FAV Rheno-Guestfalia

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Wappen Karte
Wappen fehlt
Göttingens Lage in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Universität: Georg-August Universität Göttingen
Gründung: 2. Mai 1927
Verband: CV
Eintritt in CV: 1927
Kürzel: R-GM!
Farben: grün-weiß auf schwarzem Grund
Wahlspruch: Pro Deo et Patria!
Adresse: Herzberger Landstr.3
37085 Göttingen
Website: [1]


Die Forstakademische Verbindung (FAV) Rheno - Guestfalia (Hann. Münden) zu Göttingen ist eine 1927 in Hannoversch Münden gegründete katholische, nichtschlagende Studentenverbindung. Sie ist Mitglied im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) und im Mündener Convent forstakademischer Verbindungen (MC).

Geschichte[Bearbeiten]

Geschichte bis zur Gründung[Bearbeiten]

Der preußische König Wilhelm I. gab mit der Allerhöchsten Kabinettsorder vom 22. November 1867 die Anordnung in Hannoversch. Münden eine Forstliche Hochschule zu gründen. Diese wurde unter dem Oberlandforstmeister von Hagen im Jahre 1868 als Königlich Preußische Forstakademie Hannoversch Münden für den Lehrbetrieb feierlich eröffnet. Sie sollte der Ausbildung des forstlichen Nachwuchses in Preußen dienen, hatte dieses doch nach dem Krieg gegen Österreich neben Schleswig-Holstein auch das Königreich Hannover, das Herzogtum Nassau und das Kurfürstentum Kassel (Hessen-Kassel) dem preußischen Staat einverleibt und so einen Flächenzuwachs von fast 5 Millionen Morgen Wald (1,25 Mill. ha) zu verzeichnen. Die bis zu diesem Datum einzige forstliche Ausbildungsstätte Preußens, die Forstakademie zu Neustadt-Eberswalde, hätte den Zustrom von Forststudenten aus den neu erworbenen Gebieten nicht bewältigen können, deshalb wurde eine Neugründung im Westen des expandierenden Preußens für notwendig erachtet. Nach einer Jahrzehnte dauernden Erörterung der Frage "Universität oder Akademie?" (die Forstakademie hatte weder Promotions- noch Habilitationsrecht) wurde die Akademie durch die Regierung des Freistaates Preußen am 1. April 1921 schließlich zur Forstlichen Hochschule erhoben. Von nun an konnten die Studenten nach dem Erreichen des Examens eine Promotion und Habilitation anstreben. Die Forstliche Hochschule war damit einer Universität im Hinblick auf die möglichen Studienabschlüsse gleichgesetzt. Mit der Umwandlung der Akademie in eine Universität war nun auch der Weg zur Gründung einer katholischen Forstverbindung unter dem Dachverband des CV frei. Die schwere wirtschaftliche Lage der frühen 20er Jahre ließ eine Gründung jedoch noch nicht zu. Jedoch bestand ab 1920 der "Grüne Tisch", eine akademische Tischgesellschaft, deren Mitglieder fast ausnahmslos Studenten des CV und des KV waren und die als direkter Vorgänger der Rheno - Guestfalia gilt.

Gründung und Zeit bis zum 2. Weltkrieg[Bearbeiten]

Die Rheno - Guestfalia wurde am 2. Mai 1927 auf Initiative des preußischen Beamten und Politikers der Zentrumspartei Christian Blank gegründet und war somit die erste katholische Studentenverbindung in Hann. Münden. Die Gründungsfeier fand im Gasthaus "Bergschlößchen" statt, welches auch aus Ermangelung eines eigenen Verbindungshauses in den kommenden Jahren, bis zur Verlegung des Verbindungsbetriebs in das Gasthaus "Schmucker Jäger", als Tagungsort diente. Bereits Mitte Mai 1927 erhielt die Verbindung die damals übliche Genehmigung durch das Rektorat der Hochschule. Das Publikationsfest fand am 26. Juni 1927 statt. Die in der Zwischenzeit georderte Wichs und die Prunkfahne wurden in der katholischen Kirche St. Elisabeth zu Hann. Münden in einem feierlichen Levitenamt geweiht, es folgte ein Frühschoppen auf dem "Bergschlößen" und ein Kommers am Abend. Im September 1927 wurde die Rheno - Guestfalia schließlich als freie Vereinigung, quasi als Mitglied auf Probe, in den Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) aufgenommen. Nach Ablauf der dreijährigen Probezeit erfolgt im August 1930 schließlich die endgültige Aufnahme. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde das Leben aller Studentenverbindungen in Deutschland immer schwieriger. Die neuen Machthaber legten den Korporationen das Führerprinzip auf, beschlagnahmten ihren Besitz und überführten sie in eine sogenannte Kameradschaft (Studentenorganisation) welche durch den NSDStB gelenkt wurden. Besonders die katholischen Verbindungen waren den Machthabern auf Grund ihres offenen Bekenntnisses zum Glauben ein Dorn im Auge. Die Rheno - Guestfalia kam der Gleichschaltung durch das Regime durch die Selbstauflösung im Juni 1934 zuvor. In den folgenden Jahren war nur noch ein stark eingeschränkter und im geheimen ausgeübter Verbindungsbetrieb möglich. Der der Aktivitas angegliederte Alter Herren-Verband konnte noch bis zu seiner Auflösung durch die Gestapo im Jahre 1938 fortbestehen. Ein bedeutendes Ereignis dieser Zeit ist Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an den Bischof von Münster Clemens August von Galen im Jahre 1936. Der spätere Kardinal trat der Verbindung als "Protektor in schwerer Zeit" bei. Er sollte, da er eine feste Instanz im christlichen Leben des westlichen Deutschlands war, quasi von Münster aus der Verbindung schützend zur Seite stehen. Eine Abordnung der Rheno - Guestfalia überreichte Graf von Galen daraufhin das Band und die Mütze der Verbindung in einer diskreten Privataudienz in Münster. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 kam das stark eingeschränkte Verbindungsleben nun endgültig zum erliegen. Eine große Anzahl an Rheno - Guestfalen wurde zum Dienst an der Waffe eingezogen, 12 von ihnen fielen auf unterschiedlichen Schlachtfelder des Krieges, einige gerieten in z.T. langjährige Kriegsgefangenschaft.

Wiederbegründung und Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Bereits kurz nach Kriegsende wurde der Lehrbetrieb in Hann. Münden wieder fortgesetzt. Die Forstliche Hochschule war im Jahr 1939 aufgelöst worden und gehörte nun als Forstliche Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen an. Die Rheno - Guestfalia konnte allerdings erst im Mai 1948 im westfälischen Olpe ihre Wiederbegründung begehen. Aus den Reihen der katholischen Studentengemeinde fand sich eine neue Aktivitas und gerade in den 50er Jahren erlebte die Verbindung einen Aufschwung. Die Mitglieder des Anfang der 30er Jahre gegründeten Studenten - Vereins "Weserhorst" im Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) verzichteten auf eine eigene Wiederbegründung und traten stattdessen der Rheno - Guestfalia bei. Die Verbindung wurde ebenfalls Mitglied im Mündener Convent forstakademischer Verbindungen (MC). Im Wintersemester 1970/1971 erfolgte dann die Verlegung der Forstlichen Fakultät von Hann. Münden nach Göttingen und somit auch der Umzug der Rheno - Guestfalia in eben diese traditionsreiche Universitätsstadt. Hier wurde, in Ermangelung eines Eigenheims, ein Zimmer im Verbindungshaus der AV Palatia Göttingen bezogen, welche Jahre zuvor schon als Patenverbindung bei der Gründung der Rheno - Guestfalia im Jahre 1927 gedient hatte. Im Jahre 1982 konnte dann ein eigenes Haus im Nikolausberger Weg 59 angemietet werden. Im Jahre 2000 erfolgt dann der Umzug in die Herzberger Landstr. 3 wo das Haus der suspendierten Burschenschaft Alemannia angemietet und im Jahre 2004 gekauft wurde. Ein Höhepunkt der jüngsten Verbindungsgeschichte bildet die Seligsprechung des Ehrenmitgliedes Clemens August Kardinal von Galen im August 2005 durch Papst Benedikt XVI. Eine große Anzahl an Rheno - Guestfalen reiste aus diesem Grund nach Rom um an den Feierlichkeiten im Petersdom teilzunehmen. Eine Chargenabordnung begleitete die heilige Messe.

Prinzipien[Bearbeiten]

Die Rheno - Guestfalia teilt mit allen Verbindungen des Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen die Prinzipien religio, sciencia, amicitia und patria.

Religio bedeutet ein Bekenntnis zum katholischen Glauben und eine Verpflichtung zu christlichen Werten in Leben, Wissenschaft und Gesellschaft.

Sciencia steht für das Bemühen um einen erfolgreichen Studienabschluss und die gegenseitige Unterstützung im Studium.

Amicitia steht für die Bestrebung, ein festes Band der Freundschaft unter dern Mitgliedern zu knüpfen, welches durch die Generationen besteht und so einen Lebensbund erschafft.

Patria wird als das Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland verstanden.

Des Weiteren verpflichtet sich die Rheno - Guestfalia zur Pflege verbindungsstudentischer Traditionen und der Ausübung einer waidgerechten Jagd.

Couleur, Wahlspruch und Wappen[Bearbeiten]

Couleur[Bearbeiten]

Die Verbindung trägt die Farben grün-weiß auf schwarzem Grund mit silberner Perkussion. Die Fuchsenfarben sind grün-weiß mit silberner Perkussion. Als Kopfcouleur wird ein weißes Hinterhauptcouleur getragen.

Wahlspruch[Bearbeiten]

Der Wahlspruch lautet pro deo et patria (für Gott und Vaterland).

Wappen[Bearbeiten]

Der Schild gespalten, im Schildfuß eingebogene Spitze bis zum Schildherz.

Rechte Schildseite: Im grünen Feld silbernes schrägrechts Wellenbalken (Wappen der preußischen Rheinprovinz).

Linke Schildseite: Im roten Feld rechstgerichtetes steigendes silbernes Roß (Wappen der preußischen Provinz Westfalen).

Eingebogene Spitze im Schildfuß: In schwarzem Feld stehende silberne Wolfsangel alter Form.

Der Helm: Stechhelm

Die Helmzier: Wachsender forstlicher Scholar in grünem Jagdgewand mit weißen Schulterkragen und weißen Stulpenhandschuhen sowie weißen Wehrgehenk mit Waidmesser und Hifthorn. Der Scholar hält mit der Rechten einen zu pflanzenden Eichenlohden, mit der linken eine Saufeder.


Besonderheiten[Bearbeiten]

Die Rheno - Guestfalia ist die einzige fachlich gebundene Studentenverbindung unter dem Dachverband des CV. Auch wenn die Verbindung heute Studenten aller Fachrichtungen offen steht, sind unter ihren Mitglieder nach wie vor Studenten der Forstwissenschaften in der absoluten Mehrheit. Die restlichen Mitglieder rekrutieren sich fast ausnahmslos aus Studenten anderer naturwissenschaftlicher Studiengänge. Eine weitere Besonderheit besteht in der Tatsache, dass die Rheno - Guestfalia seit ihrer Wiederbegründung 1948 zu feierlichen Anlässen die Forstuniform trägt. Die vor dem Krieg gebräuchliche Wichs war nach dem Krieg nicht mehr in ausreichender Zahl vorhanden, sodass man als Notlösung auf die Forstuniform zurück griff. Dieser als Übergangslösung gedachte Wechsel wird heute als Alleinstellunsgmerkmal im Dachverband geschätzt und deshalb beibehalten.

bekannte Mitglieder[Bearbeiten]

Clemens August von Galen (* 1878; † 1946 in Münster), Kardinal von Münster, Wiederstandskämpfer gegen das Dritte Reich

Bernd von Droste zu Hülshoff (* 1938), Forstwissenschaftler und und Gründungsdirektor des UNESCO-Welterbezentrums, ehemals Beigeordneter Generaldirektor (ADG) der UNESCO

Gottfried Pagenstert (* 1928; † 2002 in München), deutscher Diplomat und Botschafter

Christian Blank (* 1879; † 1967 in Bonn), preußischer Beamter und deutscher Politiker zunächst der Zentrumspartei und später der CDU

Felix Porsch (* 1853; † 1930 in Breslau), deutscher Jurist und Politiker der Zentrumspartei

Ernst Assmann (* 1903; † 1979 in Miesbach), deutscher Forstwissenschaftler, Hochschullehrer in Hann. Münden, Göttingen und München, sowie Direktor der Forstlichen Forschungsanstalt München

Adolf Flecken (* 1889; † 1966 in Neuss), deutscher Politiker der Zentrumspartei und später CDU

Gustav Ermecke (* 1907; † 1987 in Witten), deutscher katholischer Moraltheologe und Sozialethiker

Josef van Eimern (* 1921; † 2008 in Freising), deutscher Forst- und Agrarmeteorologe

Literatur[Bearbeiten]

Christian Schulze Pellengahr (Hg): Forstakademische Verbindung Rheno - Guestfalia (Hann. Münden) zu Göttingen im CV 1927 - 2002 - Tradition und Gegenwart einer Katholischen Studentenverbindung; Festgabe zu ihrem 75jährigen Bestehen. Rave Druck, Senden-Ottmarsbocholt (Westf.)

Gesamtverzeichnis des CV Jahrgang 2007. Oldenbourg, Kirchheim b. München

Weblinks[Bearbeiten]

Webseite der FAV Rheno-Guestfalia


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