht aufgetragen habe - oder der im Namen anderer Götter redet: Derjenige Prophet muss gewiss sterben. - Wenn der Prophet im Namen JHWHs redet - und es ist nicht DIE SACHE oder sie trifft auch nicht ein: Es ist ein Wort, das JHWH nicht geredet hat, mit Anmassung hat der Prophet geredet: Du darfst dich nicht von ihm zurückschrecken lassen."
Der Kontext lässt klar erkennen - aber auch die Formulierungen "die Sache" oder "im Namen anderer Götter" oder "nicht zurückschrecken lassen" - dass es sich bei diesen Anweisungen an Israel in erster Linie um die rechtmässige Nachfolge von Moses als Mittler des Sinaibundes handelt; die Prophetie Israels die uns überliefert ist, ist daher auch höchstgradig messianisch, und nicht auf kurzfristige Effekte abzielend.
Bedeutung im Christentum[Bearbeiten]
Jesus, der als Messias auftrat und daher auch oftmals auf die jüdisch/messianische Prophezeiung Bezug nahm nimmt den Begriff "Falscher Prophet" (auch in der Mehrzahl) wieder auf ((Mt 24,11.24 EU) sowie (Mk 13,22 EU)) und bringt sie ebenfalls als "falsche Christuse" bzw. "Messiase" in einen ähnlichen Zusammenhang wie schon Moses es seinerzeit tut. Andererseits nimmt Jesus auf Begebenheiten der Königszeit in Israel Bezug, wenn der davon redet, dass die "falschen Propheten" oft Handlanger der Oberschicht und des Adels waren (Lk 6,26 EU). Auch die Frage der Peruschim an Johannes den Täufer (Joh 1,21 EU), ob er Elia (aus dem Propheten Malachi) sei oder DER Prophet (mit dem bestimmten Artikel eindeutig aus Deuteronomium entlehnt) macht deutlich, dass religiöse Menschen des Judentums im 1. Jahrhundert die Erfüllung dieser eindeutig messianischen Vorhersage erwarteten. In den Briefen der Apostel wird der prophetische Aspekt weitestgehend durch die Hochverratsanklage ersetzt, der "Falsche Prophet" wird zum "Antichrist" In der Johannes-Apokalypse erscheint wieder "Der Falsche Prophet", diesesmal als Symbol für alle Verräter und Verführer, das im Feuersee bestraft wird. Der Weg zur (unchristlichen) Verdammung aller verdächtigen Subjekte ist daher auch kaum verwunderlich und es wird seit Luthers Zeit (zum Teil auch schon früher) verschiedentlich sogar das römisch katholische Papstum mit diesen Figuren identifiziert.
Bedeutung im Islam[Bearbeiten]
Der Prophet Muhamad sieht sich selbst als Wiederhersteller und Beleber der wahren Frömmigkeit, die er Islam nennt. In der Oase Yathrib, wo er auf der Flucht aus Mekka auf drei namentlich erwähnte jüdische Stämme traf, wird ihm auch die Bedeutung von "Falscher Prophet" nahe gebracht worden sein - Mancheiner hat es nicht überlebt. In Sure 3 Vers 79 warnt der Schreiber jeden Propheten davor (also auch sich selbst) sich an Allahs Statt zum Götzen zu erheben - und schliesst damit den Bogen rund um den "Falschen Propheten".