Engelsdorfer Verlag

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Der Engelsdorfer Verlag ist ein in Leipzig ansässiges Unternehmen für Publikationsdienstleistungen und zugleich ein Zuschussverlag. Daneben verlegt das Unternehmen eine kleine Editionsreihe. Es wurde 2004 gegründet und wird in der Rechtsform eines Einzelunternehmens geführt. Inhaber ist der Schriftsteller Tino Hemmann, aus dessen früherem Selbstverlag das Unternehmen hervorging.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Engelsdorfer Verlag wurde 2004 im Leipziger Stadtteil Engelsdorf vom gebürtigen Leipziger Tino Hemmann gegründet. Zuvor hatte Hemmann in der Digitaldruckbranche gearbeitet sowie seit 2001 seine eigenen Bücher in einem Eigenverlag veröffentlicht. Der Unternehmensname bezieht sich auf den Gründungsort. Später wurde das Unternehmen an den heutigen Standort in einem Gewerbegebiet im benachbarten Stadtteil Leipzig-Paunsdorf verlegt.[1]

Geschäftsmodell und Programm[Bearbeiten]

Das Unternehmen setzt für die Buchherstellung das Books-on-Demand-Produktionsverfahren, das eine Herstellung von Büchern auch in Klein- und Kleinstauflagen ermöglicht, sowie eine eigene Digitaldruckerei ein. Das Angebot richtet sich vor allem an weniger bekannte Autoren im In- und Ausland. Nach Unternehmensangaben wurden bis Ende 2013 über 3.400 Titel[2] von mehr als 1.700 Vertragsautoren aus 24 Nationen veröffentlicht, die thematisch allen gängigen und meist Unterhaltungs-Genres zuzurechnen sind. Seit 2006 kommt etwa jede zweite Neuerscheinung zusätzlich auch als E-Book heraus. Ende 2006 wurde das E-Book-Geschäft des Verlags von einem ostdeutschen Unternehmen übernommen. 2008 wurde für lyrische Werke die Reihe Engelsdorfer Lyrikbibliothek „LyBi“ eingerichtet, eine eingetragene Wortmarke[3] des Unternehmens.[1][4][5]

Das Unternehmen lässt einige Bücher mit größeren Auflagen im Offsetdruckverfahren außer Haus produzieren. Alle Bücher erhalten eine ISBN und werden in das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) des deutschen Buchhandels aufgenommen, so dass sie u. a. von verschiedenen Anbietern gelistet werden. Das Unternehmen bietet die Vermarktung über einen eigenen Onlineshop sowie über verschiedene Internethändler und Webportale an. Außerdem gibt es regelmäßig Verlagsprogramme an Händler heraus und nimmt an der Leipziger Buchmesse teil. Ausgewählte Bücher werden über Pressemitteilungen beworben.[4][5][6]

Der Verlag bietet keine eigenen Lektorats-, Illustrations-, Satz-Design-, Layout-, Übersetzer- oder Ghostwriter-Leistungen an, sondern vermittelt bei Bedarf an spezielle Dienstleister.[6] Seit Anfang 2010 ist das Unternehmen Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels in deren Sparte „Herstellender Buchhandel“.[7] Zudem beteiligt es sich an dem Ende 2012 gestarteten Angebot Libreka-Projekt des Börsenvereins, bei dem E-Books vier Wochen lang gegen Entgelt ausgeliehen werden.[8]

Neben der hauptsächlich betriebenen Books-on-Demand-Sparte führt das Unternehmen seit 2006 mit seiner Reihe pernobilis edition ein kleines Buchverlagsprogramm, in dem Prosa und Lyrik veröffentlicht werden. Hier tritt das Unternehmen als Verlag im eigentlichen Sinne auf.

Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als „Autoren-Verlag“. Faktisch stellt das Unternehmen eine Kombination zwischen einem Books-on-Demand-Dienstleister und einem Zuschussverlag dar. Das Geschäftsmodell beruht auf der Nutzung des Books-on-Demand-Verfahrens und des hauseigenen Digitaldrucks sowie von Außerhaus-Offsetdruck bei einigen Büchern mit größeren Auflagen. Das Unternehmen behält sich die Annahme von Manuskripten vor; die Quote soll nach Aussagen in Internetforen bei etwa 80 % liegen. Für die Buchherstellung einschließlich ISBN-Kosten, eines Korrekturlaufs, Pflichtexemplaren, Listung beim Buchhandel etc. und Lieferung von fünf Freiexemplaren berechnet das Unternehmen einen pauschalen Festbetrag. Außerdem haben die Vertragsautoren eine Mindestmenge an Büchern von zurzeit 30 Exemplaren zum Autoreneinkaufspreis abzunehmen, so dass sich insgesamt eine Art „einmaliger Druckkostenzuschuss“ ergibt, der im Vergleich mit reinen Books-on-Demand-Dienstleistern im unteren Marktbereich liegt. Das Vertriebsangebot hat ein teils verlagsähnliches Leistungsprofil und wird vom Unternehmen größtenteils auf eigene Rechnung umgesetzt. Etwaige E-Book-Erstellung und Vertrieb werden durch Kooperation mit einem E-Book-Internethändler ermöglicht, wobei sich das Unternehmen die „schlussendliche Entscheidung, ob ein Manuskript zusätzlich als E-Book veröffentlicht wird“, vorbehält.[6][9][10]

Bei seinem Leistungs- und Preisangebot geht das Unternehmen einen ungewöhnlichen Weg, indem es interessierten Autoren den Erwerb eines vom Inhaber verfassten Taschenbuches anbietet, das sowohl die Vertrags- und Preismodalitäten als auch in Form eines kleinen „Autoren-Ratgebers“ detaillierte Angaben und Tipps zur Buchherstellung und Druckvorbereitung etc. enthält. Das Unternehmen schließt mit seinen Autoren einen modifizierten Verlagsvertrag ab, der u. a. beinhaltet, dass der „Verlag im Auftrag seiner Autoren verlegt“. Nach Erhalt der digitalen Druckdaten werden vom Unternehmen die genauen Buchpreise ermittelt und ein Vorvertrag erstellt.[6][9][10]

Kritik[Bearbeiten]

Bei einer 2012 im Rahmenprogramm der Leipziger Buchmesse veranstalteten Podiumsdiskussion, die von Wolfgang Tischer vom Literatur-Café moderiert wurde und an der außer dem Unternehmensinhaber Tino Hemmann die Autorin und Verlegerin Sandra Uschtrin und Tobias Kiwitt vom Bundesverband junger Autoren und Autorinnen e. V. (BVjA) teilnahmen, wurde der Engelsdorfer Verlag als „Zuschussverlag“ charakterisiert. Das Angebot des Unternehmens werde vor allem von unbekannten oder angehenden Autoren wahrgenommen, die bei regulären Verlagen meist chancenlos seien und/oder nach einer Möglichkeit suchten, ihre Bücher mit einem überschaubaren Kostenrisiko zu veröffentlichen. Zudem werde das Angebot oft von eigentlichen Selbstverlegern genutzt; beides würde die hohe Zahl der bisherigen Veröffentlichungen erklären. In Internetforen und auf Autorenplattformen wird gelegentlich kritisiert, dass die Vertragsleistungen des Engelsdorfer Verlages für Auftragsautoren keine Lektoratsleistungen beinhalten.[10][11]

Autoren[Bearbeiten]

Der Engelsdorfer Verlag publizierte in seiner Books-on-Demand-Sparte u. a. Bücher von Tengiz Khachapuridze (Die Rettungsringe, 2009, ISBN 978-3-86901-141-7) und Gunter Preuß (Fußspuren werde ich hinterlassen, 2009, ISBN 978-3-86901-588-0).

Pernobilis edition[Bearbeiten]

In dem Buchverlagsprogramm der Reihe pernobilis edition[12] erschienen u. a. Prosa und Lyrik von folgenden Autoren:

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Ralf Julke: Fünf Jahre Bücher auf Bestellung: Tino Hemmann und sein Engelsdorfer Verlag. In: Leipziger Internet Zeitung (www.l-iz.de) vom 9. September 2005; abgerufen am 15. Februar 2014.
  2. Vgl. Ergebnis einer Suchanfrage mit dem Suchbegriff „Engelsdorfer Verl.“ im Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (portal.dnb.de); mit einem Ergebnis von 3.458 Bestandsnachweisen per Stand: 15. Februar 2014.
  3. Wort-Bildmarke Engelsdorfer Lyrikbibliothek. In: (Online-)Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (www.register.dpma.de); abgerufen am 15. Februar 2014.
  4. 4,0 4,1 Vgl. (Eigen-)Angaben zum Engelsdorfer Verlag. Enthalten in: Pressemitteilung des Engelsdorfer Verlags, Leipzig, vom 15. April 2013; herausgegeben anlässlich der Buchveröffentlichung von: Dorothea Seth-Blendinger, Stefan Hockertz: Unscheinbarkeiten. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2013; veröffentlicht u. a. auf: Weltjournal.de – Das Online Presseportal (www.weltjournal.de); abgerufen am 15. Februar 2014.
  5. 5,0 5,1 Vgl. Angaben zum Verlagskonzept auf der Website des Engelsdorfer Verlages (www.engelsdorfer-verlag.de); abgerufen am 14. Februar 2014.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Vgl. Angaben zur „Autorenhilfe“ sowie weitere Angaben wie unter „News“ auf der Website des Engelsdorfer Verlages (www.engelsdorfer-verlag.de); abgerufen am 15. Februar 2014.
  7. Vgl. Börsenverein: Der Mitgliederstand zum Jahreswechsel. Neuaufnahmen zum 1. Januar 2010. In: Börsenblatt des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (www.boersenblatt.net) vom 22. Januar 2010; abgerufen am 14. Februar 2014.
  8. Vgl. Wer in Deutschland E-Books verleiht >> libreka!. In: Börsenblatt des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (www.boersenblatt.net) vom 17. Januar 2013; abgerufen am 15. Februar 2014.
  9. 9,0 9,1 Vgl. Tino Hemmann: Mein Buch bedarfsgerecht gedruckt. Eine Hilfe für Autoren und solche, die es werden wollen. 4., veränderte Neuauflage. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2008, ISBN 978-3-86703-397-8 (Online-Textauszug; PDF, 905 kB).
  10. 10,0 10,1 10,2 Vgl. Angaben zum Engelsdorfer Verlag bei verschiedenen Internetforen und Autorenplattformen; abgerufen am 15. Februar 2014.
  11. Vgl. Zuschussverlage: Abzocker oder Wohltäter?. Diskussionsrunde mit Sandra Uschtrin, Tobias Kiwitt und Tino Hemman, Moderation: Wolfgang Tischer, auf der Leipziger Buchmesse 2012, am 17. März 2012 (Beitrag auf der Website des Literatur-Cafés); abgerufen am 15. Februar 2014.
  12. Deutsche Nationalbibliothek: Pernobilis

51.34808712.471833Koordinaten: 51° 20′ 53,1″ N, 12° 28′ 18,6″ O

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