Fakultät für Informatik der Technischen Universität Dortmund

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Fakultät für Informatik, Technische Universität Dortmund
Gründung 1972
Ort Dortmund
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Land Deutschland
Dekan Prof. Dr. Gabriele Kern-Isberner
Website Fakultät für Informatik der TU Dortmund

Die Fakultät für Informatik der TU Dortmund (Technische Universität Dortmund) gehört zu den großen Informatik-Fakultäten und bietet ein breites fachliches Spektrum in der Informatik-Ausbildung und Forschung an. Die Fakultät war eine der ersten universitären Informatikeinrichtungen in Deutschland überhaupt. Neben der Informatik in Kaiserslautern war der Dortmunder der einzige der Gründungsfachbereiche des Fakultätentags, der an einer der in den sechziger Jahren neugegründeten Universitäten eingerichtet wurde.

Geschichte[Bearbeiten]

Gründung der Informatik-Abteilung[Bearbeiten]

Nur kurze Zeit nach Gründung der Universität Dortmund am 16. Dezember 1968 beginnt eine äußerst stürmische Entwicklung für die Gründung einer eigenen Abteilung für Informatik und für eine Ausbildung in einem Informatik-Studiengang, die entscheidend von einem Mitglied des Senats der Universität, Professor Frank Münnich, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, vorangetrieben wird. In einem Vermerk des Aufbaustabs der Universität vom 31. März 1969 wird zum ersten Mal ein Studiengang Informatik mit 35 Anfängern und einem Endausbau von 175 Studierenden erwähnt. In der Beantwortung eines Schreibens wird dem (damals zuständigen) Kultusministerium am 24. Juli 1969 mitgeteilt, dass drei neue Abteilungen, eine davon Informatik, an der Universität Dortmund vorgesehen seien.

Eingang in die Diskussionen des Senats der Universität, der damals nahezu wöchentlich und häufig bis nach 23 Uhr tagte, findet das Thema Informatik dennoch erst in der 6. Sitzung am 11. September 1969, und zwar offensichtlich im Bemühen, von anderen Gremien bereits getroffene Entscheidungen nachzuvollziehen. Die Frage eines Senators, warum die Informatik den Natur- und nicht den Sozialwissenschaften zugeordnet werden solle, beantwortet Prof. Münnich mit der Forderung nach einer eigenen „Abteilung Informatik“ anstelle eines „Center für Informatik und EDV“. Der beabsichtigte Studiengang solle den Abschluss „Systemanalytiker“ tragen. Eine Abstimmung über die Organisationsstruktur in der o.g. Alternative findet nicht statt.

Nur wenige Tage später wird in der darauffolgenden 7. Sitzung des Senats ein Strukturkonzept mit 6 Lehrstühlen für Mathematische und elektrotechnische Grundlagen (Theorie mathematischer Maschinen, Schaltalgebra, Informationstheorie, Nachrichtentechnik) und Anwendungsbereiche (Symbolische Sprachen, Dokumentation, Systemanalyse, Kybernetik - Simulation) bei 35 Studienanfänger(inne)n und einem Endausbau von 175 Studierenden diskutiert. Ein Informatikgebäude soll 1978 bezugsfertig werden.

Besondere Bedeutung erhält die 10. Senatssitzung vom 16. Oktober 1969. Zunächst berichtet der Rektor, dass das Kultusministerium einen großen Bedarf für einen Informatik-Studiengang sehe und daß einem derartigen Studiengang in Zukunft große Bedeutung zukommen werde. Allerdings solle die Universität bis 27. Oktober 1969 weitere Informationen mit Erfahrungen anderer Hochschulen aus Deutschland, Europa und aus außereuropäischen Ländern vorlegen. Danach berichtet in dieser Sitzung Prof. Münnich, er habe gerüchteweise vernommen, dass ein Sachverständigenausschuss des Bundesforschungsministeriums eine Vorlage zur Bereitstellung von Stellen und Mitteln für Geräte zur Errichtung von Lehrstühlen für Informatik erstellt habe. Es würden 80 Lehrstühle eingerichtet, die 5 Jahre vom Bund finanziert würden, unter der Voraussetzung, dass sie nach Ablauf der fünf Jahre von dem jeweiligen Land übernommen würden. Zu diesem Zweck sei kürzlich auch die Gesellschaft für Informatik gegründet worden, in der sich alle Lehrstuhlinhaber auf diesem Gebiet zusammengeschlossen hätten. Weitere Entscheidungen fallen in dieser Sitzung nicht.

In der 12. Senatssitzung am 6. November 1969 wird auf einen Dringlichkeitsantrag von Prof. Münnich beschlossen, einen Gründungsausschuss Informatik mit drei Mitgliedern einzurichten, der die Vorarbeiten für die Gründung einer eigenen Abteilung übernehmen solle. Die Dringlichkeit wird zum einen mit der außerordentlich günstigen Möglichkeit zur Finanzierung der Lehrstühle durch das Programm der Bundesregierung begründet, zum anderen auch mit dem absehbaren Engpass an Lehrkräften, da an einer Reihe von Hochschulen Informatik-Institute im Aufbau seien. Den Vorsitz des Gründungsausschusses übernimmt der neu an den Fachbereich Mathematik berufene Prof. Manfred Reimer, der ebenfalls mit allen Kräften die Entwicklung des Fachbereichs vorantreibt und von diesem Zeitpunkt an die entscheidende Kraft für die Etablierung der Abteilung von der Entwicklung struktureller Vorstellungen bis zur Besetzung der ersten Professuren ist.

Nur vier Monate nach den ersten Diskussionen um die Einführung einer Abteilung Informatik werden in der 20. Sitzung des Senats am 15. Januar 1970 im Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 1971 erstmals Mittel für die Abteilung Informatik vorgesehen. Ein Antrag von Prof. Münnich, die Informatik jetzt aufzubauen, da in Berlin, Karlsruhe und Saarbrücken Habilitationen für dieses Fach durchgeführt würden und in drei Jahren die Nachfrage nach qualifizierten Forschern nicht mehr zu befriedigen sei, wird beschlossen.

In den darauffolgenden Monaten werden der Strukturplan überarbeitet und die Ausschreibungen der ersten Lehrstühle vorbereitet. In einem Strukturplan des Senatsausschusses vom Juli 1970 werden 14 Lehrstühle vorgesehen, die dann im Strukturplan III der Universität auf 11 reduziert wurden. Als Fachgebiete der Lehrstühle werden die klassischen Gebiete Algebraische Strukturen, Analytische Strukturen, Numerische Algorithmen, Automatentheorie, Formale Sprachen, Betriebssysteme, Programmiersysteme, Kontrolltheorie, Elektronische Schaltelemente, Statistik (Informationstheorie) und Simulation vorgeschlagen. Die Informatik wird dabei als eine fächerverbindende Grunddisziplin mit starken Wechselwirkungen mit den naturwissenschaftlichen, den ingenieurwissenschaftlichen und den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fächern gesehen.

Nachdem mit der Besetzung von drei Professuren die Bedingung zur Gründung einer Abteilung an der Universität im Laufe des SS 1972 erfüllt war, genehmigt das Wissenschaftsministerium die Gründung der Abteilung Informatik am 25. September 1972. Die Vertreter für die 1. Abteilungsversammlung Informatik werden in einer Vollversammlung am 24. Oktober 1972 gewählt (Professoren Volker Claus, Bernd Reusch, Lutz Richter; wiss. Mitarbeiter Otthein Herzog, Arno Zeyn; Studierende: Hans-Jürgen Kugler, Heinz G. Drews; wahlberechtigt waren 3 Professoren, 7 wiss. Mitarbeiter und 58 Studierende).

Als offizieller Gründungstermin der Abteilung Informatik gilt die konstituierende Sitzung der ersten Abteilungsversammlung am 8. November 1972 mit der Wahl von Volker Claus zum Dekan und Bernd Reusch zum Prodekan. Damit ist die Aufgabe des Gründungsausschusses unter dem Vorsitz von Herrn Reimer erfolgreich abgeschlossen und die Abteilung Informatik beginnt, die Informatik-Forschung und Lehre in die Realität umzusetzen.

Die Dortmunder Besonderheit: Projektgruppen[Bearbeiten]

Von Anfang an wird in den Dortmunder Konzepten zum Informatikstudium der Wille zur Veränderung traditioneller Lehrformen erkennbar. In der ersten Studienordnung wurde beispielsweise formuliert:

„Es besteht die Frage, ob die traditionelle Art der Ausbildung (Vorlesungen, Übungen,Praktika, Seminare) im Fach Informatik zu einem berufsqualifizierenden Abschluß führen kann. Bei der bisherigen Ausbildung werden gerade für die Informatik wichtige Ausbildungsziele (wie die Fähigkeit, praktische Probleme zu analysieren und richtig in die Theorie einzuordnen, oder die Methoden zur Bearbeitung von Problemen, die nur von sehr vielen Personen in Zusammenarbeit in Angriff genommen werden können) nicht genügend berücksichtigt. Die Abteilung Informatik wird sich bemühen, neue Formen des Studiums zu entwickeln und zu erproben.“

Ergebnis langer Diskussionen um die Ausgestaltung der Wege zum Erreichen dieser Ziele ist das Konzept der Projektgruppen. In einer Projektgruppe bearbeiten 8–12 Studierende ein Jahr lang gemeinsam mit in der Regel zwei Betreuern ein Problem aus der Informatik. Dieses Problem soll bewusst so gestellt sein, dass es nur in gemeinsamer Arbeit mit dem Zwang zur Arbeitsteilung, Absprache und Kooperation gelöst werden kann. Ziel der Projektgruppen ist es von Beginn an, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, selbständiges wissenschaftliches Arbeiten einzuüben und die sogenannten außerfachlichen Qualifikationen wie Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsfähigkeit zu erwerben.

Die erste Projektgruppe mit dem Titel „LR(k)-Analysator“ wird von Reinhard Zumkeller und Volker Claus im Wintersemester 1972/73 durchgeführt. Im Studienjahr 1973/74 folgen die Projektgruppen „Schachprogrammierung“ von Hagen Huwig und „Mikroprogrammierung“ von Arno Zeyn; damit gehört diese Lehrveranstaltungsform endgültig zum Standard der Informatikausbildung in Dortmund.

Lehrstühle[Bearbeiten]

  • Theoretische Informatik
    • Informatik I
      • Logik in der Informatik (Prof. Dr. Thomas Schwentick)
      • Information Engineering (Prof. Dr. Gabriele Kern-Isberner)
      • Theorie der Datentypen (Prof. Dr. Peter Padawitz)
    • Informatik II
      • Effiziente Algorithmen und Komplexitätstheorie (Prof. Dr. Ingo Wegener, †)
      • Komplexitätstheorie und Effiziente Algorithmen (Prof. Dr. Christian Sohler)
  • Praktische Informatik
    • Informatik III
      • Betriebssysteme und Rechnerarchitektur (Prof. Dr. Horst F. Wedde i.R.)
    • Informatik IV
      • Modellierung und Simulation (Prof. Dr. Peter Buchholz)
      • Rechnernetze und verteilte Systeme (Prof. Dr. Heiko Krumm)
    • Informatik V
      • Programmiersysteme (Prof. Dr. Bernhard Steffen)
    • Informatik VI
      • Informationssysteme und Sicherheit (Prof. Dr. Joachim Biskup)
    • Informatik VII
      • Graphische Systeme (Prof. Dr. Heinrich Müller)
    • Informatik VIII
      • Künstliche Intelligenz (Prof. Dr. Katharina Morik)
  • Angewandte Informatik
    • Informatik X
      • Software-Technologie (Prof. Dr. Ernst-Erich Doberkat)
    • Informatik XI
      • Algorithm Engineering (Prof. Dr. Petra Mutzel)
      • Bioinformatik für Hochdurchsatztechnologien (Prof. Dr. Sven Rahmann)
      • Computational Intelligence (Prof. Dr. Günter Rudolph)
      • Grundlagen und Vermittlung der Informatik (Prof. Dr. Jan Vahrenhold)
    • Informatik XII
      • Technische Informatik und Eingebettete Systeme (Prof. Dr. Peter Marwedel)
      • Mustererkennung in Eingebetteten Systemen (Prof. Dr. Gernot Fink)
      • Eingebettete Systemsoftware (Prof. Dr. Olaf Spinczyk)
    • Informatik XIII
      • Dienstleistungsinformatik (Prof. Dr. Dietmar Jannach)
    • Informatik XIV
      • Software Engineering mit dem Schwerpunkt Entwicklung evolutionsfähiger Software und Systeme (Prof. Dr. Jakob Rehof)
      • Software Engineering (Prof. Dr. Jan Jürjens)
  • Kooptation
    • IT und Medienzentrum, TU Dortmund

Studiengänge[Bearbeiten]

  • Bachelor Informatik
  • Bachelor Angewandte Informatik
  • Bachelor Lehramt Informatik
  • Master Informatik
  • Master Angewandte Informatik
  • Diplom Informatik
  • Diplom Angewandte Informatik

Ehren-Promotionen[Bearbeiten]

Die Fakultät für Informatik hat den folgenden drei Wissenschaftlerpersönlichkeiten für ihre herausragenden Leistungen die Ehrendoktorwürde verliehen:

  • Konrad Zuse
  • Lotfi A. Zadeh
  • Juris Hartmanis

Ehrungen von Fakultätmitgliedern[Bearbeiten]

  • Konrad-Zuse-Medaille für Prof. Dr. Ingo Wegener
  • Ehrendoktorwürde der Universität Niš, Serbien, für Prof. Dr.-Ing. Claudio Moraga
  • Ehrendoktorwürde der University of Birmingham für Prof. em. Dr.-Ing. Hans-Paul Schwefel
  • Ernennung von Wim Martens als Mitglied des Jungen Kollegs der Akademie der Wissenschaften NRW

Weblinks[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Burkhard Dreher, Hans Pärli: Informationstechnik in Dortmund. Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund, 1988
  • Volker Claus: Gedanken zur Ausbildung in Informatik. Grüne Reihe 2/74, Fachbereich Informatik, Universität Dortmund, 1974
  • Hochschuldidaktische Gesprächsrunde: Das Projektstudium an der Abteilung Informatik - Materialien Grüne Reihe 84/79, Fachbereich Informatik, Universität Dortmund, 1979

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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