Evangelisch-Lutherische Kirche Guatemalas

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Die evangelisch-lutherische Kirche Guatemalas/ILUGUA wurde 1997 gegründet. Sie ist unter den verschiedenen lutherischen Kirchen Guatemalas diejenige, die sich am stärktsten am gesellschaftspolitischen Diskurs beteiligt, bei Landkonflikten interveniert, im Umweltschutz tätig ist und sich für die Menschenrechte engagiert. Die ILUGUA verfolgt einen integrativen Ansatz, der Themen der Theolgie und des Glaubens im Kontext von Armut, Gewalt und Ausbeutung diskutiert und eine kirchliche Praxis auf der Seite der Armen und Ausgebeuteten entwickelt. Die Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen geht einher mit Programmen einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die theologische Ausbildung orientiert sich an der Befreiungstheologie, die sich zu einer Vielfalt der "Theologien des Lebens" weiterentwickelt hat. Der pädagogische Ansatz von Paulo Freire ist die methodische Grundlage der Bildungs - und Bewußtseinsarbeit der ILUGUA.

Die Arbeitsgebiete der Kirche[Bearbeiten]

Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft[Bearbeiten]

Der Osten Guatemalas, im besonderen das Department Zacapa gehört zu den trockensten Regionen Mittelamerikas. Die fruchtbaren Flußtälern haben die transnationalen Konzerne Dole und Del Monte für ihre Ananas- und Melonen- und Bananenplantagen vereinnahmt. Viele Kleinbauern wurden in die Berge getrieben und verdingen sich als Tagelöhner und billige Plantagenarbeiter auf den Plantagen im Tal oder bei den Fincabesitzern in den Bergen Zacapas und Chiquimulas, die dort Viehzucht betreiben und den Regenwald abholzen. Um den Kleinbauern (campesinos) eine Zukunftsperspektive auf ihren Miniparzellen in den Bergen zu eröffnen, begannen Mitte der 90er Jahre die Brüder Eduardo und José Pilar Cabrera in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter Manuela Cabrera, die sich von der erzkonservativen US-Amerikanischen Missouri-Mission in den 70er Jahren unabhängig gemacht hatte und die Unabhängige Lutherische Kirche Guatemalas mit Hauptsitz in Zacapa gründete, mit dem Aufbau von kleinen Landwirtschaftsprojekten, die sich an der Subsistenzwirtschaft orientieren.[1] Ab dem Jahr 2000 beteiligte sich die ILUGUA an der Landwirtschaftsprogramm "Von Bauer zu Bauer" das Brot für die Welt in Lateinamerika entwickelte. Damit soll nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern auch die Ernährungssouveränitat gewährleistet werden.

Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen[Bearbeiten]

In der Region Zacapa und Chiquimula nahm der von 1960 - 1996 währende Bürgerkrieg seinen Ausgang. 1954 hatten die Großgrundbesitzer im Verbund mit den Militärs und dem CIA die sozialdemokratische Regierung von Jacóbo Arbenz aus dem Amt geputscht. Er und sein Vorgängen Juan José Arevalo versuchten durch Landreformen der großen Mehrheit von Landlosen und Kleinstbauern die Grundlage einer Existenz jenseite von Armut und Ausbeutung zu eröffnen. Die 1954 einsetzende Repression gegen die Landbevölkerung führte 1960 zum Begin des Büergkrieges, im Verlaufe dessen über 200 000 Menschen getötet wurden. 93% der Menschenrechtsverletzungen gingen auf das Konto der Regierung, der Guerilla wurden 3% nachgewiesen. 80% der Opfer waren Indigene. Bei 626 Massakern wurden über 400 Dörfer zerstört und deren Einwohner ermordet.[2] Im Jahr 2004 legte die ILUGUA zu den Menschenrechtsverletzungen in der Ausgangsregion des bewaffneten Konfliktes die die Regionalstudie "Die Zeit zu Schweigen und die Zeit zu Reden - Tiempos de callar y tiempos de hablar" vor.

  • Gründung der "Vereinigung zum Schutz der Regenwälder der Granadillas" im Jahr 2004. In dieser Vereinigung sind beinahe 50 Gemeinden und lokale Umweltinitiativen organisiert.
  • Geschlechter Gerechtigkeit in einer vom Machismus geprägten Gesellschaft.
  • Ökumenische Zusammenarbeit in u.a. Rahmen des Ökumenischen Kirchenrates Guateamalas/Consejo Ecumenico Cristiano de Guatemala zu Fragen der sozialen Gerchtigkeit, Interreligiöser Dialog, Kampagnen gegen die Umweltzerstörung u.a.

Seit 2001 wird die ILUGUA von Brot für die Welt,[3] dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart, der Ökumenischen Initiative Mittelamerika e.V. und Kirchengemeinden, wie z.B. der Kirchengemeinde Mühlhausen gefördert.

Geschichte der ILUGUA[Bearbeiten]

In den 70er Jahren waren Pfarrerinnen und Pfarrer der lutherischen Kirche in Guatemala an der Entstehung der Theologie der Befreiung beteiligt. Manuela Cabrera war eine der ersten „Laienpfarrerinnen“ in Mittelamerika. Sie setzte sich für die mittellosen Kleinbauern in der Region der Granadillas ein. Ihr Bruder Eduardo Cabrera wirkte im Westen des Landes. Er ist nach Angaben von Martin Junge, dem gegenwärtigen Generalsekretär des LWB in Genf, einer der Mitbegründer der lateinamerikanischen Befreiungstheologie.

Literatur[Bearbeiten]

  • Tiempo de Callar y Tiempo de hablar, Regionalstudie zu den Menschenrechtsverletzungen in der Region Zacapa / Chiquimula in den Jahren 1960 - 1970, Hrsg: Alianza contra la impunidad; ILUGUA, Guatemala 2004
  • Theologie befreit - Transformationen und Rezeptionen der Lateinamerikanischen Befreiungstheologie, Hrsg: Claudia Jahnel, Erlangen 2009

Weblinks[Bearbeiten]

Consejo ecumenico de Guatemala

Belege[Bearbeiten]

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