Elsbeth Böklen

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Elsbeth Böklen (geb. Büchle, * 31. Juli 1905 in Stuttgart; † 25. März 1984 ebenda) war eine deutsche Gymnastik- und Atemlehrerin.

Leben[Bearbeiten]

Der Vater von Elsbeth Böklen war der Kaufmann Otto Büchle, ihre Mutter Elisabeth (geb. Stein, Nichte des evangelischen Sozialreformers Gustav Werner).

Nach der Mädchenschule besuchte sie die Oberrealschule am Königin-Katharina-Stift in Stuttgart, die sie dort mit der Matura 1925 beendete. Schon während ihrer Schulzeit besuchte sie Tanzkurse bei Berta Steiner, einer Dalcroze-Schülerin.

Danach machte sie eine Tanz- und Gymnastikausbildung bei der Laban-Schülerin Edit Walcher in Stuttgart und verdiente nebenbei Geld durch eigenes Stundengeben bzw. tänzerische Auftritte in der Stuttgarter Oper. Ab 1927 war sie selbständig als geprüfte Gymnastiklehrerin tätig und entwickelte eine eigene pflegerische Gymnastik, hauptsächlich an Kindern und Jugendlichen.

In diese Zeit fällt auch das „Weissenhofbild“, das Elsbeth Büchle neben einem Mercedes Typ 8/38 PS-Roadster vor dem Le Corbusier-Haus in der 1927 erbauten Weissenhofsiedlung in Stuttgart zeigt.[1][2] Wie die Zusammenarbeit mit dem Fotografen der Firma Daimler-Benz damals zustande kam, ist unklar. Dieses Bild bzw. „diese Foto-Werbeaufnahmen mit Daimler gehören bis heute zu den bekanntesten Bildmotiven der Weissenhofsiedlung und des im Juli 2016 auf die Welterbeliste eingetragenen Doppelhauses von Le Corbusier in Stuttgart“, so Anja Krämer, Museumsleitung Weissenhofmuseum im Haus Le Corbusier am 1. August 2017.

Schon die bekannteste Architektur-Fotografie der Moderne, auf der das legendäre, 1927 von Lecorbusier und Pierre Jeanneret errichtete Doppelhaus auf dem Stuttgarter Killesberg zu sehen ist, stammt nicht etwa von einem meister der Architekturfotografie, sondern aus der Werbeabteilung der Firma Daimler. Wie kein anderes Foto fasst diese Aufnahme der zwanziger Jahre die Utopie der Moderne zusammen: Eine junge, sportliche Frau lehnt an ihrem Mercedes und sieht so selbstbewusst aus, als ob sie gleich zu einer Expedition oder wenigstens zum Tennis aufbrechen wolle. Und auch das Haus im Hintergrund, weiß, strahlend und auf eleganten Stützen unter einer expressiven Dachterrassenlandschaft ruhend, wirkt vielzylindrig und flugbereit. Das ganze Bild fordert: Kurzhaarschnitt statt Küchenschürze, Tempo statt Biedermeier, Aufbruch statt Vergangenheit. Daimler hat sich schon früh die vitale Emblematik moderner Architektur zunutze gemacht... Die unbekannte Automobilistin hat vielleicht nie erfahren, dass sie das berühmteste Architektur-Bild jener Epoche dominiert.[3]

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Ab 1928 bildete sich Elisabeth Büchle in Atemgymnastik weiter, arbeitete mit Ärzten zusammen und hatte bald eine eigene Praxis mit 200 bis 300 SchülerInnen pro Woche.

Etwa 1932 begann eine Zusammenarbeit mit der Pianistin Renate Lang und dem Komponisten Felix Petyrek. Zusammen versuchten sie, ein neues System aufzubauen für Bewegung mit Musik, stellten den Übergang von einer Tonart in die andere durch Bewegungsgruppen fest und versuchten so ein neues System leichtfasslich für Jugendliche und Kinder einzuführen. Dieses Seminar wurde dann 1934 im Dritten Reich geschlossen.

1940 heiratete sie in Stuttgart den Maschinenbauingenieur Rudolf Böklen, Sohn des Architekten Richard Böklen und seiner Frau Gertrud (geb. Finckh, Schwester des Dichters Ludwig Finckh). Rudolf Böklens Schwester war die Malerin Hilde Böklen. Rudolf Böklen war damals wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kaiser-Wilhelms-Institut für Metallforschung.

Als ihre Wohnung in Stuttgart am 26. Juli 1944 abbrannte, wurden Elsbeth Böklen und ihr Mann nach Reutlingen evakuiert, wohin inzwischen auch das Kaiser-Wilhelms-Institut verlegt worden war. Anfänglich fuhr Elsbeth Böklen auch von Reutlingen nach Stuttgart um ihre Kurse (u.a. auch am Evangischen Fröbelseminar) fortzusetzen; als aber ihr eigener Unterrichtsraum abbrannte und sie zudem schwanger war, musste sie kurze Zeit aussetzen. Nach Kriegsende fing sie bald wieder mit Kursen für Atmung und Schwangerschaftsgymnastik an, was sie nach dem Umzug nach Stuttgart in das elterliche Haus ihres Mannes fortsetzte.

Im Dezember 1945 wurde ihr einziges Kind Gertrud Elisabeth Böklen in Reutlingen geboren.

Ihre Tätigkeit als Lehrerin für (pflegerische) Gymnastik führte sie in zahlreichen Kursen für Kinder und Erwachsene weiter, später allerdings aus gesundheitlichen Altersgründen konzentrierte sie sich auf die Altengymnastik in Altenheimen und Seniorenkreisen. Bis zuletzt war sie auf diese Weise tätig.

Publikation[Bearbeiten]

  • Senioren-Gymnastik, sieben heilsame Kapitel für ältere Menschen. Verlag Junge Gemeinde: Stuttgart, 1976

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Ute Maasberg: Ikone der Moderne in Stuttgart, auf der Internetseite des Goethe-Instituts vom Juni 2017
  2. Hochspringen Thomas Durchdenwald: Bauausstellung in Stuttgart. Rätsel um schönes Mercedes-Model gelöst, Stuttgarter Zeitung vom 5. Januar 2017
  3. Hochspringen Gerhard Matzig zur Eröffnung des Weißenhofmuseums im Le Corbusierhaus Stuttgart, Süddeutsche Zeitung vom 23. Dezember 2005, S. 15
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