Ehe-, Familien- und Lebensberatung
Die Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen sind ein psychologischer Fachdienst der katholischen und evangelischen Kirche. Sie erfüllen aus dem christlichen Menschenbild heraus einen Grundauftrag der Kirche. Gleichzeitig nehmen sie wesentliche Aufgaben im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe wahr. In den Beratungsstellen arbeiten multiprofessionelle Teams, deren Mitglieder alle über eine Ausbildung in Ehe-, Familien- und Lebensberatung und zusätzliche psychotherapeutische Qualifikationen verfügen. Das Angebot richtet sich vorwiegend an erwachsene Ratsuchende, die als Einzelpersonen, Paare und Familien kommen können. Es steht allen Menschen offen, unabhängig von Konfession, Weltanschauung und sexueller Orientierung.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]- 1 Angebot
- 2 Beratung
- 3 Einzelberatung
- 4 Ehe- und Paarberatung
- 5 Familienberatung
- 6 Krisenintervention
- 7 Gruppenarbeit
- 8 Mediation
- 9 Gerichtlich empfohlene oder angeordnete Beratung
- 10 Online-Beratung für Einzelpersonen und Paare
- 11 Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund
- 12 Qualitätsstandards
- 13 Kosten
Angebot[Bearbeiten]
Das Beratungsangebot der kirchlichen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) umfasst Hilfen in aktuellen kritischen Lebenssituationen wie auch längerfristige psychotherapeutische Beratung.
Beratung kann in Anspruch genommen werden: - als einmaliges Angebot - zur Information und Klärung von offenen Fragen - wiederholt und regelmäßig über einen bestimmten Zeitraum, wenn dies notwendig ist. - als E-Mailberatung oder Beratung im Chat
Beratung[Bearbeiten]
In ersten Gesprächen mit einer Beraterin oder einem Berater entscheidet sich, welche Form der Hilfe und der Unterstützung der Klient benötigt. In besonderen Fragestellungen wird auf andere kooperierende psychosoziale Beratungseinrichtungen verwiesen. Im Weiteren wird die Form der Beratung entschieden. Möglich sind Einzelgespräche, Paargespräche, Gespräche in Gruppen von Einzelnen oder Paaren oder Familiengespräche, juristische Beratung und Mediation. Darüber hinaus wird die Dauer und die Anzahl der zur Verfügung stehenden Beratungsstunden geklärt.
Einzelberatung[Bearbeiten]
Beratungsgespräche können in jeder schwierig erscheinenden Lebenssituation in Anspruch genommen werden. Dies können allgemeine Lebensprobleme sein, in denen sich der Ratsuchende überfordert fühlt und sich nicht mehr selbst zu helfen weiß. Es kann ausreichend sein, einen Anstoß zu geben und die Selbsthilfefähigkeiten des Klienten zu mobilisieren. Schwierigere innere psychische Konflikte und belastende psychosoziale Konfliktsituationen benötigen in der Regel eine überschaubare Anzahl von Beratungsstunden, um dem Klienten zu einem Verständnis seiner Konflikte zu verhelfen und zu ihrer Lösung beizutragen.
Ehe- und Paarberatung[Bearbeiten]
In der Partnerschaftsberatung finden beide am Konflikt beteiligten Partner die Möglichkeit, sich unter fachlicher Begleitung über die vorhandenen Partnerschaftskonflikte zu verständigen, um Lösungsmöglichkeiten und neue Verständnisformen zu finden.
Familienberatung[Bearbeiten]
In Familiengesprächen erhält jedes Familienmitglied die Möglichkeit, seine Sicht der familiären Probleme auszusprechen und zum Thema zu machen. So kann unter Berücksichtigung aller Beteiligten und ihrer jeweils besonderen Sichtweisen eine Lösung der innerfamiliären Schwierigkeiten gefunden werden. Eine Familienberatung können in Anspruch nehmen: Eltern mit Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, Patchworkfamilien sowie Teil-Familien.
Krisenintervention[Bearbeiten]
Wenn sich ein Klient in einer sehr kritischen Lebenssituation an die Beratungsstelle wendet, so können auch eine Reihe von Gesprächen zur Krisenintervention vereinbart werden, die in dichter Reihenfolge eine unmittelbare Bearbeitung der Problematik ermöglichen.
Gruppenarbeit[Bearbeiten]
In der Gruppenarbeit mit Paaren oder Einzelnen wird die besondere Kompetenz der Gruppe genutzt, sich über die Ähnlichkeit von Lebensproblemen oder Partnerschaftskonflikten zu verständigen, jeweils eigene Lösungsversuche miteinander zu besprechen und mit Hilfe der Gruppe zu erproben.
Mediation[Bearbeiten]
Mediation ist ein Verfahren, um einvernehmliche Regelungen offener Streitfragen zu erarbeiten. Sie wird häufig angeboten bei Konflikten im Zusammenhang mit dem Sorge- und Umgangsrecht.
Gerichtlich empfohlene oder angeordnete Beratung[Bearbeiten]
Im Rahmen familiengerichtlicher Verfahren kann Beratung vom Gericht empfohlen oder angeordnet werden. Eltern sind dann verpflichtet nachzuweisen, dass sie sich in gemeinsamen Beratungsgesprächen bemüht haben, die strittigen Fragen zum Wohle der Kinder zu regeln und sich auf ein gemeinsames Vorgehen bei der anstehenden Scheidung zu verständigen.
Online-Beratung für Einzelpersonen und Paare[Bearbeiten]
Es wird auch eine Online-Beratung angeboten. Die Erfahrungen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung zeigen, dass sich auch im Internet Menschen mit Partnerschafts-, Ehe- und Lebensfragen an den psychologischen Fachdienst der Kirche wenden und unter fachlicher Begleitung Lösungen erarbeiten. Die Fragen unterscheiden sich nicht von denen, die in der Direkt-Beratung gestellt werden.
Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund[Bearbeiten]
Der kulturelle Hintergrund und die aktuelle interkulturelle Situation finden in den Beratungsgesprächen Berücksichtigung. Nach Möglichkeit werden Beratungen in verschiedenen Fremdsprachen angeboten.
Qualitätsstandards[Bearbeiten]
Die Qualität der institutionellen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL-Beratung), ist gewährleistet durch folgende Standards: In jeder Beratungsstelle arbeitet ein Team von Ehe-, Familien- und Lebensberaterinnen und -beratern, die aus verschiedenen Berufsfeldern kommen, wie z. B. Psychologie, Theologie, Pädagogik, Sozialpädagogik, Medizin. Jede Beraterin und jeder Berater hat eine 4-jährige Weiterbildung in Ehe-, Familien- und Lebensberatung nach der Weiterbildungsordnung der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Beratung (Kath. BAG e. V.) entsprechend den Richtlinien des Deutschen Arbeitskreises für Jugend-, Ehe- und Familienberatung (DAKJEF) oder einen Materstudiengang (Master of Counseling „Ehe-, Familien- und Lebensberatung, M.A.“) absolviert. Die Beratungsarbeit integriert ein tiefenpsychologisches Grundverständnis mit systemischen und verhaltensmodifizierenden Ansätzen. Darüber hinaus haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzliche Qualifikationen in unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren (z. B. Traumatherapie, Mediation, Familientherapie, Sexualtherapie, u. a. m.) Kontinuierliche externe Supervision und regelmäßige Fortbildungen sind fester Bestandteil der fachlichen Arbeit. Die Beratungsstellen kooperieren fallbezogen und in fachlichen Gruppen mit anderen Beratungsdiensten, medizinischen Einrichtungen, niedergelassenen Therapeuten und anderen. Alle Beraterinnen und Berater unterliegen der gesetzlich geregelten Schweigepflicht (§203 StGB).
Kosten[Bearbeiten]
Die Beratungsstellen werden überwiegend von den Kirchen finanziert; zusätzlich aus Landes- und kommunalen Mitteln, Fördervereinen und Spenden. Die Beratung ist grundsätzlich kostenfrei. Spenden werden erbeten.