Erzkatholisch

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Erzkatholisch steht - laut Duden - „für im höchsten Grade vom Katholizismus geprägt“[1]. Als erzkatholisch - fallweise auch: urkatholisch oder schwarzkatholisch - werden Mitglieder der römisch-katholischen Kirche bezeichnet, denen die Worte des Papstes, die katechetischen Forderungen der Amtskirche, die strikte Einhaltung der liturgischen Regeln, die Fastengebote und die traditionell-orthodoxe Auslegung der Bibel besonders wichtig sind. Das Präfix erz- stammt ursprünglich aus dem Griechischen - ἀρχή (archē) - und steht für Anfang, Führung. Der Wortbestandteil Archi... - siehe arcivescovo, Erzbischof auf ital. - wurde aus dem Kirchenlatein über Erzi... und Erz... in die althochdeutsche Sprache übernommen.[2] Zunächst wurde er nur auf kirchliche (Erzbischof etc.), später auch auf weltliche Führungsämter (Erzherzog etc.) angewandt. In der jüngeren deutschen Sprachgeschichte ist er dann von einem Macht- und Ehrentitel zu einem reinen Präfix mit steigerndem Charakter „herabgesunken“ (z. B. Erzgauner) und wird auch vor Adjektiven (erzkonservativ, erzdumm) verwendet.

Die Verwendung des Begriffs signalisiert fallweise pejorative Absicht, in anderen Fällen jedoch Anerkennung, wenn zum Beispiel ein Nachruf auf Carlo Maria Martini den Titel trägt: Erzkatholisch und weltoffen. Bisweilen oszillieren die Bedeutungen, wenn vom Helferwillen und dem Fundamentalismus der 1968er Generation die Rede ist:

„Ach, wir sind doch alle so erzkatholisch, egal, wie frei und links wir uns geben, ständig wolln wir unser Gewissen beruhigen, uns vor allem ins richtige Bett reinlegen, ständig wolln wir zeigen, wie sozial wir sind, und wie edel, hilfreich und gut - ach, da lob ich mir die ungeschliffene, unausgegorene, dreckige Wut!“

Konstantin Wecker: Live in Austria, 1988

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Duden online, Zugriff am 16. Oktober 2012
  2. Wiktionary, Zugriff am 16. Oktober 2012
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