Ernst Nopitsch
Ernst Karl Ferdinand Nopitsch (* 27. März 1867 in München; † 10. November 1918 ebenda) war ein deutscher Tierarzt und bayerischer Beamter.
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[Verbergen]Leben[Bearbeiten]
Ernst Nopitsch wurde als ältestes Kind des späteren Münnerstädter Oberexpeditors Carl Ferdinand Nopitsch (* 1836), der zunächst in München bei der bayerischen Ostbahn tätig war, und dessen Frau, der Lithographentochter Susanna Bertha Berner (* 24. Mai 1839; † 30. Dezember 1930), geboren. Ernst Nopitsch Vater beging am 20. August 1886 „mittels Carbolsäure“ Suizid, als dieser erfuhr, dass zwei Kassenrevisoren auf dem Weg nach Münnerstadt waren, um die dortige Ostbahnkasse, in der sich ein Defizit von 3000 Mark befunden haben soll, zu prüfen. Bereits Carl Ferdinand Nopitschs Vorgänger in Münnerstadt hatte sich das Leben genommen, jedoch durch Erschießen.[1][2] Die Witwe übersiedelte nach dem Tod ihres Ehemannes mit den acht Kindern (drei Söhne und fünf Töchter) wieder nach München.
Ernst Nopitsch wollte zunächst, wie sein Großvater Carl Friedrich Nopitsch Humanmedizin studieren, entschloss sich aber, durch den frühen Tod des Vaters bedingt, für Veterinärmedizin, da dieses Studium eine kürzere Dauer in Anspruch nahm. Nopitsch studierte an der Königlichen Central-Thierarzneischule in München (aus der 1914 schließlich die tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität hervorging) und erhielt seine Approbation ebenfalls in München im Jahr 1890.
1892 wurde Ernst Nopitsch zum Zuchtinspektor und Distriktstierarzt in Hemau ernannt, einige Jahre später wurde er als „Königlicher Alpen- und Tierzuchtinspektor“ nach Traunstein versetzt und im Jahr 1900 zum Traunsteiner Bezirkstierarzt befördert. Im September 1903 wurde Nopitsch vom Zentrallandwirtschaftrat für „besondere Leistungen auf dem Gesamtgebiet der praktischen Landwirtschaft“ die „große silberne Vereinsdenkmünze“ verliehen.[3] Mit seiner Dissertation Beiträge zur Kenntnis des Pinzgauer Rindes wurde Ernst Nopitsch am 15. Juli 1904 an der Universität Bern promoviert.[4] Nopitsch beschäftigte sich auch weiterhin mit den Pinzgauer Rindern, war Mitglied im Verband für Reinzucht des Pinzgauer Rindes und im Rahmen von Exkursionen der Landwirtschaftlichen Winterschule Traunstein zu verschiedenen Betrieben war Nopitsch in einer Aufzuchstation für diese Rasse am Hochberg im Chiemgau als Dozent tätig. 1907 kehrte er wieder nach München zurück und nach einer weiteren Beförderung übte Nopitsch das Amt des Münchener Bezirkstierarztes aus.[5] 1910 entwickelte Nopitsch ein Instrument zur besseren Behandlung eines Scheidenkatarrhs bei Rindern.[6] Ab 1911 war er parallel zu seiner tierärztlichen Tätigkeit im Rang eines königlichen Regierungsrats als Regierungsreferent beim Innenministerium der bayerischen Regierung der Pfalz tätig. Im selben Jahr wurde Nopitsch der Verdienstorden vom Heiligen Michael IV. Klasse verliehen.[7] 1912 wurde Nopitsch Mitglied der Disziplinarkammer Zweibrücken und ihm der Ehrentitel eines „Veterinärrats“ verliehen, wenngleich Nopitsch auch Delegierter des Deutschen Veterinärrates war. Des Weiteren war Nopitsch seit 1907 Mitglied im bayerischen Obermedizinal-Ausschuss.[8] Von 1913 an war er als Nachfolger Heinrich Pröls Landgestütstierarzt in München und einige Zeit später wurde Nopitsch tierärztlicher Leiter der bayerischen Landesgestüte.[9] 1916 wurde Nopitsch das König Ludwig-Kreuz verliehen.[10] Ab September 1917 übernahm Nopitsch als Nachfolger des verstorbenen Hofrats Professor Michael Albrecht die Schriftleitung (Chefredakteur) der Münchener Tierärztlichen Wochenschrift und fungierte somit als deren Herausgeber.[11] Seit 1915 war Nopitsch bereits ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift. Am 7. Januar 1918 wurde Nopitsch die Silberne Ludwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.[12]
Nopitsch war Direktor des Unterstützungsvereins für die Hinterbliebenen bayerischen Tierärzte (V. a. G.) in München[13] und seit 1909 Vorsitzender des Tierärztlichen Vereins von Oberbayern. Des Weiteren wurde er 1915 „in Anerkennnug um seine großen Verdienste um den Verband“ zum Ehrenmitglied des Zuchtverbandes für Shorthornvieh in der Pfalz [14] und 1914 Ehrenmitglied im Zuchtverband für Glan-Donnersberger-Vieh in der Pfalz ernannt[15]
Nopitsch heiratete am 12. Mai 1892 in der Münchner Matthäuskirche Margarete Antonie Ruf († 1920), mit der er zwei Söhne, Heinrich und Ernst (1894–1916) und eine Tochter, Antonie, hatte.
Erschüttert von den Ereignissen der Revolution in München und Deutschland starb Nopitsch einen Tag nach dem 9. November 1918 im Alter von 51 Jahren.
Schriften (Auswahl)[Bearbeiten]
- Bruchoperation bei einem Kalbe. In: Deutsche thierärztliche Wochenschrift. No. 36, Karlsruhe 1894
- Impfung mit Porcosan. In: Wochenschrift für Thierheilkunde XL., München 1896
- Beiträge zur Kenntnis des Pinzgauer Rindes. Ed. Leopoldseder, Traunstein 1904 (Inauguraldissertation)
- Über Jungviehweiden. In: Deutsche landwirtschaftliche Tierzeitung. Nr. 3, 1906
- Die Alpen als Zuchtgebiet für die Versorgung der mitteleuropäischen Viehzucht. 1907
- Ziegenzucht in Oberbayern. In: Zeitschrift für Ziegenzucht 1907, S. 97
- Zur Behandlung des infektiösen Scheidenkatarrhs beim Rinde. In: Münchener Tierärztliche Wochenschrift, 1910
- Maßnahmen (Körordnungen) zur Förderung der Pferdezucht in den einzelnen deutschen Staaten. In: Münchener Tierärztliche Wochenschrift, 1914, Nr. 20–24.
Literatur[Bearbeiten]
- Manfred Enzner, Eberhard Krauß: Exulanten aus der niederösterreichischen Eisenwurzen in Franken. Selbstverlag der Gesellschaft für Familienforschung in Franken e. V., Nürnberg 2005, S. 360–369
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Gasteiger: Wendelstein 26.08.1886. 26. August 1886, abgerufen am 26. November 2021.
- Hochspringen ↑ Niedermayr: Rosenheimer Anzeiger 26.08.1886. 26. August 1886, abgerufen am 26. November 2021.
- Hochspringen ↑ Niedermayr: Rosenheimer Anzeiger 29.09.1903. 29. September 1903, abgerufen am 26. November 2021.
- Hochspringen ↑ Die wissenschaftliche Arbeit der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Bern im ersten Lustrum des XX. Jahrhunderts. O. Füssli, Zürich/Bern 1925, S. 63.
- Hochspringen ↑ M. Albrecht (Hrsg.): Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht. Einundfünfzigster Jahrgang (1907). Verlag J. Gotteswinter, München, S. 318
- Hochspringen ↑ Michael Albrecht (Hrsg.): Münchener Tierärztliche Wochenschrift. Vierundfünfzigster Jahrgang (Jahr 1910). J. Gotteswinter, München 1911, S. 545–547.
- Hochspringen ↑ Fröhner + Kitt (Hrsg.): Monatshefte für praktische Tierheilkunde. Band 22, Ferdinand Enke, Berlin 1911, S. 384
- Hochspringen ↑ M. Albrecht (Hrsg.): Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht. Einundfünfzigster Jahrgang (1907). J. Gotteswinter München, S. 793
- Hochspringen ↑ Deutsche Tierärztliche Wochenschrift. Zwanzigster Jahrgang. M. & H. Schaper, Hannover 1913, S. 144
- Hochspringen ↑ Ludwig Bernhardt, Karl Bauwerker, J. Krewel (Hrsg.): Zeitschrift für Gestütkunde und Pferdezucht. Band 11. Schaper, Hannover 1916, S. 96.
- Hochspringen ↑ Tiemedrärztliche Rundschau: Organ für praktische Tierärzte. Band 23. Wittenberge 1917, S. 326
- Hochspringen ↑ Werner Bergmann: Die königlich bayerische Ludwigs-Medaille für Wissenschaft, Kunst und Industrie. Eine Zwischenbilanz zu den Verleihungen 1872–19. Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde. Februar 2020
- Hochspringen ↑ Michael Albrecht (Hrsg.): Münchener Tierärztliche Wochenschrift. Vierundfünfzigster Jahrgang (Jahr 1910). J. Gotteswinter, München 1911, S. 255.
- Hochspringen ↑ Michael Albrecht (Hrsg.): Münchener Tierärztliche Wochenschrift. Sechsundsechzigster Jahrgang (Jahrgang 1915). J. Gotteswinter, München 1916, S. 479.
- Hochspringen ↑ Michael Albrecht (Hrsg.): Münchener Tierärztliche Wochenschrift. Fünfundsechzigster Jahrgang (Jahrgang 1914). J. Gotteswinter, München 1915, S. 560.
Personendaten | |
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NAME | Nopitsch, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | Nopitsch, Ernst Karl Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Tierarzt, bayerischer Beamter |
GEBURTSDATUM | 27. März 1897 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 10. November 1918 |
STERBEORT | München |