Evidenzbasierte Anlageklassenfonds
Evidenzbasierte Anlageklassenfonds (EAF) sind Anlageprodukte, die zur Gruppe der Indexfonds gehören.
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[Verbergen]Investmentansätze[Bearbeiten]
Grundsätzlich wird bei Anlagestrategien zwischen aktivem und passivem Ansatz unterschieden.
Der aktive Anlageansatz unterstellt, dass die Märkte ineffizient sind, sodass durch geschicktes Market-Timing oder das Auswählen von Einzeltiteln die Märkte geschlagen werden können und somit eine Überrendite erzielt werden kann. Dieser insbesondere von aktiv gemanagten und von vermögensverwaltenden Fonds verwendete Ansatz führt zu hohen Verwaltungskosten. Außerdem führen die häufigen Transaktionen zu Transaktionskosten und zu höheren Steuern. Gleichzeitig wird darauf verzichtet, die Anlegerrisiken durch eine möglichst breite Diversifikation zu minimieren.
Der passive Anlageansatz geht davon aus, dass weder das Market-Timing noch die Einzeltitelauswahl – nach Kosten – zu einer Überrendite gegenüber dem Marktindex führen. Stattdessen bemüht man sich, die Kosten zu minimieren und gibt sich durch das beständige Halten von Wertpapieren mit dem Erreichen der Marktrendite abzüglich der Kosten zufrieden. Während aktiv gemanagte Anlagen ständig den Marktgegebenheiten angepasst werden (können), wird die Anlage beim passiven Investieren – dem Indexing – nur mit der Neuzusammenstellung des Index angepasst. Für diesen Ansatz werden in der Regel Exchange-traded fund (ETF) und Indexfonds verwendet.
Die Core-Satellite-Strategie ist eine Mischform aus dem aktiven und dem passiven Ansatz. Dabei wird in den etablierten Märkten auf ETF zurückgegriffen, weil diese vom Vermögensverwalter als effiziente Märkte angesehen werden. In den Schwellenländern wird hingegen ein aktiver Ansatz verfolgt, da der Vermögensverwalter in diesen Märkten die Möglichkeit sieht, über Einzeltitelauswahl und/oder Market-Timing die Marktrendite zu übertreffen.
EAF unterstellen ähnlich wie der passive Ansatz die Effizienz der Märkte und verfolgen ebenfalls einen Buy-and-hold-Ansatz. Allerdings überlassen sie die Anlageausrichtung nicht der zufälligen Zusammensetzung eines Indexanbieters, sondern sie investieren viel breiter gestreut in die weltweiten Märkte und verfügen über ständig gepflegte Marktsegmente. Statt sich an Indizes auszurichten, orientieren sie sich an Anlageklassen, also Segmenten, die nicht perfekt miteinander korrelieren. Durch die Kombination von unterschiedlichen Anlageklassenfonds miteinander kann so die Volatilität des Gesamtdepots reduziert werden. Außerdem profitieren EAF gegenüber der Marktrendite von wissenschaftlich nachgewiesenen Faktorrenditen.
Anlageklassen[Bearbeiten]
EAF lassen sich im Bereich der Aktien nicht nur nach der geographischen Lage, sondern auch nach der Unternehmensgröße, nach dem Unternehmenspreis und nach der Profitabilität unterteilen. Im Bereich von Anleihen lässt sich neben der geographischen Ausrichtung eine entsprechende Einteilung nach der Laufzeit der Anleihen und nach dem Kreditrisiko vornehmen.
Nutzen von EAF[Bearbeiten]
Die einzelnen Anlageklassen unterscheiden sich jeweils in ihrem Schwankungsverhalten und ihrer Rendite. Durch die Kombination der Anlageklassen kann die Volatilität des Depots reduziert werden, ohne dass sich die implizite Rendite verringert. Alternativ kann bei gleichem Risiko eine Verbesserung der Rendite erzielt werden. Mit bis zu 10.000 Wertpapieren ist der Diversifikationsgrad bei dieser Anlageform am größten. Die Kosten von EAF liegen geringfügig über den Kosten von ETF, allerdings liegen die Transaktionskosten deutlich niedriger. Die um die Transaktionskosten erweiterte Total Expense Ratio (TER) von EAF ist somit in etwa vergleichbar mit der von ETF und liegt ca. 60 bis 80 % unter den Kosten von aktiv gemanagten Fonds.
Nachteile[Bearbeiten]
EAF können in der Regel nur von institutionellen Anlegern wie Stiftungen und Versorgungseinrichtungen sowie von Family Offices genutzt werden.
Literatur[Bearbeiten]
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- Brinson, G., R. Hood und G. Beebower (1986): Determinants of Portfolio Performance. In: The Financial AnalystsJournal, Ausgabe Juli/August 1986, S. 39–44.
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- Farrell, P. D. (2005): Bequem reich werden. Kulmbach: Börsenmedien AG.
- Kommer, G. (2012): Herleitung und Umsetzung eines passiven Investmentansatzes für Privatanleger in Deutschland – Langfristig anlegen auf wissenschaftlicher Basis. Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH.
- Malkiel, B. (2000): Börsenerfolg ist (k)ein Zufall. München: Finanzbuch Verlag GmbH.
- Martin, E. L. (1991): Intermediate-Term Bonds. In: AAII Journal, S. 13–16.
- Siegel, J. (2008): Stocks for the Long Run. New York: Mcgraw-Hill Professional.
- Weber, M. (2007): Genial einfach investieren. Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH.